CDK4/6-Inhibitoren bei HR+/HER2- Mammakarzinomen Logo of esanum https://www.esanum.de

Therapie des HR+/HER2-metastasierten Mammakarzinoms mit CDK4/6-Inhibitoren

Wo besteht die Problematik bei der Zweitlinientherapie des HR+/HER2- Mammakarzinoms nach Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren in der Praxis? Die Ergebnisse der Phase-IV-Studie CAPTOR-BC?

AGO-Empfehlung zur Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom

Fasching betonte in seinem Vortrag, dass die Behandlung von Patientinnen mit einem metastasierten hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom in erster Linie endokrin erfolgen sollte. Ausnahmen hiervon sind ein drohender Organausfall oder Wechsel des HR-Status während des Fortschreitens der Erkrankung. Im letzteren Fall sollte eine erneute Bestimmung des HR-Status an einer Metastase durchgeführt werden.1,3 Eine Chemotherapie sollte bei Patientinnen mit metastierten hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom erst zum Einsatz kommen, wenn die endokrine Therapie nicht mehr ausreicht.1

CDK4/6-Inhibitoren verbessern das progressionsfreie Überleben

In seinem Vortrag stellte Fasching dem Auditorium die Effektivitätsdaten der CDK4/6-Inhibitoren zur Behandlung von Patientinnen mit HR+HER2- Mammakarzinom vor. In einer Übersicht wurden Daten zum progressionsfreien Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) dargestellt. Folgende Studien wurden miteinbezogen: MONALEESA-2/-3/-7, MONARCH 2/3, PALOMA-2, sowie DAWNA-1. Die Hazard Ratio für das PFS lag bei Werten zwischen 0,42 und 0,593. Diese Zahlen sprechen Fasching zufolge für eine beinahe Verdoppelung des medianen PFS durch die Anwendung der CDK4/6-Inhibitoren.1

Ribociclib zeigt signifikante Vorteile für das Gesamtüberleben

Fasching wies auf die in mehreren Studien formell statistisch signifikanten Vorteile der Anwendung von Ribociclib für das Gesamtüberlebens hin.1

Erstlinientherapie: Real-World-Daten sprechen für die CDK4/6-Inhibitoren

Seit der Einführung der CDK4/6-Inhibitoren im November 2016 für die Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem HR+HER2- Mammakarzinom nahm der Anteil dieser Therapeutika im Behandlungsregime stetig zu. Gleichzeitig konnte eine Abnahme des Einsatzes von Chemotherapeutika in der Erstlinientherapie verzeichnet werden. Bereits im Jahr 2017 wurden 47% und im Jahr 2018 63% der Patientinnen mit CDK4/6-Inhibitoren behandelt. Aktuell werden 70-80% der Patientinnen mit fortgeschrittenen HR+HER2- Mammakarzinom mittels CDK4/6-Inhibitoren therapiert. Der Einsatz der Chemotherapeutika nahm seit 2016 von 34,7% auf stetig 16,7% ab. Fasching betonte, dass eine Leitlinien-gerechte Therapie -dies bedeutet in erster Linie endokrin zu therapieren- nach der Einführung der CDK4/6-Inhibitoren nun endlich auch durchgeführt werden konnte.1

Zweitlinientherapie: Hoher Einsatz von Chemotherapeutika

Fasching zufolge hatte sich der Einsatz von Chemotherapeutika in die Zweitlinientherapie verschoben. Seit 2016 hatten zwischen 32% und rund 47% der Patientinnen mit fortgeschrittenen HR+HER2- Mammakarzinom Chemotherapeutika als Zweitlinientherapie erhalten. Fasching hebte in seinem Vortrag hervor, dass die Therapiesequenz nach dem Einsatz der CDK4/6-Inhibitoren in der Erstlinientherapie im klinischen Alltag oft geklärt werden müsste. Klare Empfehlungen hierzu gäbe es jedoch bereits auf der Webseite der AGO. In der AGO-Empfehlung werden die Therapiesequenzen in Algorithmen dargestellt (siehe Abbildung 1). Fasching empfahl in seinem Vortrag die Therapiealgorithmen der AGO im klinischen Alltag anzuwenden.1,4

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Abbildung 1: Das klinische Bild wurde Fasching zufolge in den Therapiealgorithmen der AGO sehr gut dargestellt. Standardtherapie war die Kombination eines CDK4/6-Inhibitors mit AI oder Fulvestrant. Bei endokriner Resistenz erhielten Fasching zufolge ca. 35 % der Patientinnen eine Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab. Dies sei ein klinisch sehr relevanter und großer Anteil an Patientinnen.1,4

CAPTOR-BC-Studie: Therapiesequenzen mit/nach CDK4/6-Inhibitoren besser verstehen

Das HR+HER2- Mammakarzinom ist die Haupttodesursache für Patientinnen mit Brustkrebs. Das Ziel der CAPTOR-BC-Studie war es die Implementierung von "cutting edge" wissenschaftlichen Methoden, um die Therapiesequenzen mit bzw. nach CDK4/6-Inhibitoren besser verstehen zu können. Auf diese Weise soll die Behandlung und die Wahl weiterer Therapiesequenzen im Sinne einer personalisierten Medizin weiter optimiert werden. Die Studie ging der u.a. Frage nach, zu welchen Effektivitäts- und Resistenzmechanismen es im Rahmen einer Behandlung mit CDK4/6-Inhibitoren kommen kann.1

PRAEGNANT-Netzwerk/CAPTOR-BC/CATCH

Die Datensätze von Patientinnen mit HR+HER2- Mammakarzinom, die in über 60 Studienzentren ermittelt wurden sind im PRAEGNANT-Netzwerk zusammengetragen worden. Diese multizentrische Sammlung und Analyse von Biomaterialien haben zu einer enormen Expertise beigetragen. Es wurden u.a. diagnostische Tests entwickelt, die auf der Basis von Plasma- und Serumproben prognostische Aussagen treffen können. Wissenschaftliche Studien haben dazu beigetragen, dass in den letzten 12 Monaten relevante Biomarker bekannt geworden sind. PIK3CA-, (Östrogenrezeptor 1) ESR1- sowie RB1-Mutationen und Methoden wie das Multiplex-Imaging und die Immunonkologie spielen eine wichtige Rolle für das Verständnis der endokrinen Resistenz.1

Fazit für die Praxis

Quelle:
  1. Fasching, Peter, Prof. Dr. med., CAPTOR-BC: Gemeinsam Forschen für eine individualisierte Ribociclib-Therapie, Novartis GmbH: Aktuelles aus der Behandlung der MPN Patienten und zur Studienlandschaft beim HR+/HER2-metastasierten Mammakarzinom, Industriesymposium, DGHO 2022, Aachen, 9:00 Uhr, 10.10.2022.
  2. https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/kisqali-epar-product-information_de.pdf
  3. https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2022/Einzeldateien/AGO_2022D_18_Endokrine_und_zielger_Therapie_met._MaCa.pdf
  4. https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2022/Einzeldateien/AGO_2022D_26_Therapiealgorithmen.pdf