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Diabetes-Dauer erhöht Risiko für Herzinsuffizienz

Das Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz steigt mit der Dauer einer Diabetes. Auch Prädiabetiker haben ein leicht erhöhtes Risiko. Die frühe Optimierung der Blutzuckerwerte ist ein wichtiger Baustein in der Prävention einer Herzschwäche.

Ein über 15 Jahre bestehender Diabetes mit 3-fach erhöhtem Risiko assoziiert

Eine neue Langzeit-Studie zeigt, dass das Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz mit der Dauer einer Diabetes-Erkrankung ansteigt. Auch Prädiabetiker:innen weisen ein leicht erhöhtes Risiko auf. Die frühzeitige Optimierung der Blutzuckerwerte ist daher ein wichtiger Baustein in der Prävention einer Herzschwäche.

Die chronische Herzinsuffizienz ist eines der häufigsten Krankheitsbilder in der Kardiologie. In der Regel entwickelt sie sich auf Basis eines länger bestehenden Bluthochdrucks oder einer koronaren Herzkrankheit. Ein weiterer Risikofaktor ist ein Diabetes mellitus. So erleiden Diabetiker ca. 2- bis 4-mal so häufig eine Herzschwäche. Denn der dauerhaft erhöhte Blutzucker schädigt die kleinen Herzkranzgefäße und erschwert so die Blutversorgung des Herzens.

Je länger ein Diabetes besteht, desto höher müsste das Risiko für die Entwicklung einer Herzschwäche sein. Das ist jedoch unklar, denn bis jetzt hat sich noch keine Studie dieser Fragestellung angenommen. Ein Team um den Endokrinologen Prof. Echouffo-Tcheugui von der Johns Hopkins University aus Baltimore (USA) hat daher eine Langzeit-Studie mit Diabetiker:innen und Nicht-Diabetiker:innen durchgeführt, um diese Frage zu beantworten.

Studie mit 23-jährigem Follow-Up

In der ARIC (Atherosclerosis Risk In Communities)-Studie wurden über 9.700 Proband:innen mit und ohne Diabetes über einen Zeitraum von 23 Jahren untersucht. Das Durchschnittsalter lag bei 63 Jahren, 58% der Teilnehmenden waren weiblich und 77% besaßen eine weiße Abstammung. Ausschlusskriterien waren eine Herzerkrankung in der Vorgeschichte oder ein diagnostizierter Diabetes im Jugendalter. Die Forschenden beobachteten, wie viele der Studienteilnehmenden im Verlauf einen Diabetes mellitus entwickelten und ob die Dauer des Diabetes einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hat, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln. Dabei berücksichtigten sie mögliche Confounder wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und Blutdruckwerte.

Je länger die Diabetes-Erkrankung, desto höher das Herzinsuffizienz-Risiko

Im Laufe der Studie entwickelten ca. 19% der Patient:innen einen Diabetes mellitus. Dabei spezifizierten die Forschenden nicht, ob es ein Typ 1 oder Typ 2 Diabetes war. Weiterhin traten in dem Zeitraum von 23 Jahren rund 2.000 Herzinsuffizienz-Ereignisse auf. Dabei stieg das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, mit der Länge der Diabetes-Erkrankung an. Schon eine relativ kurze Diabetes-Dauer von bis zu 5 Jahren war mit einem 29% höheren Risiko im Vergleich zu Patient:innen ohne Diabetes assoziiert. Waren die Patient:innen jedoch schon 5 bis 10 Jahre an Diabetes erkrankt, verdoppelte sich das Risiko bereits. Eine Diabetes-Dauer von über 15 Jahren war sogar mit einem ca. 3-fach erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz assoziiert. In einer weiteren statistischen Analyse konnten die Wissenschaftler:innen zeigen, dass sich das Herzinsuffizienz-Risiko während einer Diabetes-Erkrankung alle 5 Jahre um ca. 17 % erhöht.

Auch Prädiabetiker betroffen

Auch Patient:innen mit einem Prädiabetes (32% der Studienpopulation) besaßen bereits eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit von 16%, eine Herzschwäche zu entwickeln. In einer Subgruppen-Analyse konnten die Wissenschaftler:innen zudem zeigen, dass ihre Ergebnisse unabhängig von der Art der Herzschwäche waren (systolische bzw. diastolische Dysfunktion). Das Risiko, eine Herzinsuffizienz auf dem Boden eines Diabetes zu entwickeln, war bei Frauen, älteren Menschen sowie bei Patient:innen mit schlecht eingestelltem Diabetes stärker ausgeprägt.

Frühzeitige Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren?

Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass die Länge des Diabetes ein entscheidender Faktor in der Entwicklung einer Herzinsuffizienz ist, unabhängig von bekannten Risikofaktoren. Auch wenn die Ergebnisse auf den ersten Blick nicht überraschend klingen, so betonen sie doch die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diabetes-Therapie zur Erreichung optimaler Blutzuckerwerte. In diesem Kontext könnten Sodium dependent glucose transporter-2 (SGLT-2)-Hemmer wie Empagliflozin zukünftig eine stärkere Rolle in der Diabetes-Therapie spielen. Denn neben ihrer antidiabetischen Wirkung besitzen sie auch einen kardioprotektiven Effekt. Diabetes-Patient:innen könnten durch eine rechtzeitige SGLT-2-Therapie möglicherweise vor den Folgen einer Herzinsuffizienz bewahrt werden. Als weitere Konsequenz der Studie könnte die Dauer einer Diabetes-Erkrankung zukünftig eine wichtigere Rolle in der Abschätzung des Risikos für die Entwicklung einer Herzschwäche spielen.

Quellen:
Echouffo-Tcheugui et al. Duration of Diabetes and Incident Heart Failure: The ARIC (Atherosclerosis Risk In Communities) Study. J Am Coll Cardiol HF. 2021 Aug, 9 (8) 594–603