Brustkrebs bei Männern als Spätfolge von Krebs? Logo of esanum https://www.esanum.de

Männlicher Brustkrebs als Langzeitfolge bei Krebsüberlebenden

Krebs bei Kindern ist heute in vielen Fällen heilbar. Dennoch ist beim Mann nur wenig bekannt über die Langzeitfolgen der Erkrankung und der zytotoxischen Therapien. Eine aktuelle Arbeit benennt männlichen Brustkrebs als mögliche Spätfolge für Krebsüberlebende.

Das sollten Sie über das Brustkrebs-Risiko bei Krebsüberlebenden wissen

Männlicher Brustkrebs bleibt eine seltene Erkrankung

Sekundärer Brustkrebs ist als Spätfolge bei weiblichen Überlebenden von Krebs im Kindesalter bereits anerkannt. Das Risiko steigt hier insbesondere nach zytotoxischen Therapieverfahren, wie z.B. nach einer Strahlentherapie. Ob auch männliche Überlebende von Krebs im Kindesalter ein höheres Brustkrebs-Risiko haben, war bislang unbekannt.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit hat nun die vorhandene Evidenz nach einer Krebserkrankung im Kindesalter systematisch bei Männern einer paneuropäischen Kohorte untersucht. Dazu werteten die Forschenden u.a. Kohortenstudien und Fallberichte aus, die einen männlichen Brustkrebs nach Krebs im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter (≤ 21 Jahre) untersucht hatten. 

22-fach höheres Brustkrebsrisiko nach Krebs im Kindesalter

Insgesamt flossen Daten von 38 Publikationen in die Auswertung ein. Die kohortenspezifische Häufigkeit für männlichen Brustkrebs lag dabei zwischen 0 und 0,40 %. Im Mittel trat ein männlicher Brustkrebs 24 bis 42 Jahre nach einer überlebten Krebserkrankung als Kind auf. Neun Fallberichte beschrieben zudem 11 Brustkrebs-Fälle, die 11–42,5 Jahre nach einer primären Krebserkrankung im Kindesalter diagnostiziert wurden.

Aus den Daten der PanCareSurFup-Kohorte (16 Brustkrebsdiagnosen auf 37.738 Männer; = Anteil von 0,04%) ermittelten die Forschenden ein 22,3-fach höheres Risiko für Brustkrebs im Vergleich zur männlichen Allgemeinbevölkerung. Die Fünf- bzw. Zehnjahresüberlebensraten nach Brustkrebs-Diagnose betrugen 60,3% (95%-KI: 35,6– 85%) bzw. 43,0 % (95%-KI: 16,1– 69,9%). Risikofaktoren für die Entwicklung eines sekundären Brustkrebses nach überlebter Krebserkrankung in der Kindheit fanden die Forschenden indes nicht. 

Inwieweit haben diese Ergebnisse Einfluss auf die Praxis?

Verglichen mit der männlichen Allgemeinbevölkerung haben Überlebende einer Krebserkrankung im Kindesalter ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter an einem sekundären Brustkrebs zu erkranken. Die Häufigkeit dessen ist jedoch gering. 

Dennoch sollten neben den Patienten auch deren Ärztinnen und Ärzte sich dieser seltenen, aber schwerwiegenden Spätfolge bewusst sein. Das bringt mit sich, dass männliche Langzeitüberlebende einer Krebserkrankung im Kindesalter mit krebsassoziierten Symptomen sorgfältig untersucht werden sollten. Nur so lässt sich im Zweifel ein männlicher Brustkrebs als Spätfolge ausschließen oder frühzeitig erkennen und behandeln.

Quelle: 
Wang Y et al.,
Male breast cancer after childhood cancer: Systematic review and analyses in the PanCareSurFup cohort. Eur J Cancer 2022; 165: 27–47.