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Krebsinzidenz und Mortalität in der Altersgruppe 85+

Eine finnische Studie berichtet von steigenden Krebs-Inzidenzen insbesondere in der Gruppe der "ältesten Alten" mit einem Lebensalter oberhalb der 85 Jahre – und das hat auch Auswirkungen auf die Versorgung dieser Patienten.

Anteil der Krebserkrankungen bei Patienten ≥ 85 Jahre nimmt zu

Die Lebenserwartung steigt weltweit. Gleichzeitig nimmt das Krebsrisiko mit steigendem Lebensalter zu. Genaue Zahlen waren jedoch bisher kaum verfügbar. Eine finnische Studie berichtete nun unlängst von steigenden Inzidenzen insbesondere in der Gruppe der "ältesten Alten" mit einem Lebensalter oberhalb der 85 Jahre – und das hat auch Auswirkungen auf die Versorgung dieser Patienten.

Die Studie berichtete über die Krebs-Belastung der "ältesten Alten" (≥ 85 Jahren) in Finnland zwischen 1953–2017 und schätzte die altersspezifische Krebsinzidenz in der älteren Bevölkerung zwischen 65 und 99 Jahren. Das finnische Krebsregister lieferte Daten zu Krebsdiagnosen, krebsbedingter Mortalität und allgemeiner Mortalität. Zwischen 1953 und 2017 ist der Anteil der Krebserkrankungen in der Altersgruppe der ≥ 85-Jährigen demnach signifikant gestiegen.

Krebsinzidenz erreicht Höhepunkt zwischen 85 und 94 Jahren

So nahm die Inzidenz der Krebserkrankungen bei Personen im Alter von ≥ 85 Jahren in der Zeit zwischen 1953 und 2017 von 1,5% auf 9,6% (von 597 auf 15.360 neue Fälle) zu. Im Zeitraum 2013 bis 2017 wurden zudem mehr Krebsneuerkrankungen in der Altersgruppe ≥ 85 Jahre diagnostiziert als in der Altersgruppe der unter 50-Jährigen.

Bei Patienten im Alter zwischen 85 und 94 Jahren erreichten Krebsinzidenz und Übersterblichkeit ihr jeweiliges Maximum. Oberhalb dieses Alters nahm jedoch die krebsspezifische Sterblichkeit weiterhin zu oder erreichte ein Plateau.

Aufgrund der gegenwärtigen demografischen Veränderungen hat die Zahl der Krebsneuerkrankungen gerade bei den ältesten Menschen in Finnland und auch in anderen Ländern der Welt zugenommen. So zeigten die finnischen Daten, dass mittlerweile fast jede zehnte neu diagnostizierte Krebserkrankung in der Altersgruppe zwischen 85 und 94 Jahren auftritt.

Welche Auswirkungen hat diese Situation auf die Praxis?

Die zunehmende Krebsbelastung bei hochbetagten Menschen stellt gleichermaßen eine wachsende Herausforderung für die Gesundheitsversorgung dieser Patienten dar. Dies betrifft zum einen die Krebsforschung, die meist die sehr alten Patienten bisher zu wenig in den Blick genommen hat. Zum anderen ist davon aber auch die Berichterstattung unter anderem in den Krebsregistern betroffen, die gerade bei den sehr alten Menschen konkurrierende Sterberisiken beachten müssen.

Ein wichtiger praktischer Aspekt im Klinikalltag darf hier ebenso wenig vergessen werden: Hochbetagte Patienten sind zumeist multimorbide und weisen dadurch bedingt einen schlechteren ECOG-Status auf. Einzelne Therapiemaßnahmen im Bereich der Onkologie sind dadurch für sehr alte Patienten häufiger unzugänglich. Wie mit dieser Situation und einer steigenden Krebsinzidenz in diesen Altersgruppen zukünftig umzugehen ist, darüber sollte daher schon heute intensiver nachgedacht werden.

Quelle:
Tanskanen T et al., Cancer Incidence and Mortality in the Oldest Old: A Nationwide Study in Finland. Am J Epidemiol 2021; 190(5): 836–842