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Mobile Stroke Units verbessern Outcomes bei Apoplex

Zwei prospektive klinische Studien sprechen dafür, dass Schlaganfallmobile die Zeit zwischen Symptombeginn und Lysetherapie verkürzen und so schwere Behinderungen und Todesfälle reduzieren können.

Wenn die Schlaganfall-Station zu den Betroffenen kommt

Zwei prospektive klinische Studien sprechen dafür, dass Schlaganfallmobile die Zeit zwischen Symptombeginn und Lysetherapie verkürzen und so schwere Behinderungen und Todesfälle reduzieren können.

Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Ursachen für bleibende Behinderungen bei Erwachsenen. "Die Strukturen innerhalb der Krankenhäuser wurden bereits so optimiert, dass die Zeitdauer zwischen Einlieferung und Therapieeinleitung kaum noch weiter verkürzt werden kann, schließlich muss eine sorgfältige Diagnostik erfolgen. Doch wo die Betroffenen noch immer wertvolle Zeit verlieren, ist vor Klinikankunft", erklärt Prof. Dr. Matthias Endres von der Charité Berlin.1 

Mobile Stroke Units oder "Stroke Einsatz-Mobile" ("STEMO"), die mit einem Computertomographen, einem Mini-Labor und einem auch als Notarzt ausgebildeten Neurologen ausgerüstet sind, könnten die Chancen weiter verbessern, einen Schlaganfall ohne schwere Folgen zu überleben.

Mehr Betroffene erreichen durch mobile Stroke Units sogar die 'goldene Stunde'

Ob verstopfte Straßen in urbanen Ballungsgebieten oder weite Strecken in ländlichen Regionen – die STEMOs könnten nicht nur dafür sorgen, dass die Patient:innen mit bereits erfolgter Diagnostik im Krankenhaus eintreffen, sogar die Thrombolyse mit Gewebe-Plasminogen-Aktivator (t-PA) kann im STEMO-Wagen begonnen werden.
Im Rahmen einer prospektiven Studie an 1.543 Patient:innen mit akutem ischämischen Schlaganfall wurden 749 Betroffene vom konventionellen Rettungsdienst und 794 von STEMOs versorgt. In der STEMO-Gruppe konnte die Thrombolysetherapie im Durchschnitt 20 Minuten früher eingeleitet werden.
Die so Behandelten wiesen nach drei Monaten einen geringeren Behinderungsgrad gemäß modifiziertem Rankin-Score auf (mRS, Odds Ratio für ein schlechteres Outcome OR 0,71; p < 0,001).2 In der STEMO-Gruppe trugen zudem weniger Erkrankte eine schwere Behinderung davon (11,6% vs. 13,8%) und es kam seltener zu Todesfällen (7,1% vs. 8,8%). 

Endres, der ebenfalls an dieser Berliner Studie mitgewirkt hat, resümiert: "Wir sehen, dass dadurch mehr Patienten die Thrombolyse im empfohlenen Zeitraum von bis zu 4,5 Stunden nach Einsetzen der ersten Symptome erhalten. Und viele Betroffene erreichen sogar die sogenannte 'goldene Stunde', d. h. sie erhalten innerhalb einer Stunde nach dem Einsetzen der Symptome die Therapie und haben dadurch eine besonders günstige Prognose“"1

Weitere neue Studie bestätigt Vorteile durch mobile Einheiten

Aufgrund dieser Ergebnisse, die zu Beginn des Jahres auch auf der International Stroke Conference (ISC) in Los Angeles vorgestellt wurden, befürwortet die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) den vermehrten Einsatz dieser Rettungswagen.

Die Resultate einer parallel zu dieser Studie laufenden, ähnlich aufgebauten Untersuchung aus den USA erschienen kürzlich im 'New England Journal of Medicine' (NEJM).3 Auch hier wurden 1.515 Patient:innen entweder per Standardversorgung oder per mobiler Stroke Unit betreut.
Die STEMOs führten zu einem um 22% größeren Patientenzugang zur intravenösen Lyse (97,1% der dafür geeigneten Patient:innen vs. 79,5%), einem um 36 Minuten kürzeren Intervall von Symptom- bis Therapiebeginn (72 vs. 108 Minuten) sowie einem um 24% größeren Anteil an Patient:innen, die binnen drei Monaten zu normalen Aktivitäten zurückkehren konnten (55% vs. 44,4% hatten nach 90 Tagen einen mRS von 0 oder 1). Auch die Sterblichkeit nach drei Monaten lag in der STEMO-Gruppe niedriger (8,9% vs. 11,9%).

Braucht jede Region STEMOs?

Das zugehörige Editorial4 im NEJM weist auf einige Limitationen der Studie hin: die Wissenschaftler:innen beschränkten ihre Datenauswertung auf die Patient:innen, für die eine Thrombolyse überhaupt in Frage kam (nur 69% der Fälle mit dem Einsatzstichwort "Schlaganfall"), sodass keine direkten Rückschlüsse über den Nutzen auf Populationsebene möglich sind. Auch war der Schutz gegen Verzerrungen lückenhaft: die Studie war nicht randomisiert (wie die Berliner Studie auch) und möglicherweise trug die proaktive Suche nach Fällen für die STEMOs zu stark divergierenden Gruppengrößen bei (617 Patient:innen STEMO vs. 430 Patient:innen konventioneller Rettungsdienst). Darüber hinaus kamen in den beiden Gruppen unterschiedliche Methoden zur Messung der Ausgangsschwere des Schlaganfalls zur Anwendung. All dies kann zu einer Überschätzung der Effektgröße führen.

STEMOs und Personal sind teuer, aber die gesellschaftlichen und finanziellen Belastungen, die aus einem zu spät oder nicht behandelten Schlaganfall resultieren, geben Anlass genug, die weitreichendere Einführung mobiler Schlaganfallstationen zu diskutieren, gibt das Editorial abschließend zu bedenken. "Bevor jedoch solche Investitionen getätigt werden, sollte jeder spezialisierte Schlaganfallversorger prüfen, ob seine bestehenden Behandlungspfade sorgfältig konzipiert wurden und so effektiv wie möglich funktionieren." 4

Referenzen:
1. Mobile Stroke Unit führt zu weniger Behinderungen nach Schlaganfall - Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. https://dgn.org/presse/pressemitteilungen/mobile-stroke-unit-fuehrt-zu-weniger-behinderungen-nach-schlaganfall/.
2. Ebinger, M. et al. Association Between Dispatch of Mobile Stroke Units and Functional Outcomes Among Patients With Acute Ischemic Stroke in Berlin. JAMA 325, 454–466 (2021).
3. Grotta, J. C. et al. Prospective, Multicenter, Controlled Trial of Mobile Stroke Units. New England Journal of Medicine 385, 971–981 (2021).
4. Lees, K. R. Does My District Need a Mobile Stroke Unit? New England Journal of Medicine 385, 1043–1044 (2021).