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Kasuistik: Dreifach primäres Lungenkarzinom – ein ungewöhnlicher Fall

Ein Patient erkrankte zweimal an primären Lungenkarzinomen. Obgleich er mit dem Rauchen aufhörte, entwickelte sich ein dritter primärer Lungenherd – ein außergewöhnlicher Fall mit wichtiger Botschaft für die Nachsorge.

Autoabgase als Karzinogen allgemein unterschätzt

Kasuistik: Parkplatzwärter mit Lungenkarzinom

Ein 76-jähriger Mann wird aufgrund einer Lungenmasse in eine Klinik überwiesen. Er ist langjähriger Gelegenheitsraucher mit wiederholten Unterbrechungen. Seit über 30 Jahren arbeitet der Patient jedoch als Parkassistent. Aus seiner Familie sind bisher keine weiteren Lungenkrebsfälle bekannt.

Im CT-Scan zeigte sich eine 1,3 x 1,4 cm messende Läsion im rechten Lungenoberlappen. Hinzu kam eine suspekte Läsion im rechten Lungenunterlappen, welche sich in der weiteren Beobachtung innerhalb von zwei Jahren zunehmend vergrößerte.

Bei der ersten Läsion handelte es sich um ein Adenokarzinom. Die zweite primäre Tumormasse wurde als ein Plattenepithelkarzinom identifiziert. 

Therapie und Rauchstopp und ein drittes primäres Karzinom?  

Der Patient verweigerte eine chirurgische Versorgung und wurde daher mittels stereotaktischer Radiochirurgie behandelt. Der Mann hatte zwar bereits direkt nach der Diagnose mit dem Rauchen aufgehört, arbeitete jedoch weiterhin 12 Stunden täglich als Parkplatzwärter auf einem großen Parkplatz.

Etwa 29 Monate nach der Erstbehandlung entwickelte der Patient eine neue dritte Läsion der Lunge. Dabei handelte es sich um ein primäres kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC), welches mittels kombinierter Chemo- und Strahlentherapie behandelt wurde.

Was bedeutet dieser Fall für die Praxis?

Die Hauptfrage, die sich bei diesem Patienten unweigerlich stellt, ist: Was könnte für den dreifachen Lungenkrebs verantwortlich sein? Genetische Faktoren, die bei dem Mann zumindest aufgrund der unauffälligen Familienanamnese nicht an erster Stelle der Ursachen stehen werden oder das Rauchen oder auch die Abgasbelastung durch die Arbeit als Parkplatzwärter?

Aus der einschlägigen Literatur ist zudem bekannt, dass vor allem männliches Geschlecht, Rauchen, COPD und Nicht-Adenokarzinome das Risiko für Lungenkarzinome erhöhen.

Der in dieser Kasuistik beschriebene Patient hörte direkt nach der ersten Lungenkrebsdiagnose mit dem Rauchen auf, arbeitete aber weiterhin als Parkplatzwärter bis zu 12 Stunden am Tag. Allerdings ist allgemein bekannt, dass die schädlichen Auswirkungen des Rauchens auch nach einem Rauchstopp noch jahrelang persistieren können – das schließt ein höheres Tumorrisiko mit ein. Die Hauptursache des dreifachen Lungenkrebses bei diesem Patienten ist somit sehr wahrscheinlich das Rauchen.

Doch noch etwas anderes führt dieser Fall deutlich vor Augen. Die Beratung zur Vermeidung weiterer Umweltkarzinogene, die synergistisch mit dem Rauchen wiken können, wird in der Praxis viel zu häufig vernachlässigt.

Dieser Patient arbeitete seit 30 Jahren als Parkplatzwart und war somit beständig Abgasen ausgesetzt. Eine solche Exposition ist heute bereits als berufsbedingtes Karzinogen bekannt. Hinzu kommt, dass ungefähr zeitgleich mit der dritten Lungenkarzinom-Diagnose des Mannes auch seine Frau an einem Adenokarzinom der Lunge erkrankte. Auch sie hatte mehrere Jahre lang auf einem Parkplatz gearbeitet. Abgase könnten als Umweltgifte somit neben dem Rauchen einen zusätzlichen Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Lungenkarzinoms darstellen, so die Autoren dieser Kasuistik aus Südkorea.
 

Quelle:

Choi HS & Sung J-Y. Triple primary lung cancer: a case report. BMC Pulmonary Medicine 2022; 22: 318. https://doi.org/10.1186/s12890-022-02111-x