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Wie viel Aspirin brauchen Kinder mit Herzerkrankungen?

Kinder mit angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen haben ein hohes arterielles Thromboserisiko, das mit Aspirin reduziert werden kann. Doch die optimale Dosis bei pädiatrischen Patienten ist noch weitgehend unklar.

Aspirin zur Thromboseprophylaxe bei herzkranken Kindern:

Unterteilung in verschiedene Dosis- und Altersgruppen

Für ihre Untersuchung rekrutierten irische Forscher aus Dublin 105 Patienten ≤ 18 Jahren aus kardiologischen Ambulanzen. Die Patienten litten unter verschiedenen angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen, die eine Aspirintherapie erforderten. Die häufigsten Diagnosen waren ein hypoplastisches Linksherzsyndrom (45,5 %), eine Fallot-Tetralogie oder Kardiomyopathie (jeweils 8,9 %).

Die Patienten wurden je nach Aspirindosis in vier Quartile eingeteilt:

Außerdem erfolgte eine Stratifizierung nach Alter – das Hauptaugenmerk lag auf den beiden Altersklassen unter bzw. über 2 Jahren.

Zur Bestimmung der Thrombozytenaggregation dienten zwei bei pädiatrischen Kardiologiepatienten gängige In-vitro-Tests, die Thromboelastographie sowie die Thrombozyten-Lichttransmissionsaggregometrie, wobei jeweils Grenzwerte für ein Nicht- bzw. Teilansprechen festgelegt wurden.

Unterschiedliches Ansprechen je nach Dosis und Alter

Bei den Patienten unter 2 Jahren sprachen alle mit der höchsten Aspirindosis (Q4) auf die Behandlung an. In Q2 und Q3 gab es jeweils zwei Non-Responder, in Q2 zusätzlich zwei Semi-Responder. Eine niedrige Dosierung von 1,12 bis 1,97 mg/kg/Tag erhielt kein Patient in dieser Altersgruppe. Die häufigsten Diagnosen bei den Non- bzw. Semi-Respondern waren Truncus arteriosus, Fallot-Tetralogie und hypoplastisches Linksherzsyndrom. Ein allgemeiner Zusammenhang zwischen der Primärdiagnose und dem Ansprechen auf Aspirin konnte jedoch nicht festgestellt werden. 

Das Gleiche galt für die Altersgruppe über 2 Jahren, in der diejenigen, die nicht optimal ansprachen, eine Transposition der großen Arterien oder ebenfalls ein hypoplastisches Linksherzsyndrom aufwiesen. Im Gegensatz zu den jüngeren Kindern sprachen sowohl in Q4 als auch in Q3 alle auf Aspirin an, ohne signifikanten Unterschied zwischen beiden Dosierungen. In Q1 und Q2 gab es eine Reihe von Semi- und Non-Respondern, wobei das Ansprechen bei diesen Dosisgruppen zwischen 100%iger Thrombozytenaggregationshemmung und keinerlei Hemmung stark variierte.

Drohende Unter- bzw. Überversorgung mit Aspirin

Die Autoren zogen aus der Untersuchung folgende Schlüsse:

  1. Insgesamt schwankt das Ansprechen auf Aspirin je nach Dosis und Alter der Patienten stark. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Diagnose und Therapieansprechen ließ sich nicht ableiten.
  2. Jüngere Kinder < 2 Jahren benötigen tendenziell höhere Dosen für eine effektive Thrombozytenaggregationshemmung, möglicherweise 5 mg/kg/Tag.
  3. Bei Kindern > 2 Jahren könnte eine Dosierung von 3 mg/kg/Tag ausreichend sein, da darunter bereits alle auf die Behandlung ansprachen. 
  4. Die derzeitige Praxis kann bei einigen Kindern zu einer verminderten Thrombozytenhemmung aufgrund von Unterdosierung und bei anderen zu einer Überdosierung führen. Daher sollten verstärkt Laborkontrollen erfolgen. 
Quelle:
  1. Regan, IE et al. The Effects of Aspirin dose in Children with Congenital and Acquired Heart Disease. Results from the Paediatric Study of Aspirin Efficacy using Diagnostic and Monitoring Tools (PAED-M). Pediatr Cardiol (2024). https://doi.org/10.1007/s00246-024-03509-6.