Von der Hand aufs Herz: vermehrte Inzidenz von Herzinsuffizienz bei Karpaltunnelsyndrom?
In der letzten Zeit wurde immer häufiger ein Zusammenhang zwischen einem Karpaltunnelsyndrom (CTS) und dem Auftreten einer Herzinsuffizienz diskutiert. Eine Studie hat nun analysiert, ob die CTS-Erkrankung mit einer vermehrten Inzidenz einhergeht.
Studienergebnisse zu Herzinsuffizienz bei Karpaltunnelsyndrom
- Die Daten von über 80.000 Menschen mit Karpaltunnelsyndrom wurden in die Studie aufgenommen.
- Im Verlauf von 10 Jahren entwickelten 8,4% der CTS-Patientinnen und -Patienten eine Herzinsuffizienz – im Vergleich zu 6,2% der Menschen ohne Karpaltunnelsyndrom.
- Der Zusammenhang zwischen CTS und Herzinsuffizienz ist statistisch signifikant, aber nur bei Menschen über 61 Jahren.
Was hat ein Karpaltunnelsyndrom mit dem Herzen zu tun?
Die Verbindung zwischen einem CTS und einer Herzinsuffizienz schien noch vor einigen Jahren etwas weit hergeholt. Doch in der letzten Zeit hat sich das geändert. Mehrere Studien zeigen mittlerweile einen Zusammenhang zwischen der Handerkrankung und einer verminderten Funktion des Herzens. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bei immer mehr CTS-Erkrankten eine Transthyretin-Amyloidose des Herzens (ATTR) diagnostiziert wird.
Ist CTS ein Risikofaktor für die Entstehung einer Herzinsuffizienz?
Der Frage, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Herzinsuffizienz und Karpaltunnelsyndrom gibt, haben sich nun Forscher aus Kiel gewidmet. Sie analysierten dazu die Daten von über 80.000 Patientinnen und Patienten aus deutschen Praxen, die an einem CTS litten. Die Inzidenz einer Herzinsuffizienz in dieser Population verglichen sie mit der einer gesunden Kontrollgruppe.
Zusammenhang zwischen Karpaltunnelsyndrom und Herzinsuffizienz – eine Alterserscheinung?
Das Ergebnis der Studie: nach zehn Jahren litten 8,4% der CTS-Erkrankten an einer Herzinsuffizienz, während die Herzerkrankung nur bei 6,2% der gesunden Kontrollgruppe auftrat.
Obwohl der Unterschied prozentual nicht besonders eindrücklich erscheint, ist das Ergebnis doch statistisch signifikant. Aber es sollte mit Vorsicht interpretiert werden: lediglich in der Gruppe der über 61-Jährigen bestand diese Signifikanz tatsächlich. In den jüngeren Altersgruppen gab es keine nennenswerten Unterschiede.
Auch ist wichtig zu wissen, dass die Studienteilnehmer nicht auf das Vorliegen einer ATTR getestet wurden. Die Erkrankung könnte als Ursache für einige der Herzinsuffizienzen in Frage kommen.
Fazit für die Praxis
Die Daten zeigen, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten eines Karpaltunnelsyndroms und einer Herzinsuffizienz zu geben scheint. Erwähnenswert ist allerdings, dass eine statistische Signifikanz in der vorliegenden Studie nur für die Patientenpopulation über 61 Jahre nachgewiesen werden konnte.
- Luedde M, Schmidt VJ, Gänsbacher-Kunzendorf J, Kostev K. Association Between Carpal Tunnel Syndrome and Subsequent Heart Failure Among Adults in Germany. JAMA Netw Open. 2023 Jul 3;6(7):e2323091. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.23091. PMID: 37436753; PMCID: PMC10339157.