Hirnatrophie auch bei stiller MS-Progression beschleunigt Logo of esanum https://www.esanum.de

Beschleunigte Hirnatrophie auch bei stiller MS-Progression

RMS-Erkrankte sind auch ohne Schübe vergleichbar von Hirnvolumenverlust betroffen wie diejenigen mit offenkundiger entzündlicher Aktivität.

Die Studie im Überblick

Wegweisende Studie könnte helfen, stumme Progression besser zu verstehen

Eine aktuelle Analyse von 1.904 MRTs ergab, dass PIRA bei RMS mit einem erhöhten Hirnvolumenverlust assoziiert ist, was wahrscheinlich die fortschreitenden diffusen neurodegenerativen Prozesse widerspiegelt. "PIRA hat sich in jüngster Zeit als ein entscheidendes klinisches Merkmal auch bei schubförmiger MS herausgestellt", schreibt das Forscherteam und fügt hinzu, dass diese Erkenntnis "die traditionelle Einteilung in eine frühe ausschließlich schubförmige Phase und eine späte sekundär progrediente MS (SPMS) in Frage stellt."1

Die kürzlich im 'JAMA Neurology' (Journal of the American Medical Association) publizierte Studie an 516 Erwachsenen mit schubförmiger MS zeigt auf, wie wichtig es ist, einen schleichenden Erkrankungsfortschritt in der Praxis sofort zu erkennen und neue therapeutische Ansätze zu erforschen, die den irreversiblen Verlust von Hirngewebe bei diesen Patienten verhindern.2

Im Rahmen der Arbeit wurden 348 Frauen und 168 Männer (medianes Alter 41 Jahre) mit RMS aus der multizentrischen 'Swiss Multiple Sclerosis Cohort' (SMSC) im Schnitt für gut drei Jahre nachbeobachtet. In diesem Zeitraum blieben 65% von ihnen klinisch stabil, 24% hatten ≥ 1 Schub (mit oder ohne klinisch bestätigten Behinderungsprogress), aber keine PIRA, 9% hatten ausschließlich PIRA und knapp 3% erlebten beides, Schübe und PIRA.

Hinweise auf Entzündungsaktivität in der Bildgebung wurden mit erhöhten Atrophieraten in verschiedenen Hirnregionen in Verbindung gebracht, während eine erhöhte jährliche Schubrate vor allem mit einem beschleunigten Volumenverlust der grauen Substanz tieferer Hirnregionen verbunden war. 

Beschleunigte Hirnschrumpfung auch bei PIRA

Im Vergleich zu gematchten klinisch Stabilen wiesen diejenigen mit reiner PIRA eine signifikant erhöhte Hirnatrophierate auf, die hauptsächlich durch Verluste der grauen Substanz des Kortex verursacht wurden. Erkrankte, die ausschließlich Schübe hatten, wiesen wiederum im Vergleich zu gematchten klinisch Stabilen eine deutlich verstärkte Schrumpfung des gesamten Gehirns auf, hier allerdings mit beschleunigtem grauen Substanzverlust sowohl in der Großhirnrinde als auch in der tiefen grauen Substanz. 

Zwischen der Subgruppe, die ausschließlich PIRA und der, die ausschließlich Schübe erlebte, waren keine Unterschiede hinsichtlich der Hirnatrophieraten messbar. Diese Beobachtungen stehen im Einklang mit denen einer früheren Arbeit eines anderen Teams aus den USA.1,3

Referenzen: 

1. Figueiredo, M. Relapsing MS, ‘Silent’ Progression Show Similar Brain Volume Loss Rate. https://multiplesclerosisnewstoday.com/news-posts/2022/05/25/relapsing-ms-silent-progression-show-similar-brain-volume-loss-rate/.
2. Cagol, A. et al. Association of Brain Atrophy With Disease Progression Independent of Relapse Activity in Patients With Relapsing Multiple Sclerosis. JAMA Neurology (2022) doi:10.1001/jamaneurol.2022.1025.
3. Cree, B. A. C. et al. Silent progression in disease activity–free relapsing multiple sclerosis. Annals of Neurology 85, 653–666 (2019).

letzter Zugriff auf Websites: 14.6.22