Erhöhtes Langzeitrisiko für venöse Thrombembolien bei Kindern nach Tumorerkrankung Logo of esanum https://www.esanum.de

Erhöhtes Langzeitrisiko für venöse Thrombembolien bei Kindern nach Tumorerkrankung

In Folge von Antitumortherapien steigt das Risiko für Komplikationen, wie z. B. venöse Thrombembolien (VTE). Bisher ging die Medizin davon aus, dass es insbesondere bei Kindern nach überstandener Tumorerkrankung zwar zu Spätfolgen kommen könne, aber einige der Gesundheitsrisiken über die Jahrzehnte wieder relativiert würden und sich möglicherweise sogar ganz  zurückentwickelten.

Diagnose einer VTE zudem langfristig mit erhöhter Mortalität assoziiert

In Folge von Antitumortherapien steigt das Risiko für Komplikationen, wie z. B. venöse Thrombembolien (VTE). Bisher ging die Medizin davon aus, dass es insbesondere bei Kindern nach überstandener Tumorerkrankung zwar zu Spätfolgen kommen könne, aber einige der Gesundheitsrisiken über die Jahrzehnte wieder relativiert würden und sich möglicherweise sogar ganz  zurückentwickelten. Die aktuelle Childhood Cancer Survivor-Studie zeichnet hier indes ein ganz anderes Bild – das Risiko für eine VTE besteht selbst nach Jahrzehnten weiterhin fort.

Die Childhood Cancer Survivor-Studie ist eine Multizentren-Studie mit mehr als 24.000 Patienten, welche im Kindesalter an Krebs erkrankt waren. Die Daten stammten aus der Zeit zwischen 1970 und 1999, als die Kinder ihre Erstdiagnose erhalten hatten. Als Spätfolge wurde die VTE ab ≥ 5 Jahre nach der Diagnose gewertet.

Risikofaktoren für eine VTE

Die Inzidenz für eine spätere VTE lag bei den untersuchten Patienten bei 1,1 pro 1.000 Personenjahre (RR = 2,2; 95%-KI: 1,7–2,8). VTE-assoziierte Ereignisse traten zudem innerhalb einer 35-jährigen Nachbeobachtungszeit mit einer Frequenz von 2,5 pro 100 (= 2,5 %) krebsüberlebende Kinder auf.

Als Hauptrisikofaktoren für VTE ermittelten die Studienautoren:

Das Auftreten einer VTE war darüber hinaus mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko im späteren Verlauf des Lebens assoziiert (RR = 1,9; 95 %-KI: 1,6–2,3).

Was bedeutet dies für die Praxis?

Tumorerkrankungen in der Kindheit steigern das Risiko für venöse Thrombembolien (VTE) ein Leben lang. Die Diagnose einer VTE ist zudem mit einem höheren Mortalitätsrisiko verbunden.

Ein therapieunabhängiger Faktor, welcher als Risikofaktor für VTE identifiziert werden konnte, ist beispielsweise ein außerhalb des Normalbereichs liegendes Körpergewicht (Übergewicht bzw. auch Untergewicht).  Für diese Kinder oder jungen Erwachsenen sind möglicherweise Maßnahmen, wie Gewichtsreduktion oder auch der Aufbau von Körpermasse, hilfreich.

In jedem Fall jedoch gilt, dass als geheilt entlassene Kinder nach überstandenen Tumorerkrankungen keinesfalls gesund sind. Sie bedürfen weiterhin einer Überwachung und vor allem einer präventiven Risikoreduktion mit Blick auf das höhere VTE-Risiko in dieser Patientenpopulation. Im überwiegenden Maß geht dieses Risiko dabei auf den Einsatz von Chemotherapeutika wie Cisplatin oder L-Asparaginase zurück.

Quelle:

Brahmer JR et al., Journal of Clinical Oncology 2018; 36(17): 1714-1768