Chikungunya-Virus: Impfstoff nun auch in Europa zugelassen Logo of esanum https://www.esanum.de

Weltweit erster Chikungunya-Impfstoff nun auch in Europa zugelassen

Der weltweit erste Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus ist nun auch in Europa erhältlich. Ein Meilenstein in der Bekämpfung der Chikungunya-Infektion durch invasive Mückenattacken, die bei zukünftig steigenden Temperaturen zunehmen könnten.

Chikungunya-Fälle nehmen drastisch zu

Aktuellen Daten zufolge wurden im Jahr 2022 in den EU/EEA-Mitgliedstaaten insgesamt 64 Chikungunya-Infektionen gemeldet, wobei es eine hohe Dunkelziffer gibt. Im Jahr 2024 beläuft sich die Zahl der Chikungunya-Infektionen weltweit auf etwa 320000 CHIKVD-Fälle. 120 hiervon nahmen ein tödliches Ende. Die in den meisten Fällen akut verlaufende Erkrankung kann sich bei einigen Personen chronifizieren und sogar in einem Multiorganversagen resultieren.1,2

Verschiedene Faktoren könnten zu einer Verschärfung der aktuellen Situation führen. Zum einen leben wir in einer immer älter werdenden Gesellschaft und zum anderen könnten tropische Infektionskrankheiten als Folge des Klimawandels auch hierzulande Einzug in unseren Alltag nehmen. Aedes aegypti ist der Hauptüberträger der vier Viren, die die größten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben: Gelbfieber, Dengue-Fieber, Chikungunya und Zika-Fieber. Sollten die Temperaturen auch in Europa weiter ansteigen, so könnten diese 4 Erkrankungen auch bei uns heimisch werden.3,4 

Übertragung des Chikungunya-Virus durch Tigermücke

Das Chikungunya-Virus (CHIKV) kann durch infizierte Aedes-Mücken auf den Menschen übertragen werden. In erster Linie verläuft so die Übertragung von Mensch zu Mensch. Anders als die uns bisher bekannten Mückenarten, ernähren sich Aedes-Mücken bei Tageslicht. Sie stechen bereits am frühen Morgen sowie am späteren Nachmittag. Es gibt verschiedene Aedes-Mückenarten, wobei die asiatische Tigermücke (Ae. albopictus) für den Großteil der Krankheitsausbrüche verantwortlich ist. Das Auftreten der asiatischen Tigermücke in Europa ist jedoch nicht neu: Sie wurde bereits 1979 hierzulande entdeckt. Die asiatische Tigermücke ist auf den Kanarischen Inseln, auf Madeira, auf Zypern, in Südrussland sowie in Georgien anzutreffen. Es ist bereits bekannt, dass der Klimawandel in den letzten Jahren dazu geführt, dass der bekannte Überträger von Chikungunya- und auch Dengue-Viren sich in Gebieten innerhalb Europas ausgebreitet hat, die zuvor hiervon nicht betroffen waren.5

Unschönes Mitbringsel aus dem Urlaub

Bisher wurde in Europa das Chikungunya-Virus hauptsächlich durch Reisende verbreitet. Das Chikungunya-Virus kann bei Auftreten der Erkrankung mit Fieber und Gelenkschmerzen einhergehen. Oft werden Patienten fehldiagnostiziert, da die Symptomatik mit anderen Viruserkrankungen überlappend ist. Womöglich wird aktuell noch die gesamte Krankheitslast und die damit verbundenen sozioökonomischen Auswirkungen unterschätzt.6

Schwerwiegende Chikungunya-Komplikationen treffen auf demographischen Wandel

Chikungunya kann akut (Erholung in unter 2 Wochen) oder chronisch (Wochen bis Jahre) auftreten und geht mit einer hohen Erkrankungsrate einher. Die Krankheit beginnt in der Regel 4-8 Tage nach dem Mückenstich. Die betroffenen Personen leiden unter akut einsetzendem hohem Fieber sowie Gelenkschmerzen. Weitere Symptome sind Kopf- und Muskelschmerzen, Hautausschläge, geschwollene Knöchel/Handgelenke, Nausea und Müdigkeit. Ein schwerer Krankheitsverlauf zeichnet sich durch neurologische Infektionen, Perikarditis, Hepatitis, schweren Hautausschlägen und Multiorganversagen aus. Für Kleinkinder und ältere Patienten können diese schwerwiegenden Komplikationen lebensbedrohlich sein.7,8

