Der Morbus Parkinson ist nach dem Morbus Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Die Anzahl der erkrankten in der Bevölkerung ist stark vom Alter abhängig. In der 5. Lebensdekade sind ca. 40 von 100000 Menschen betroffen, während ab dem 70zigsten Lebensjahr mehr als 1000 pro 100000 an dieser Erkrankung leiden. Männer erkranken insbesondere in jüngerem Lebensalter etwas häufiger als Frauen. Zudem scheint das Vorkommen der Erkrankung in Nordamerika, Europa und Australien insbesondere bei den älteren Menschen fast dreimal so hoch zu sein wie in Asien und Afrika1. Dies bedeutet, dass in Europa und den USA jeweils mehr als 1 Million Menschen an einer Parkinson-Erkrankung leiden und jedes Jahr jeweils mehr als 50000 neu erkranken bzw. diagnostiziert werden. Da wir von einer Zunahme der Lebenserwartung ausgehen müssen werden diese Zahlen in der Zukunft weiter steigen.
Die Symptome des Morbus Parkinson beginnen in der Regel schleichend und unspezifisch. Die klassischen Kardinalsymptome Ruhetremor (Zittern in Ruhe), Rigor (Steifigkeit der Gelenke), Bradykinese (Verlangsamung der Bewegungen) und die Störung der Stellreflexe treten meist erst nach mehreren Jahren auf. Wichtige unspezifische Symptome und Risikofaktoren sind eine Störung des Riechvermögens, lebhafte Träume mit Bewegungen in den Traumphasen (REM-Schlaf-Verhaltensstörung) Störungen des vegetativen Nervensystems mit Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen, vermehrtes Schwitzen, etc. Zudem kommt es bei vielen Patienten schon lange vor Beginn der Kardinalsymptome zu Schmerzen vor allem im Bereich von Schulter und Arm und zur Ausbildung einer Depression mit Interesselosigkeit und Freudlosigkeit. Da die Erkrankung in aller Regel einseitig beginnt, bemerken einige Patienten oder Angehörige auch früh eine Asymmetrie der Bewegungen. Diesen Menschen fällt es beispielsweise schwer, geradeaus zu schwimmen, die Schwünge beim Skifahren werden zu einer Richtung schwieriger oder sie werden zu sogenannten „Einarmtänzern“. Je eher solche Veränderungen bemerkt werden und zu einem Arztbesuch führen, desto besser kann eine Behandlung begonnen werden. Kognitive Defizite sind zu Beginn der Erkrankung nicht relevant. Sollten diese bereits bei Diagnosestellung erkennbar sein, liegt in aller Regel keine Parkinson-Erkrankung sondern eine Demenz mit Lewy-Köperchen vor. Dies Unterscheidung ist sehr wichtig, da die Therapie unterschiedlich ist und Patienten mit letzterer Erkrankung sehr viel eher mit unerwünschten Reaktionen auf die Medikamente reagieren.
Das bessere Verständnis dieser sehr frühen Veränderungen bei Patienten mit Morbus Parkinson hat zur Entwicklung des Konzeptes der prämotorischen oder präklinischen Parkinson-Erkrankungen geführt2. Die Testung neuer Therapiestrategien, die zu einer Verlangsamung oder Heilung der Erkrankung führen sollen, wird die Behandlung solcher Patienten mit sehr frühen Veränderungen einschliessen. Leider kommen die meisten Patienten erst nach vielen Jahren und bereits fortgeschrittenen Symptomen zu einem Facharzt.
Die motorischen Kardinalsymptome Tremor, Rigor und Hypokinese erlauben dann die klinische Diagnose eines Parkinson-Syndroms. Je deutlicher die Symptome ausgeprägt sind, desto mehr Patienten werden dann auch einer (fach-)ärztlichen Vorstellung zugeführt. Es sollte aber immer bedacht werden, dass diese Kardinalsymptome zwar mit der Diagnose Morbus Parkinson vereinbar sind, aber auch andere Erkrankungen oder auch Medikamente die Ursache dieser Symptome sein können. Gerade bei Patienten mit hypokinetisch-rigider Symptomatik kann die ätiologische Zuordnung schwierig sein. In den vergangenen Jahren sind verschiedene Zusatzuntersuchungen entwickelt worden, die hilfreich sein können. Für den Nachweis einer Degeneration der Substantia nigra haben sich sowohl die transkranielle Sonographie des Hirnparenchyms als auch die nuklearmedizinische Darstellung der Terminalen der dopaminergen Neurone bewährt. Während die Sonographie bereits sehr früh Änderungen im Mittelhirn detektieren hilft, die sich im Verlauf der Erkrankung wenig ändern, steht mit den nuklearmedizinischen Verfahren eine Biomarker zur Verfügung, welcher auch den Verlauf der Erkrankung widerspiegelt. Beide Verfahren eigenen sich, um Erkrankungen wie den essentiellen Tremor, psychogene Parkinson-Syndrome oder auch medikamenten-induzierte Störungen auszuschließen. Um andere Erkrankungen der Basalganglien zu diagnostizieren, die ebenfalls mit einem Parkinson-Syndrom einhergehen, können die Kernspintomographie und die nuklearmedizinische Darstellung des Glukosemetabolismus verwendet werden. Mit beiden Verfahren lassen sich pathologische Veränderungen außerhalb der Substantia nigra detektieren. Zusätzlich kann durch pharmakologische Stimulation der Dopamin-Rezeptoren deren Sensitivität nachgewiesen werden, welche für den Morbus Parkinson charakteristisch ist.
Die Anzahl der nicht diagnostizierten Patienten nimmt somit mit Dauer der Erkrankung kontinuierlich ab. Klinisch-Pathologische Vergleiche konnten zudem nachweisen, dass die diagnostische Sicherheit in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen hat3. Dennoch bleibt die Zeit bis zur Diagnosestellung bei den meisten Patienten zu lang. Daher ist eine Verbesserung der Aufklärung und Information der Bevölkerung notwendig.
Literatur