Verursacht American Football Parkinson? Logo of esanum https://www.esanum.de

Ist American Football mit einem höheren Parkinsonrisiko assoziiert?

Wiederholte Schädeltraumata, etwa beim Boxen, erhöhen das Risiko für neurodegenerative Veränderungen und M. Parkinson. Und wie sieht es für die beliebteste Sportart der USA aus?

Mögliche Ursachen für Parkinson

Neurologische Erkrankungen sind heute die weltweit führende Ursache für Behinderung und die am schnellsten zunehmende neurologische Erkrankung ist M. Parkinson.1 Geschätzt gibt es allein in Deutschland etwa 260.000 Erkrankte.2 Da derzeit keine kurative Therapie verfügbar ist, kommt der Erforschung modifizierbarer Ursachen für den starken Anstieg der Neuerkrankungen eine wesentliche Rolle zu. Neben genetischen werden zunehmend auch umweltbedingte Risikofaktoren anerkannt, wie die Exposition gegenüber Toxinen und Pestiziden. Des Weiteren können zerebrovaskuläre Erkrankungen in Verbindung mit Risikofaktoren wie Diabetes und Hypertonus einen vaskulären Parkinsonismus verursachen.
Eine weitere Ätiologie sind traumatische Hirnschäden.

Parkinson bei American-Football-Spielern: Wie hoch ist das Erkrankungsrisiko?

In 2020 entstand das Boston University Head Impact Exposure Assessment, um Daten über wiederholte Kopfaufpralle zu sammeln. Für die aktuelle Analyse wurde hieraus eine Teilpopulation mit besonders vielen Parkinson-Fällen (85%) ausgewählt. Berücksichtigt wurden 1.875 früher sportlich aktive Männer im Alter von durchschnittlich 68 Jahren, die ihre Diagnosen über Online-Fragebögen selbst angaben. Ehemalige Sportler wurden unterteilt in solche, die American Football gespielt hatten (n = 729 oder 39%) und solche, die andere Sportarten ausübten (Referenzgruppe).

Die frühere Teilnahme an American Football war den Querschnittsdaten zufolge mit einer 61% höheren Wahrscheinlichkeit für eine spätere Parkinson-Diagnose verbunden. Eine längere sportliche Karriere und ein höheres Niveau, auf dem die Spieler aktiv waren, gingen mit einer fast dreimal so hohen Parkinson-Wahrscheinlichkeit einher (verglichen mit Männern, die nur in Jugendligen oder der High School gespielt hatten).3

Der Zusammenhang blieb unter Berücksichtigung einiger weiterer Faktoren bestehen, darunter Alter, Bildung, Vorerkrankungen (wie Diabetes oder Herzerkrankungen), Body-Mass-Index, Schädeltraumen mit Bewusstseinsverlust in der Vorgeschichte und positiver Familienanamnese für Parkinson. "Uns allen ist klar, dass die zahlreichen Schläge im Laufe der Jahre schwerwiegende Kopftraumata verursacht haben." Würde man die Studie mit heutigen Spielern durchführen, würden die Ergebnisse wahrscheinlich anders ausfallen, weil sich das Spiel und das Training in den letzten fünf bis acht Jahren dramatisch verändert haben, sind sich verschiedene Trainer sicher.4 

John Jacob, Cheftrainer einer Mannschaft und Beauftragter der New Jersey Football Coaches Association sagt: "Meine erste Reaktion ist, dass sich diese Studie auf eine Stichprobe von Teilnehmern stützt, die fast 70 Jahre alt sind. Auch wenn die Ergebnisse sicherlich signifikant sind, müssen wir doch bedenken, dass das Spiel zu dieser Zeit ganz anders gespielt wurde."4

Dachverbände haben in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Sport sicherer zu machen, wie Kontaktbeschränkungen im Training, Fouls dafür, wehrlose Spieler anzugreifen sowie das Verbot, Helm-zu-Helm-Kontakte zu initiieren. Auch war die Schutzausrüstung damals nicht annähernd so effektiv wie heute.4

American Football ist derzeit Amerikas populärste Sportart. Das große NFL-Finale, der Superbowl, ist das größte Einzelsport-Ereignis der Welt mit potentiell über eine Milliarde Zuschauern. Die Werbeplätze sind daher so hart umkämpft, dass zur besten Sendezeit ein 30-sekündiger TV-Spot mittlerweile bis zu 5 Mio. USD kostet. Den Essens-Lieferdiensten bringt der Superbowl-Sunday ein Drittel des gesamten Jahresumsatzes. Und wenn die TV-Zuschauer in den Pausen zur gleichen Zeit auf Toilette gehen, bekommen die Wasserwerke Engpässe.5

Quellen:
  1. Dorsey, E. R. et al. Global, regional, and national burden of Parkinson’s disease, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. The Lancet Neurology 17, 939–953 (2018).

  2. Häufigkeit von Parkinson - Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.

  3. Bruce, H. J. et al. American Football Play and Parkinson Disease Among Men. JAMA Network Open 6, e2328644 (2023).

  4. NJ.com, K. S. | N. A. M. for. Football might raise risk of Parkinson’s, study finds. But N.J. coaches say it’s safer than ever (2023).

  5. Das größte Sportevent der Welt – der Superbowl. www.american-football.com

    letzter Zugriff auf Websites: 14.10.23