Mannitol: Weniger Delir nach Herz-OP Logo of esanum https://www.esanum.de

Herz-Bypass-OP: Mannitol senkt Risiko für postoperatives Delir

Eine randomisierte Studie untersuchte die potenzielle Rolle von Mannitol zur Delirprophylaxe bei Herz-Bypass-Operationen.

Mannitol zur Delir-Prophylaxe nach Herz-Bypass-OP

  • In dieser kleinen Studie zeigte sich ein signifikant reduziertes Delirrisiko in der Mannitol-Gruppe (22,2 % vs. 42,2 %, p = 0,035). Größere Studien sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
  • Bezüglich der Mortalitätsrate, der Verweildauer auf der Intensivstation und der Reoperationsrate konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden. Gleiches gilt für die mechanische Beatmungszeit, die Aortenklemmzeit und das kardiopulmonale Bypass-Intervall.

In der Doppelblindstudie wurden 90 erwachsene Patienten randomisiert, die sich einer Herzoperation mit kardiopulmonalem Bypass unterzogen. Zur Vorbereitung der Herz-Lungen-Maschine wurden unterschiedliche Primerlösungen verwendet:

  • Interventionsgruppe: Ringerlaktat ergänzt mit 200 ml 20 % Mannitol, zusätzlich Natriumbicarbonat und Natriumheparin.
  • Kontrollgruppe: Ringerlaktat mit Natriumbicarbonat und Natriumheparin, aber ohne Mannitol.

Die folgenden Endpunkte wurden in beiden Gruppen untersucht:

  • Auftreten eines postoperativen Delirs, diagnostiziert mit der Delirium Observation Screening Scale
  • Dauer der mechanischen Beatmung
  • Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation
  • 30-Tage-Mortalität

Ergebnisse: Mannitol senkt Delir-Risiko signifikant

Insgesamt trat bei 32,2 % der operierten Patienten ein postoperatives Delir auf. Die Häufigkeit unterschied sich jedoch signifikant zwischen den beiden Studiengruppen:

  • Kontrollgruppe: Delir bei 42,2 % der Patienten
  • Mannitol-Gruppe: Delir nur bei 22,2 % der Patienten (p = 0,035)

Bei den anderen Endpunkten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Kollektiven. Dies traf auch auf die Reoperationsrate, die Aortenklemmzeit und das kardiopulmonale Bypass-Intervall zu, die ebenfalls analysiert wurden. Ferner wurden keine signifikanten Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Mannitol beobachtet.

Ursachen des postoperativen Delirs

Doch warum kommt es überhaupt zu einem akuten Verwirrtheitssyndrom nach einer Operation? Man weiß, dass es sich um eine multifaktorielle Pathogenese handelt. Verschiedene Faktoren sind beteiligt, unter anderem:

  • Neuroinflammation
  • Veränderungen der Neurotransmitter
  • Subklinische zerebrale Gefäßereignisse
  • Erhöhter intrakranieller Druck
  • Verminderte Hirndurchblutung durch Hämodilution

Bei Herzoperationen gelten der kardiopulmonale Bypass und seine Dauer als Risikofaktoren für das Auftreten von postoperativen Verwirrtheitszuständen. Rasche Änderungen der Temperatur, des intravasalen pH-Wertes und des arteriellen Blutdrucks während des kardiopulmonalen Bypasses können eine ausgeprägte Entzündungsreaktion auslösen. Diese beeinflusst die zerebrale Perfusion, den Sauerstoffverbrauch und die Sauerstoffversorgung des betroffenen Hirnareals. In der Folge kann es zu Hypoxie und Ischämie des Hirngewebes kommen, was das Risiko eines postoperativen Delirs deutlich erhöht.

Warum wirkt Mannitol präventiv?

Dass die Verwendung von Mannitol in der Primerlösung der Herz-Lungen-Maschine vorteilhaft sein kann, beruht auf mehreren Mechanismen:

  • Die osmotische Wirkung von Mannitol senkt den intrakraniellen Druck, indem es dem Gewebe Wasser entzieht.
  • Mannitol verbessert die zerebrale Perfusion und verhindert die Bildung von Hirnödemen.
  • Mannitol hat antioxidative Effekte. Es kann oxidativen Stress reduzieren, der als zentraler Faktor in der Pathogenese des postoperativen Delirs gilt.

Fazit: Mannitol als vielversprechende Strategie gegen postoperatives Delir

Die randomisierte, kontrollierte Studie zeigt eine signifikante Reduktion des Delir-Risikos durch Mannitol. Da die Fallzahl begrenzt ist, sind größere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Weder die Mortalität noch die Dauer des Intensivaufenthaltes waren im Mannitol-Arm höher als in der Kontrollgruppe. Diese Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, dass Mannitol zur Delirprophylaxe beitragen könnte. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den klinischen Nutzen zu bewerten.