Der Morbus Alzheimer ist die häufigste Ursache einer Demenz im Erwachsenenalter. Es gibt leider keine Heilung und die aktuellen medikamentösen Therpiestrategien sind rein symptomatisch mit limitierter Effizienz. Daher sind die Prophylaxe bzw. die Modulation des Krankheitsverlaufs wichtigste Ziele der aktuellen neurowissenschaftlichen Forschung.
Die „Nonnen-Studie“ in den USA brachte wichtige Erkenntnisse bezüglich Risikofaktoren und daher auch Hinweise für eine mögliche Prävention1. Dierse Studie zeigte, dass insbesondere sprachliche Qualifikation und eine optimistische Lebenseinstellung in den autobiographischen Angaben im jungen Erwachsenenalter mit niedrigem Risiko für die Alzheimer-Erkrankung assoziiert waren. Zudem konnte in dieser Studie auch ein Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen und dem Auftreten von kognitiven Defiziten belegt werden. Trotz vergleichbarer Alzheimer-Pathologie waren die Nonnen mit zusätzlichen Schlaganfällen eher in den kognitiven Leistungen eingeschränkt. Folgerichtig konnte in einer anderen Studie gezeigt werden, dass verminderte körperliche Aktivität, Bluthochdruck, Adipositas und Diabetes mellitus ebenfalls zu den Risikofaktoren für die Entwicklung der Alzheimer-Erkrankung gehören2. In der Nonnen-Studie korrelierte der Folsäure-Spiegel mit dem Hirnvolumen im Alter3. Folgerichtig konnte eine Gruppe Englischer Wissenschaftler zeigen, dass die Zugabe von B-Vitaminen und Folsäure die Atrophie der Hirnrinde bei Risikopersonen für die Alzheimer-Erkrankung aufhalten kann4. Zusätzlich scheint ein gesunder Schlaf für die „Reinigung“ des Gehirns von Eiweißablagerungen notwendig zu sein5.
Insgesamt kann also festgehalten werden, dass durch eine Änderung der Lebensführung (Schlaf, Nikotin, Bewegung) und durch eine Änderung der Ernährung (Vitamine, Antioxidantien) eine Prophylaxe der Alzheimer-Erkrankung möglich ist.
Die Hoffnung auf die Modulation des Erkrankungsverlaufs wird vor allem durch die zahlreichen Ansätze einer Immuntherapie genährt. Amyloid- und Tau-Ablagerungen sind lange als neuropathologische Korrelate der Erkrankung identifiziert und Mutationen im Amyloid-Vorläuferprotein können eine familiäre Erkrankung auslösen. Daher wurden Therapien entwickelt, die die Last an Amyloid im Gehrin reduzieren sollen6. Es existieren zahlreiche aktive und passive Impfstoffe, die im Tiermodell eine Reduktion des Amyloids bewirken konnten. Allerdings sind die klinischen Erfolge in Anbetracht von begrenzter Besserung der kognitiven Defizite und Nebenwirkungen noch nicht überzeugend.
Neben den Immunotherapien zum Abbau der Amyloidablagerungen werden ebenso Therapien versucht, die die Bildung des schädlichen Amyloids verhindern sollten. Hier stehen die ß-Sekretasen (BACE-1) im Fokus, da diese aus dem Vorläuferprotein das toxische Amyloid abspalten7. Zahlreiche Hemmer dieser Protease wurden bereits klinisch getestet, ohne dass ein nennenswerter Erfolg berichtet werden konnte. Merck & Co als auch Eli Lilly & Co mussten die klinischen Programme beenden (www.clinicaltrials.gov). Andererseits haben zahlreiche pflanzliche Stoffe wie die Polyphenole (Insbesondere Resveratrol und seine Derivate) ebenfalls die Fähigkeit die ß-Sekretasen zu hemmen8.
Die Behandlung des Morbus Alzheimer nach Diagnosestellung sollte immer multimodal erfolgen. Neben der medikamentösen Therapie sollte zudem eine psychosoziale Betrreuung der Patienten und der Pflegenden erfolgen. Im Zentrum der symptomatischen medikamentösen Therapie stehen die Azetylcholin-Esterase-Hemmer. Diese Medikamente führen durch die Hemmung des Abbaus zu einer Steigerung der Azetylcholin-Konzentration im Gehirn. Obwohl die Studien mit allen zugelassenen Medikamenten (Rivastigmin, Galanthamin, Donepezil) eindeutig positive Ergebnisse zeigten, bleibt der Effekt insgesamt gering und die klinische Bedeutung umstritten9. Dennoch bieten diese Substanzen für viele Patienten eine Linderung insbesondere zu Beginn der Erkrankung. Eine weitere Option der Therapie ist die Behandlung mit niedrig-affinen Glutamat-Rezeptor-Antagonisten, insbesondere dem Memantine. Durch die Reduktion der glutamatergen Transmission kann ebenfalls eine leichte Besserung der kognitiven Defizite bewirkt werden10. Eine Kombination ist bei schwerer betroffenen Patienten möglich.
Ebenso ist der Einsatz von Ginkgo biloba umstritten. In mehreren kleineren Studien konnte ein positiver Effekt berichtet werden. Allerdings scheinen diese Effekte einer robusten Analyse nicht Stand zu halten11. Auch eine prophylaktische Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden12. Vitamin E konnte in hoher Dosierung bei Patienten mit manifester Erkrankung die Zunahme der Pflegebedürftig reduzieren und war hier auch dem Memantine überlegen13. Dennoch bleibt die Wirksamkeit von Vitamin E allein bei Patienten mit Morbus Alzheimer umstritten.
Insgesamt ist die symptomatische Behandlung der Alzheimer-Erkrankung sehr unbefriedigend. Derzeit scheint eine Prophylaxe eher erreichbar, auch wenn hier Daten nur schwer erhoben werden können. Aktuell befinden sich zahlreiche Medikamente in der Erprobung. Ob es in naher Zukunft aber eine Heilung oder neuroprotektive Therapie geben kann, ist leider unwahrscheinlich.
Literatur