COPD: Umstellung auf Pulverinhalatoren Logo of esanum https://www.esanum.de

Klimabewusste COPD-Therapie: Welche Folgen hat die Umstellung auf Pulverinhalatoren?

Das Gesundheitswesen trägt zu einem erheblichen Anteil der Treibhausgasemissionen bei. Dosieraerosole sind im Vergleich zu Pulverinhalatoren deutlich klimaschädlicher.

Wie schädlich sind Dosieraerosole?

  • Anders als Pulverinhalatoren (dry powder inhaler, DPI) enthalten Dosieraerosole (DA) Treibmittel, um die Wirkstoffe in die unteren Atemwege zu befördern. 
  • Heutzutage werden vor allem Flurane als Treibmittel eingesetzt, die zwar im Gegensatz zu den früher gängigen Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) die Ozonschicht nicht schädigen, aber hohe Treibhausgasemissionen verursachen.
  • Das Schädigungspotential für die Atmosphäre durch DA ist im Vergleich zu DPI um ein Vielfaches höher. 
  • Darüber hinaus enthalten DA kein Zählwerk, um die Restfüllmenge abzuschätzen. Technisch bedingt verbleiben auch nach vollständigem Verbrauch des Wirkstoffs noch Treibmittel im Inhalationsgerät, was die Klimabilanz weiter verschlechtert.
  • In der wird bei Patienten ab zwölf Jahren eine inhalative Therapie vorzugsweise mit einem DPI empfohlen. 

Die Forscher aus Michigan nahmen die Umstellung der Veterans Health Administration (VHA) von Dosieraerosolen (Budesonid-Formoterol) auf Trockenpulverinhalatoren mit Fluticason-Salmeterol im Jahr 2021 zum Anlass, die klinischen Auswirkungen davon zu untersuchen. Sie verwendeten zwei unterschiedliche Studiendesigns:

  1. eine personenbezogene Fallserie mit intraindividuellem Vergleich vor und nach Umstellung
  2. eine Beobachtungsstudie mit Vergleich zweier Kohorten (Patienten, die auf DPI umstellten versus Patienten, die bei DA blieben)

Mehr Notaufnahmen und Krankenhausaufenthalte nach Therapieumstellung

In die Fallserie wurden rund 260.000 US-Veteranen aufgenommen, die auf eine Pulverinhalation umgestellt worden waren. Die meisten (69 %) hatten eine COPD, die übrigen . Nach dem Wechsel der Therapie waren die Verschreibungen von kurzwirksamen Notfallmedikamenten zwar zum Teil rückläufig, jedoch stieg die Anzahl an Notaufnahmen und Krankenhausaufenthalten um 5 bzw. 8 % (Inzidenzratenverhältnis [IRR] 1,05; 95 % KI 1,04–1,06 bzw. 1,08; 95 % KI 1,06–1,09).

In der Beobachtungsstudie wurden knapp 170.000 Patienten, die auf Fluticason-Salmeterol-Trockeninhalatoren wechselten, mit rund 90.000 Patienten verglichen, die bei Budesonid-Formoterol-Dosieraerosolen blieben. Auch hier stieg bei denjenigen, die die Therapie umstellten, im Vergleich zur Kontrollgruppe die Anzahl an und Krankenhausaufenthalten leicht an (19,45 versus 18,31 % bzw. 16,14 versus 15,64 % nach 180 Tagen). Bei den Notfallverordnungen gab es ebenso wie bei der Mortalität keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen. 

Fraglicher Zusammenhang zwischen Pulverinhalation und schlechterem Outcome

Die Ergebnisse der Untersuchung stehen im Widerspruch zu europäischen randomisiert-kontrollierten Studien und Reviews, bei denen eine Umstellung auf klimafreundlichere DPI keine klinisch relevanten Unterschiede und Nachteile in Bezug auf die Asthmakontrolle zur Folge hatte. Die Autoren führen dies unter anderem darauf zurück, dass DPI in den USA einen vergleichsweise geringen Marktanteil haben und Patienten daher weniger mit dieser Inhalatorklasse vertraut sind. Zudem hätten die Teilnehmer (Durchschnittsalter der Veteranen 71 Jahre) möglicherweise Schwierigkeiten gehabt, ausreichend kräftig einzuatmen – eine Grundvoraussetzung für eine effiziente Pulverinhalation. Die Forscher betonen außerdem, dass neben dem Inhalationsgerät auch der gleichzeitige Wechsel der Wirkstoffe zu einer erhöhten Inzidenz unerwünschter Ereignisse geführt haben könnte.

Gut möglich also, dass mit entsprechenden Implementierungsstrategien und Schulungen zur richtigen Inhalationstechnik ein erfolgreicher Wechsel auf Pulverinhalatoren gelingen kann. Für die Umwelt wäre es ein großer Gewinn: Allein durch die Therapieumstellung der VHA wurden schätzungsweise Treibhausgasemissionen von etwa 6.000 benzinbetriebenen PKW für ein Jahr eingespart.

Quelle:
  1. Rabin AS et al. Budesonide-Formoterol Metered-Dose Inhaler vs Fluticasone-Salmeterol Dry-Powder Inhaler. JAMA Intern Med 2025 ;185(8) :1005–1013.