- Koczulla, Andreas Rembert (Schönau am Königssee). Vortrag: Nicht medikamentöse Therapien (Lungensport, DiGA, Reha,..). Sitzung: COPD – was geht noch? Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2025, Wiesbaden, 04.05.2025.
Lungensport ist ein bewährter Bestandteil der COPD-Therapie. Er steigert Ausdauer, Kraft und Lebensqualität – und wirkt sich positiv auf Symptome und Prognose aus. Spezialisierte Gruppen mit gezieltem Übungsangebot lassen sich etwa über www.lungensport.org finden. Dort stehen auch Online-Kurse zur Verfügung – praktisch für Patienten in unterversorgten Regionen.
Die Betroffenen sollten mindestens dreimal wöchentlich körperlich aktiv sein – auch wenn viele Gruppen in der Praxis nur einmal pro Woche angeboten werden. Das Training erfolgt mit 60–70 % der individuellen Belastbarkeit. Neben Ausdauer- und Krafttraining sind auch Intervalle bei stärkerer Dyspnoe sinnvoll. Die Belastungsintensität kann z. B. über die Borg-Skala (Ziel: 4–6 von 10) gesteuert werden.
Verordnungen sind über das Formular 56 möglich, im Reha-Kontext über G850. Nach Genehmigung durch die Krankenkasse erhalten Patienten bis zu 120 Einheiten in drei Jahren.
Neben den gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auch die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), die gesetzliche Rentenversicherung (DRV) sowie die gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) die Kosten. Allerdings unterscheiden sich die Behandlungsdauern: Bei DRV nur sechs Monate, bei GKV und SVLFG drei Jahre – bei der DGUV ohne Zeitbegrenzung.
Im ist derzeit keine App speziell für COPD gelistet. Dennoch existieren relevante digitale Ansätze. Zum Beispiel die App Nichtraucherhelden.de zur Rauchentwöhnung, die auf der ABC-Regel (Ask – Brief – Cessation Support) basiert und in ersten Studien höhere Aufhörquoten als die klassische Beratung zeigt – wobei der Effekt leider häufig nach einigen Monaten nachlässt. Koczulla sieht solche Angebote dennoch als sinnvolle Ergänzung – vor allem für jüngere, technikaffine Patienten.
Ein weiteres Beispiel ist die App Kaia COPD, die im Reha-Kontext getestet und zeitweise als DIGA zugelassen war. Sie kombiniert edukative Inhalte, Atemtechniken, Bewegungseinheiten und KI-basiertes Bewegungstraining per Smartphone-Kamera. Nutzer, die die App regelmäßig (mehr als viermal wöchentlich) verwendeten, steigerten nachweislich ihre Schrittzahl – teils auch über das Reha-Ende hinaus.
Weil der bisherige Nutzennachweis nicht ausreichte, wurde die DIGA-Zulassung nicht verlängert. Eine Folgestudie soll nun zur erneuten Zulassung beitragen.
Koczulla gab einen Ausblick auf die kommende S2k-Leitlinie zur . Geplant sind unter anderem folgende Empfehlungen:
Grundsätzlich wird allen COPD-Betroffenen körperliche Aktivität empfohlen – zusätzlich zur Rauchentwöhnung. Für GOLD-Stadien B und E gilt zudem: Pulmonale Reha ist ausdrücklich angeraten.
Wie nachhaltig Reha wirken kann, zeigt eine australische Langzeitstudie: Schon eine einzelne Reha-Episode hatte einen positiven Einfluss auf die 20-Jahres-Mortalität.
In Deutschland bleibt die Umsetzung jedoch lückenhaft: Nur rund 2 % der moderaten und 16 % der schweren COPD-Patienten nehmen überhaupt an einer Reha teil – obwohl die Indikation gegeben ist. Sein Appell: Bei einem ist die Reha selbstverständlich – bei COPD sollte das genauso sein.
Zum Abschluss sprach Koczulla ein oft übersehenes Thema an: den Bewegungsverlust bei akuter Exazerbation. Häufige Schonung – teils sogar Bettruhe – kann bereits nach wenigen Tagen zu einem deutlichen Muskelabbau führen. Dieser Verlust an Funktionsfähigkeit ist vielfach nur unvollständig reversibel.
Dass Bewegung auch im Akutfall möglich und sinnvoll ist, belegen aktuelle Studien. Darin wurden Patienten mit moderater Exazerbation zuhause telemedizinisch begleitet und gezielt aktiviert. Das Ergebnis: Signifikante Verbesserungen der Lebensqualität (CAT-Score) und Muskelkraft in der Interventionsgruppe.
Entscheidend sei übrigens nicht allein die Muskelmasse, so Koczulla, sondern die Funktion – und die lässt sich bei Verlust nur schwer wiederherstellen. Daher sollten Patienten möglichst frühzeitig wieder in Bewegung gebracht und zur Aktivität ermutigt werden.
COPD-Management endet nicht mit der Verordnung von . Prof. Koczulla machte deutlich: Bewegung, Reha und digitale Angebote gehören fest in die Versorgung – individuell anpassbar und idealerweise heimatnah.