EMPA-Kidney-Studie: Effekt von SGLT2-Hemmern auf die Nieren Logo of esanum https://www.esanum.de

EMPA-Kidney-Studie prüft SGLT2-Hemmung auf Herz und Nieren

Wie ist die aktuelle Studienlage zu SGLT2-Hemmern bei der Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (CKD)? Die EMPA-Kidney-Studie im Überblick.

Medical Need der Patienten mit manifester chronischer Nierenerkrankung

Bei Patienten mit manifester chronischer Nierenerkrankung besteht trotz therapeutischer Behandlung (z.B. Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) Blockade) weiterhin ein Risiko für die Progression der CKD zur terminalen Niereninsuffizienz. Hinzukommt ein hohes Risiko für das Erleiden einer Herzinsuffizienz und eines kardiovaskulären Tods. Es werden daher Medikamente gebraucht, die durch ihren kardiorenalen Schutz die Krankheitsprogression verlangsamen können.1,2

Was sind SGLT-2-Hemmer?

SGLT-2 ist die Abkürzung für Sodium dependent glucose co-transporter 2. Zu Deutsch: Natrium-Glukose-Ko-Transporter-2. SGLT-2-Hemmer wie Empagliflozin, Canagliflozin und Dapagliflozin sind Antidiabetika einer ganz neuen Substanzklasse und hemmen diesen insulinunabhängigen renal befindlichen Transporter selektiv. Im Bereich des proximalen Tubulus der Niere findet über den SGLT-2 eine Glukoserückresorption statt. SGLT-2-Hemmer führen zu einer vermehrten Glukoseausscheidung über die Niere und werden bei Diabetes mellitus eingesetzt.1,3

Wie funktioniert der kardiorenale Schutz bei SGLT-2-Hemmern?

Die vermehrte Harnglukoseexkretion geht mit einer Reduktion des Körpergewichts, des Hyperglykämie, des zirkulierenden Plasmavolumens und somit auch des Blutdrucks einher. Bei noch erhaltener Nierenfunktion führt der SGLT-2-Hemmer Empagliflozin zu einer Abnahme der Albuminurie. Es konnte eine Verlangsamung des jährlichen Abfalls der geschätzten glomerulären Filtrationsrate unter SGLT-2-Hemmung beobachtet werden.

EMPA-Kidney-Studie: Herz- und Nierenprotektion durch den SGLT2-Hemmer Empagliflozin

Bei adulten Patienten mit Diabetes mellitus und kardiovaskulären Erkrankung konnte bereits in Studien gezeigt werden, dass die SGLT-2-Hemmung mit einer deutlichen Abnahme des klinischen kardiovaskulären Risikos einhergeht. Die Endpunkte waren hier die Herzinsuffizienz und der kardiovaskuläre Tod gewesen. Die EMPA-Kidney-Studie hat -wie der Name schon vermutet lässt- ein weiteres Organ hinzugezogen: die Niere. Die EMPA-Kidney-Studie hat den Effekt von SGLT2-Hemmer bei rund 6000 Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) mit Progressionsrisiko untersucht hat. Bei dieser Studie handelt es sich um eine doppelblinde, radomisierte, Placebo-kontrollierte, multizentrische, internationale Parallelgruppen-Studie. Ein Drittel der Patienten litten zusätzlich zur CKD an einem Diabetes mellitus. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer waren nicht an Diabetes mellitus erkrankt. Wanner betonte an dieser Stelle in seinem Vortrag, dass sich SGLT-2-Hemmer zum kardiorenalen Schutz von Patienten mit diabetischer und auch nicht-diabetischer Nephropathie eignen würden.  In die Studie eingeschlossen wurden adulte Patienten mit:

In der EMPA-Kidney-Studie erfolgte nach Randomisierung eine Therapie mittels Empagliflozin (10 mg einmal täglich) oder eine Scheinbehandlung mittels Placebo.1,2,4

Primärer Endpunkt der EMPA-Kidney-Studie

Wanner stellte dem Auditorium den primären Endpunkt der EMPA-Kidney-Studie vor. Dieser bestand aus kardiovaskulärem Tod und einer Progression der Niereninsuffizienz. Wanner erklärte wie sich der renale Endpunkt genau zusammensetzte: Er war definiert als dialysepflichtige bzw. transplantationspflichtige bzw. tödlich verlaufende chronische Nierenerkrankung im Endstadium. Eine Veränderung der glomerulären Filtrationsrate wurde wie folgt gemessen und galt als Endpunkt:1,2

Wanner zufolge lag die mittlere GFR der Studienteilnehmer bei 37 und die mittlere Albuminausscheidung bei 330 mg/g (Makroalbuminurie). Die Hälfte der Patienten hatte eine GFR unter 37 und eine Albuminausscheidung unter 330 mg/g. Der primäre Endpunkt war unter SGLT-2-Hemmung mittels SGLT-2-Hemmer mit einer 28%-iger Risikoreduktion erfolgreich gewesen. In der Empagliflozin-Gruppe kam es bei 13,1% der Patienten und in der Placebo-Gruppe bei 16,9% der Patienten zu einem Fortschreiten der Nierenerkrankung bzw. zu einem kardiovaskulär bedingten Tod. Wanner betonte, dass 20% aller Studienteilnehmer ein primäres Ereignis hatten. Dies war Wanner zufolge eine relativ hohe Anzahl gewesen. Es zeigten sich ähnliche Raten für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse in beiden Gruppen. Eine wichtige Erkenntnis aus der EMPA-Kidney-Studie war folgende gewesen: Empagliflozin zeigte auch bei einer glomerulären Filtrationsrate von unter 30 -ähnlich wie auch bei höheren Stadien der Nierenerkrankung- Wirksamkeit.1,4

Kernbotschaft der EMPA-Kidney-Studie 

Ein breites Spektrum von CKD-Patienten kann von einer SGLT-2-Hemmung mittels Empagliflozin profieren: Verglichen mit der Placebogruppe bestand in der Empagliflozin-Gruppe ein geringeres Risiko einer CKD-Krankheitsprogression oder eines kardiovaskulär bedingten Todes.1,4
 

Quellen:
  1. Wanner, Christoph, Prof. Dr. med., Behandlung der CKD: Aktuelle Studiendaten zu SGLT2-Hemmern C. Wanner, Kardiorenaler Schutz bei Patienten mit und ohne Diabetes: Neue Studiendaten im Fokus, RheinMain CongressCenter Wiesbaden, 25.11.2022, 14:00-14:30 Uhr.
  2. https://www.dgfn.eu/studienportal-details/empa-kidney-die-studie-zur-herz-und-nierenprotektion-mit-empagliflozin.html
  3. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/sglt-2-inhibitoren-gliflozine
  4. Empagliflozin in Patients with Chronic Kidney Disease. N Engl J Med. 2022 Nov 4.