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Neue Metaanalyse stellt Nutzen von Omega-3-Präparaten infrage

Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren wird seit jeher eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem nachgesagt.

Keine Verhinderung kardiovaskulärer Ereignisse

Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren wird seit jeher eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem nachgesagt. Bevölkerungsgruppen mit hohem Konsum von fettem Seefisch – wie beispielsweise Eskimos oder Japaner –  besitzen daher wohl ein niedriges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bleibt die Frage, ob man die positive Wirkung des Fischverzehrs durch die gezielte Einnahme der marinen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) imitieren kann.

Keine eindeutige Studienlage – Fachgesellschaften uneins

Die Studienlage dazu ist jedoch mehr als uneindeutig. So hatte die erste große Untersuchung zu dem Thema (die 1989 veröffentlichte Studie Diet and Reinfarction Trial-1) den Präparaten eine positive Wirkung bescheinigt. In der Nachfolgestudie erhöhte die Gabe von Omega-3-Fettsäuren jedoch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Weitere Studien zu dem Thema konnten die Diskrepanz nicht aufklären. Das spiegelt sich auch in den Empfehlungen der Fachgesellschaften wider. So sehen die aktuellen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) die kardioprotektiven Eigenschaften von Omega-3-Fettsäuren eher kritisch und lehnen die gezielte Gabe ab. Die American Heart Association (AHA) empfiehlt laut einer 2017 veröffentlichten Stellungnahme Omega-3-Präparate nur nach einem Herzinfarkt oder bei bekannter Herzinsuffizienz. Zur Primärprävention lehnen sie die Kapseln ebenfalls ab.

Qualitativ hochwertige Metaanalyse

Um Licht ins Dunkel der Debatte zu Omega-3-Fettsäuren zu bringen, hat die Forschergruppe um Theingi Aung von der Universität Oxford eine Metaanalyse durchgeführt. Dies ist zwar nicht die erste ihrer Art, der wichtige Unterschied liegt aber in der Qualität der ausgewählten Studien. So wurden nur randomisierte Studien mit ausreichend großer Teilnehmerzahl und langfristiger Gabe von Omega-3-Präparaten ausgewählt. Zudem wurde der Selektionsbias durch den Ausschluss von Studien minimiert, in denen die Omega-3-Zufuhr beispielsweise durch mediterrane Kost erhöht wurde. Insgesamt konnten die Wissenschaftler zehn Studien mit über 77.000 Teilnehmern identifizieren, die die Anforderungen erfüllten. Die Studienteilnehmer erhielten die Präparate über einen Zeitraum von ca. 4,4 Jahren. 61 % der Teilnehmer waren männlich, das durchschnittliche Alter betrug 64 Jahre. Zwei Drittel der Teilnehmer litten an einer koronaren Herzkrankheit, bei jeweils einem Drittel waren ein Diabetes oder ein Schlaganfall vorbekannt. In nahezu allen untersuchten Studien wurde eine Kombination aus EPA bis max. 1800 mg/d und DHA bis max. 1700 mg/d genutzt.

Kein Benefit durch Omega-3-Fettsäuren – aber positiver Trend

Die Forscher konnten in ihrer Arbeit zeigen, dass durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren das Risiko für koronare Ereignisse und kardiovaskulären Tod nicht gesenkt wurde (relatives Risiko [RR] = 0,96: p = 0,12 bzw. RR 0,97; p = 0,05). Auch die Gesamtmortalität wurde nicht reduziert (RR = 0,96; p = 0,16). Die Forscher unterteilten die Population zudem in verschiedenen Subgruppen, basierend auf Geschlecht, kardiovaskulärer Vorgeschichte, Diabetes mellitus, Lipidwerten und Statingabe. Auch hier blieben Omega-3-Präparate wirkungslos. Zu beachten ist jedoch, dass der allgemeine Trend der Studie bei allen Auswertungen eher für einen Benefit spricht. Der p-Wert für kardiovaskulären Tod beträgt beispielsweise nur 0,05 und die Konfidenzintervalle können eine 7%ige Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse durch Omega-3-Fettsäuren nicht ausschließen. Daher sollte man die Präparate nicht komplett abschreiben, insbesondere da sie nach derzeitigem Stand keinerlei Schaden anrichten und recht preiswert sind. Auch bei Patienten sind sie beliebt, da die sogenannten "guten Fette" in der Kapselform einfach supplementiert werden können und nebenwirkungsarm sind.

Neue Studienergebnisse im Herbst erwartet

Weitere Studien zu dem Thema sind noch in der Pipeline. In der VITAL-Studie wird derzeit an ca. 25.000 gesunden Probanden in einem Zeitraum von fünf Jahren erneut untersucht, ob Omega-3-Präparate nicht eventuell doch in der Primärprävention wirksam sind. Die Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet. Bis dahin sollten Patienten die Omega-3-Zufuhr durch eine gesunde Ernährungsweise erhöhen – Walnüsse und fetter Seefisch sind reichhaltige Quellen. Gleichzeitig sollten ungesunde Speisen mit erhöhtem Gehalt gesättigter und trans-Fettsäuren vom Teller verbannt werden. Patienten würden so doppelt profitieren.

Quellen:
Aung T, Halsey J, Kromhout D, et al. Associations of Omega-3 Fatty Acid Supplement Use With Cardiovascular Disease Risks: Meta-analysis of 10 Trials Involving 77 917 Individuals. JAMA Cardiol. 2018;3(3):225–234. doi:10.1001/jamacardio.2017.5205
Vitamin D and Omega-3 Trial (VITAL) (VITAL), https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01169259