Seroprotektiver, neutralisierender Antikörperspiegel gegen das Chikungunya-Virus bereits nach 28 Tagen messbar

Die Zulassung des Chikungunya-Impfstoffes beruht auf den Ergebnissen der im Jahr 2023 publizierten doppelblinden, multizentrischen, randomisierten Phase-3-Studie (DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00641-4). Diese wurde an insgesamt 43 Impfstoff-Studienzentren in den USA durchgeführt. An der Studie haben gesunde Freiwillige im Alter von ≥ 18 Jahren teilgenommen. Ausgeschlossen wurden u.a. Personen mit einer immunvermittelten oder chronischen Arthritis/Arthralgie, einem bekannten oder vermuteten Defekt des Immunsystems sowie einer bereits durchgemachten Chikungunya-Virusinfektion in der Vorgeschichte.

Die Randomisierung der Studienteilnehmer fand im Verhältnis 3:1 (VLA1553 oder Placebo) statt. Als primärer Endpunkt wurde ein positiver Chikungunya-Virus-Antikörperspiegel am 28. Tag nach der VLA1553-Verabreichung festgelegt. Bei fast 99 % der Personen in der VLA1553-Gruppe konnte 28 Tage nach der VLA1553-Verabreichung ein seroprotektiver, neutralisierender Antikörperspiegel gegen das Chikungunya-Virus gemessen werden. Diese Ergebnisse waren altersunabhängig. VLA1553 zeigte ein adäquates Sicherheitsprofil. Das Nebenwirkungsprofil ähnelte dem anderer bereits zugelassener Impfstoffe. VLA1553 wurde in der Studie sowohl von jüngeren als auch von älteren Erwachsenen gleichermaßen gut vertragen.9

Fazit für die Praxis: Impfstoff vor Reisen schützt

Der weltweit erste Chikungunya-Impfstoff ist nun auch in Europa zugelassen. Noch halten sich die Mückenattacken durch infizierte Aedes-Mücken in Grenzen. Doch wie sagt man so schön: Vorsicht ist besser als Nachsicht.10

Quellen:
  1. https://valneva.com/press-release/valneva-receives-marketing-authorization-in-europe-for-the-worlds-first-chikungunya-vaccine-ixchiq/?lang=de
  2. https://www.ecdc.europa.eu/en/chikungunya-monthly
  3. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1295906/umfrage/chikungunya-fallzahl-in-europa/
  4. Souza-Neto JA, Powell JR, Bonizzoni M. Aedes aegypti vector competence studies: A review. Infect Genet Evol. 2019 Jan;67:191-209. 
  5. Miranda MÁ. et al. (2022). AIMSurv: First pan-European harmonized surveillance of Aedes invasive mosquito species of relevance for human vector-borne diseases. GigaByte. 2022 May 31;2022:gigabyte57.
  6. Kam YW. Et al. (2015). Sero-prevalence and cross-reactivity of chikungunya virus specific anti-E2EP3 antibodies in arbovirus-infected patients. PLoS Negl Trop Dis. 2015 Jan 8;9(1):e3445.
  7. Burt FJ. et al. (2017). Chikungunya virus: an update on the biology and pathogenesis of this emerging pathogen. Lancet Infect Dis. 2017 Apr;17(4):e107-e117.
  8. https://climate-adapt.eea.europa.eu/en/observatory/evidence/health-effects/vector-borne-diseases/chikungunya-factsheet
  9. Schneider M. et al. (2023). Safety and immunogenicity of a single-shot live-attenuated chikungunya vaccine: a double-blind, multicentre, randomised, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet. 2023 Jun 24;401(10394):2138-2147. 
  10. https://valneva.com/press-release/valneva-receives-marketing-authorization-in-europe-for-the-worlds-first-chikungunya-vaccine-ixchiq/?lang=de