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Erste Schritte zur Deeskalation der Chemotherapie bei Ovarialkarzinom

Die personalisierte Medizin könnte auch das Gesamtüberleben von Patientinnen mit Ovarialkarzinom verbessern. Möglichkeiten zur Deeskalation der Chemotherapie stellte Konferenzleiter Prof. Dr. med. Dr. hc. Jalid Sehouli bei der 12. Charité Mayo Conference vor.

Ovariale Tumorbiomarker als Eintrittskarte zur Personalisierten Medizin

In seinem Vortrag diskutiert Sehouli die Möglichkeit einer Deeskalation der Chemotherapie nach erfolgreicher R0-Resektion des Ovarialkarzinoms. Ein Hauptproblem hierbei ist die korrekte Patientinnenwahl. Für die Lösung dieses Problems sieht er große Chancen in der Bestimmung der ovarialen Tumorbiomarker, um so im Sinne der Personalisierten Medizin ganz individuell angepasste Therapieentscheidungen treffen zu können.


Abbildung: Quelle: Präsentation Sehouli©, Part II:  Ovarian Cancer, Satellite Symposium, The Patient at the Center of the Therapy Algorithm in Ovarian Cancer, CMC 2022, Berlin, 08. April 2022.

“Was wir hervorheben möchten ist, dass die Patientin im Mittelpunkt des Therapiealgorithmus für Ovarialkarzinom steht. Wir sehen eine enorme Entwicklung bei der Entwicklung neuer Behandlungen und wir sind noch nicht am Ende dieses Prozesses angelangt. Wir sehen Schritt für Schritt die Verbesserung der klinischen Ergebnisse in Bezug auf das progressionsfreie Überleben, die Zeit bis zur nächsten Behandlung und hoffentlich auch für das Gesamtüberleben.”
 
Prof. Dr. med. Dr. hc. Jalid Sehouli

Lebensqualität bei Ovarialkarzinom verbessern

Für Sehouli müssen Lebensqualität beeinflussende Faktoren in die Therapieentscheidung mit einfließen. Die Erhaltungstherapie führt zu einer Remission und verlängert das krankheitsfreie Intervall bei primären und rezidivierendem Ovarialkarzinom. Für die Therapiewahl sind Aspekte der Lebensqualität von entscheidender Bedeutung. Das Nebenwirkungsprofil einiger Therapeutika umfasst u.a. Alopezie, Fatigue und Neurotoxizität. Vor allem persistierende Nebenwirkungen können langfristig das Leben der Patientinnen beeinträchtigen und ihren Alltag bestimmen. Eine Deeskalation der Chemotherapie könnte durch die damit einhergehende Reduktion der Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patientinnen verbessern.

“Die 6 Zyklen der Chemotherapie bei Ovarialkarzinom stammen noch aus einer Zeit, in der wir noch überhaupt keine Operationen durchgeführt haben. Wir sehen, dass bei immer mehr Patientinnen eine komplette Resektion mit einem günstigen Ergebnis erreichbar ist. Wir möchten dieses Paradigma der 6 Zyklen durchbrechen, um die Nebenwirkungen zur reduzieren bei gleichzeitig erhaltener Therapieeffizienz.“

Prof. Dr. med. Dr. hc. Jalid Sehouli

Die Phase-III-Studie ENGOT-ov62/N-Plus als Pionier-Studie der Deeskalation der Chemotherapie bei fortgeschrittenem reseziertem Ovarialkarzinom

Sehouli stellt zur Untermauerung der These "Deeskalation statt Eskalation der Chemotherapie" die aktuell noch rekrutierende Phase-III-Studie ENGOT-ov62/N-Plus vor. Hier wird nach kompletter Resektion des Ovarialkarzinoms (stage IIIB-IV) in 2 Therapiearmen die Effektivität und Sicherheit von 3 versus 6 Chemotherapiezyklen miteinander verglichen. Beide Therapiearmen erhalten nach erfolgter Chemotherapie den PARP-Inhibitor Niraparib als Erhaltungstherapie. Im Sinne der Personalisierten Medizin ist hier eine Deeskalation der Chemotherapie durch die Verwendung des PARP-Inhibitors möglich.

Über die Charité-Mayo-Konferenz: 

Am 09. April 2022 fand die 12. International Charité Mayo Conference als "one-day online meeting" unter dem Motto "CMC 2022 Distilled, Update on Women’s Cancer" statt. Die Themenbereiche des diesjährigen Kongresses der Mayo-Klinik umfassten das Ovarialkarzinom und das Mammakarzinom. Prof. Dr. med. Dr. hc. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie Charité Campus Virchow-Klinikum und Leiter des Gynäkologischen Tumorzentrums und Europäischen Kompetenzzentrums für Eierstockkrebs (EKZE)- war am 09.04.2022 sowohl Vorsitzender als auch Vortragender des digitalen Kongresses der Mayo-Klinik mit über 1400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 100 Ländern dieser Welt. 

Referenzen:
Sehouli, Jalid, Prof. Dr., Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie Charité Campus Virchow-Klinikum und Leiter des Gynäkologischen Tumorzentrums und Europäischen Kompetenzzentrums für Eierstockkrebs (EKZE): The Patient at the Center of the Therapy Algorithm in Ovarian Cancer, Challenges Today and Tomorrow, Potential De-Escalation of Chemotherapy After Successful Surgery (R0)?, Satellite Symposium, Part II:  Ovarian Cancer, CMC 2022, Berlin, 08. April 2022.