TIGIT-Studie zerstört Hoffnung von Lungenkrebs-Patienten Logo of esanum https://www.esanum.de

Nachlese vom ASCO 2022: Rückschlag für TIGIT-Pipeline

Nach den enttäuschenden Ergebnissen zweier aktueller Phase-III-Studien zu dem neuartigen TIGIT-Inhibitor Tiragolumab kommen Zweifel an dem viel untersuchten Checkpoint-Target auf.

Aktueller Stand zum Inhibitor

Add-on Tiragolumab scheitert beim fortgeschrittenen SCLC... 

Die Zugabe von Tiragolumab zu Atezolizumab plus Carboplatin und Etoposid erbrachte jedoch beim unbehandelten kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium (ES-SCLC) keinen zusätzlichen Nutzen in Bezug auf das progressionsfreie (PFS) oder das Gesamtüberleben (OS). Dies geht aus Daten der mit Spannung erwarteten Phase-3-Studie SKYSCRAPER-02 hervor, die anlässlich des ASCO 2022 in Chicago präsentiert wurden. Dr. Charles M. Rudin vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York sagte, die Ergebnisse seien "eindeutig negativ".2

Initial waren Erkrankte mit Hirnmetastasen ausgeschlossen worden, jedoch zeigte sich, dass deren Berücksichtigung nicht zu signifikanten Unterschieden zwischen den beiden Gruppen führte. In der vollständigen Analyse betrug das mediane PFS unter Tiragolumab 5,1 Monate (versus 5,4 Monate im Kontrollarm). Das mediane OS betrug 13,1 bzw. 12,9 Monate.

Seit der Veröffentlichung der IMpower133-Studien und den CASPIAN-Studien ist die Ergänzung der Erstlinien-Chemotherapie um eine Anti-PD-L1-Blockade der Therapiestandard.3 Dr. Rudin merkte an, dass PD-L1-Inhibitoren, obwohl sie der neue Behandlungsstandard sind, einen relativ geringen Überlebensvorteil bieten und dass nur ein kleinerer Teil der Behandelten mit SCLC von der Immuntherapie dauerhaft zu profitieren scheint.3

...und beim fortgeschrittenen NSCLC

Die Phase-3-Studie SKYSCRAPER-01 untersuchte ebenfalls die Zugabe von Tiragolumab zu Atezolizumab, aber beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) mit hoher PD-L1-Expression. Interimsergebnisse zeigten keine Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS), Daten zum Gesamtüberleben (OS) waren noch nicht reif. Diese Zahlen wolle man noch abwarten, um die nächsten Schritte festzulegen, sagte ein Sprecher von Roche.1

Die Ergebnisse lassen Zweifel an diesem (einem der am meisten untersuchten) Checkpoint-Targets der nächsten Generation in der Immunonkologie aufkommen, schreibt die Zeitschrift Cancer Discovery.4
Rudin resümierte, dass eine TIGIT-Blockade beim kleinzelligem Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium "therapeutisch nicht relevant" zu sein scheint, Untersuchungen in verschiedenen anderen Krankheitskontexten, einschließlich dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs und dem Ösophaguskarzinom, würden aber fortgesetzt.2

Zu schnell zu Phase-III-Studien übergegangen?

Dr. Chandra Prakash Belani vom Penn State Cancer Institute in Pennsylvania diskutierte, was zu den negativen Ergebnissen der Studie geführt haben könnte. Möglicherweise liege es daran, dass die Studie auf präklinischen Überlegungen beruhte, die sich "nicht bewahrheitet haben, und das ist bedauerlich".2
TIGIT ist ein relativ neu beschriebener hemmender Immun-Checkpoint, der auf aktivierten T-Zellen und NK-Zellen vorhanden ist und bei vielen Krebsarten vorkommt. In einem Interview mit ASCO Daily News erklärte Belani: "Die TIGIT-Expression korreliert stark mit der PD-L1-Expression, und Tiragolumab ist ein humaner monoklonaler Anti-TIGIT-Antikörper, der mit anderen Immuntherapien wie Atezolizumab synergistisch wirken kann."3

In seiner Diskussion schloss er: "Ich denke, dass wir zurückhaltend sein und zuerst überprüfen sollten, ob es klinische Aktivität gibt."2

 

Quellen: