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Immunonkologie: universell einsetzbar oder altersabhängig?

Die Immunonkologie hat nicht allein in der Urologie ganz neue Impulse gesetzt. Die Ansprechraten sind mit circa 25 % dennoch gering. Eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigte nun, dass das Alter durchaus eine Rolle spielen könnte und fordert gleichzeitig mehr Wissenszuwachs auf diesem Gebiet.

Metastudie untersucht Immuntherapie und Patientenalter

Die Immunonkologie hat nicht allein in der Urologie ganz neue Impulse gesetzt und verschafft manchem Patienten am Ende der Tumortherapie noch ein paar wertvolle Lebensmonate mehr. Die Ansprechraten sind mit circa 25 % aber dennoch gering, und auch der Einfluss des Alters auf den Erfolg einer Immuntherapie ist bisher schlecht untersucht. Eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigte nun, dass das Alter durchaus eine Rolle spielen könnte und fordert gleichzeitig mehr Wissenszuwachs auf diesem Gebiet.

Fast scheint es, als wäre die Immunonkologie der neue strahlende Stern am Therapiehimmel in der Uroonkologie. Auch viele Patienten setzen Hoffnungen auf die zukunftsweisenden Antikörpertherapien. Die meisten Patienten mit urologischen Tumoren liegen jedoch im Altersbereich um das 65. Lebensjahr und darüber.

Aus Erfahrung und gestützt durch zahlreiche Studien weiß der praktizierende Arzt, dass andererseits gerade Menschen oberhalb des 60. Lebensjahres einer fortschreitenden Seneszenz des Immunsystems unterliegen und ihre T-Zell-Zahlen beständig sinken. Wie also ist es zu erklären, dass die Immunonkologie beinahe ubiquitär Anwendung findet und das zumindest in der Urologie häufig in höherem Alter?

Tatsache ist, der Einfluss des Alters auf den Erfolg einer Immuntherapie, beispielsweise mit PD1- oder PD-L1-bindenden Antikörpern, ist derzeit nur unzureichend untersucht, könnte jedoch konkrete Auswirkungen auf den Therapieerfolg und die damit verbundenen Hoffnungen seitens der Patienten und Ärzte haben.

Um dieser Frage nachzugehen, durchsuchten Lalani und Kollegen medizinische Datenbanken wie PubMed/Medline, Embase, Web of Knowledge und die Cochrane-Library nach Arbeiten bis zum Erscheinungsdatum Oktober 2017. Insgesamt 21 Studien wurden in die Auswertung einbezogen, viermal zum Prostatakarzinom (PCa), achtmal zum Urothelkarzinom (UC) sowie neunmal zum Nierenzellkarzinom (RCC).

Bei einigen immunonkologischen Ansätzen ist das Alter relevant

Sipuleucel-T, ein bei PCa einsetzbarer therapeutischer Krebsimpfstoff, der als einen wesentlichen antigenwirksamen Baustein die prostataspezifische saure Phosphatase enthält, steigerte in Studien das Überleben der Patienten in einem medianen Alter > 70 Jahren.

In den Studien zum metastasierten Urothelkarzinom waren die Patienten meist älter als 65 Jahre. In drei Arbeiten zeigten sich ähnliche Ansprechraten bei Krebspatienten < 65 Jahre und > 65 Jahre. In einer Studie, in der die Patienten jünger bzw. älter als 80 Jahre waren, erzielte die Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren (z.B. Atezolizumab) durchaus vergleichbare Ansprechraten.

Eine weitere Impfstoff-basierte Studie stellte zudem fest, dass das Überleben von Patienten > 65 Jahren mit metastasiertem RCC verringert sein könnte.

Interessant waren jedoch vor allem die Daten zum derzeit vergleichsweise häufig diskutierten Nivolumab, einem weiteren Checkpoint-Inhibitor. Hierfür zeigte sich in der Zweitlinientherapie bei RCC, dass der Therapieerfolg sehr viel manifester war bei Patienten zwischen 65 und 75 Jahren im Vergleich zu älteren Teilnehmern jenseits der 75. 

Fazit

Die Studienauswertung von Lalani und Kollegen verdeutlicht, dass das Alter eines Tumorpatienten in einigen Settings einen Einfluss auf den Behandlungserfolg haben könnte, jedoch ist die Datenlage hierzu noch sehr ungenau. Dieser Sachverhalt sollte aber im Rahmen der Patientenaufklärung über die neuartigen immunologischen Therapieoptionen durchaus angesprochen werden.

Referenz:
Lalani A-KA et al., Immunotherapy in the Elderly. Eur Urol Focus 2017; https://doi.org/10.1016/j.euf.2017.11.008.