Die 5-alpha-Reduktasehemmer werden allgemein zur langfristigen Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt. Jedoch, so eine aktuelle Studie, reduzieren diese Medikamente den Serum-PSA-Wert um die Hälfte, was zur Unterschätzung eines möglichen Prostatakarzinom-Risikos führen kann.
In der 2019 veröffentlichten populationsbasierten Kohortenstudie wurden die Daten von insgesamt 80.875 Männern mit einem zwischen 2001 und 2015 diagnostizierten Prostatakarzinom untersucht. Das Forscherteam ging dabei vor allem der Frage nach, ob der Einsatz von 5-ARI vor Diagnosestellung den Zeitpunkt der Diagnose verzögern sowie das Risiko für ein höhergradiges Prostatakarzinom (PCa) erhöhen könne.
Die Zeit vom erstmals erhöhten PSA-Wert bis zur Diagnose "Prostatakarzinom" war im Ergebnis der Studie tatsächlich im Median signifikant erhöht bei denjenigen Männern, die zur Behandlung einer BPH zuvor 5-ARI erhalten hatten, im Vergleich zu jenen ohne 5-ARI (3,6 Jahre versus 1,4 Jahre; p < 0,001).
Darüber hinaus war der PSA-Wert im Mittel bei den 5-ARI-Patienten zum Zeitpunkt der Prostatabiopsie deutlich erhöht gegenüber den Männern, die keine solchen Inhibitoren erhalten hatten (13,5 ng/ml vs. 6,4 ng/ml; p < 0,001).
Außerdem bestätigte sich der Verdacht, dass Männer mit 5-ARI-Vorgeschichte ein höheres Risiko für weiter fortgeschrittene Tumoren bei Erstdiagnose hatten als diejenigen ohne 5-ARI (25,2% Gleason ≥ 8 vs. 17% Gleason ≥ 8; p < 0,001 sowie Stadium ≥ T3: 4,7% vs. 2,9%; p < 0,001). Ferner waren mehr als doppelt so viele Patienten mit 5-ARI bereits metastasiert (6,7% vs. 2,9%; p < 0,001).
Insgesamt betrachtet, zeigten Männer nach 5-ARI ein höheres Risiko sowohl für die krebsspezifische (HR = 1,39; 95%-KI: 1,27–1,52; p < 0,001) als auch die allgemeine Mortalität (HR = 1,10; 95%-KI: 1,05–1,15; p < 0,001).
Die Ergebnisse dieser Kohortenstudie zeigen, dass der Einsatz von 5-ARI bei Patienten mit BPH das Ergebnis einer Prostatakrebsvorsorge und damit im Zweifel auch eine Krebsdiagnose ungünstig beeinflussen/verzögern kann.
In der Folge resultieren daraus verspätete Diagnosen in einem bereits weiter fortgeschrittenen Tumorstadium sowie eine damit im Zusammenhang stehende schlechtere Prognose für die betroffenen Männer.
Es sei daher besonders wichtig, das Bewusstsein dafür zu fördern, dass bei Männern mit BPH, denen eine Therapie mit 5-alpha-Reduktasehemmern angeboten wird, ein höheres Risiko für eine PSA-Wert-Suppression besteht. Diese Patienten sollten daher engmaschiger in der Vorsorge beobachtet werden, so die StudienautorInnen. Bisher gibt es allerdings noch keine Empfehlungen oder Protokolle, wie dabei vorzugehen ist, um Männern unter 5-ARI-Therapie eine optimale Versorgung zu ermöglichen.
Quelle: Parsons JK et al., JAMA Intern Med 2019; doi:10.1001/jamainternmed.2019.0280