Schützt Salzreduktion doch nicht vor Herzschwäche? Logo of esanum https://www.esanum.de

Herzinsuffizienz: Kein Schutz durch salzarme Diät

Die SODIUM-HF Studie zeigt, dass eine salzarme Ernährung nicht immer nur Vorteile bietet. Bei Patienten mit CHF führte sie zu keiner Verbesserung der Krankenhauseinweisungen.

Krankenhauseinweisungen nicht reduziert, aber Betroffene fühlen sich besser

In der Tat steht eine salzreiche Ernährung im Zusammenhang mit der Entwicklung von Bluthochdruck, Nierenschwäche, Schlaganfall und kardiovaskulären Erkrankungen, insbesondere der Herzschwäche. Es wird vermutet, dass es durch die erhöhte Natriumaufnahme zu einer chronischen Volumenüberlastung des Herzkreislaufsystems kommt, wodurch das Herz gestresst wird und sich eine Herzinsuffizienz entwickeln kann. Demzufolge werden einer salz- bzw. natriumarmen Ernährung positive Effekt in Hinblick auf das Management einer Herzinsuffizienz zugeschrieben. Doch die Studienlage dazu ist uneindeutig. Während einige Studien einen Benefit fanden, zeigten andere eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz mit häufigeren Dekompensationen. Ein Team um Prof. Justin Ezekowitz von der University of Alberta in Kanada ist dieser Frage daher in der großangelegten SODIUM-HF Studie erneut auf den Grund gegangen.

Natriumarme versus normale Ernährung bei Herzinsuffizienz

Die multizentrische randomisierte Studie wurde an 26 Studienzentren in sechs Ländern durchgeführt (Australien, Kanada, Chile, Kolumbien, Mexiko und Neuseeland). Eingeschlossen wurden 806 Patientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (New York Heart Association [NYHA] Stadium 2 bis 3) und leitliniengerechter Therapie. Das mittlere Alter der Probanden lag bei 67 Jahren, 33% waren weiblich und 66% männlich. Die Teilnehmer wurden 1:1 randomisiert. Die Interventionsgruppe führte eine salzarme Diät durch, mit dem Ziel einer täglichen Natriumaufnahme unter 1,5 Gramm. Dazu erhielt sie natriumarme Diätpläne, die von Ernährungsberatern entwickelt wurden. Die Kontrollgruppe behielt ihre Essgewohnheiten bei. Um zu überprüfen, ob sich beide Gruppen auch wirklich an die Vorgaben zum Salzkonsum hielten, fertigten alle Teilnehmenden dreitägige Ernährungstagebücher zu drei Zeitpunkten an: zu Studienbeginn und nach 6 und 12 Monaten (bei der Interventionsgruppe zusätzlich nach 3 und 9 Monaten).

Die Studiendauer betrug 12 Monate. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus kardiovaskulär-bedingtem Besuch einer Notaufnahme bzw. Aufnahme in einem Krankenhaus oder dem Tod jeglicher Ursache.

Natriumarme Diät ohne Effekt auf primären Endpunkt

Zu Studienbeginn lag die Natriumaufnahme in beiden Gruppen bei durchschnittlich 2,2 Gramm pro Tag. In der Interventionsgruppe ging sie auf ca. 1,6 Gramm zurück, während sie in der Kontrollgruppe bei ca. 2,1 Gramm recht stabil blieb. Die niedrige Natriumaufnahme wurde in der Interventionsgruppe gut vertragen und hatte zu keinen spezifischen Nebenwirkungen geführt.

Nach 12 Monaten wurde der primäre Endpunkt in 130 Fällen erreicht, darunter bei 15% in der Interventionsgruppe und 17% in der Kontrollgruppe. Der Unterschied war nicht signifikant (p = 0,53). Auch hinsichtlich der Gesamtmortalität gab es keinen Unterschied (6% versus 4%, p = 0,32). Kardiovaskulär-bedingte Besuche der Notaufnahme (4% versus 4%, p = 0,60) und Hospitalisierungen (10 % versus 12%, p = 0,36) waren ebenfalls nicht unterschiedlich. Auch die Analyse von Subgruppen (z. B. solche mit hoher bzw. niedriger Salzaufnahme zu Studienbeginn) zeigte die gleichen Ergebnisse. Interessanterweise tendierte die Interventionsgruppe aber zu einer Verbesserung ihres NYHA-Stadiums um einen Punkt (p = 0,006). Zudem fühlten sich die Probandinnen und Probanden der Interventionsgruppe auch subjektiv besser, gemessen durch Fragebögen zur Lebensqualität.

Salzarme Diät nicht so streng sehen?

Das Autorteam schlussfolgert aus den Studiendaten, dass eine natriumarme Ernährung bei ambulant versorgten Patienten mit Herzschwäche keinen klinischen Vorteil gegenüber einer regulären Ernährung bietet. Dennoch scheint es Betroffenen damit subjektiv besser zu gehen. Ein Kritikpunkt der Studie ist die relativ kurze Beobachtungszeit von nur einem Jahr. Eventuell ist eine noch längere Salzreduktion notwendig, um positive Effekte zu sehen. Weiterhin wurden lediglich Fragebögen genutzt, um den Natriumkonsum zu bestimmen. Damit steht und fällt das Ergebnis mit der Genauigkeit der Angaben der Studienteilnehmenden. Eine bessere Alternative wäre die Messung der 24-stündigen Salzausscheidung im Urin gewesen. Diese ist jedoch in solch großangelegten Studien nur schwer zu realisieren.

Für den klinischen Alltag lässt sich mitnehmen, dass eine strikte salzarme Diät bei Herzschwäche möglicherweise nicht so wirksam ist wie gedacht, auch wenn sich die Erkrankten dadurch scheinbar fitter fühlen. Denjenigen, die aber gerne gelegentlich zu Salzstangen und Co. greifen, sollte der Genuss nicht strikt verwehrt werden.

Quelle: Ezekowitz et al. Reduction of dietary sodium to less than 100 mmol in heart failure (SODIUM-HF): an international, open-label, randomised, controlled trial. The Lancet. Published: April 02, 2022. DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00369-5