Migration als globaler Einfluss auf Tuberkulose-Prävalenz und Antibiotika-Resistenz Logo of esanum https://www.esanum.de

Migration als globaler Einfluss auf Tuberkulose-Prävalenz und Antibiotika-Resistenz

Die Migration spielt mit fast einer Billion Menschen weltweit eine wichtige Rolle in einer globalisierten Welt. Ein "Migrationsvorgang" dauert oft Monate bis Jahre, ist häufig kräftezehrend und macht die Migranten vulnerabler gegenüber Infektionskrankheiten wie der Tuberkulose.

Die Migration spielt mit fast einer Billion Menschen weltweit eine wichtige Rolle in einer globalisierten Welt. Ein "Migrationsvorgang" dauert oft Monate bis Jahre, ist häufig kräftezehrend und macht die Migranten vulnerabler gegenüber Infektionskrankheiten wie der Tuberkulose. Gewisse "Push-and-pull"-Faktoren sind ausschlaggebend für die Initiierung der Migration eines Individuums. Naturkatastrophen und Krieg im eigenen Land und die Aussicht auf ökonomisch bessere Verhältnisse sowie soziale Aufstiegsmöglichkeiten sind einige dieser Faktoren.1-5

Agenda, Strategien und Pläne

Migranten stellen eine heterogene Gruppe dar: Landesinterne Migranten unterscheidet sich von Asylsuchenden, Saisonarbeitern, Kriegsflüchtlingen, Wirtschaftsflüchtlingen und erzwungener Migration. Die Migranten liegen als Schlüsselpopulation für die Tuberkulose im Fokus der "WHO End Tb Strategy", des "Global Plan to End TB, 2016-2020" und der "Sustainable Development Goals (SDGs) agenda".6-8

Die Gesundheitsprofile unterscheiden sich

Verschiedene gesundheitsfördende Maßnahmen oder gesundheitsschädigende Verhaltensweisen resultieren in den unterschiedlichen Gesundheitsprofilen der Migranten.9 Weltweit wurden über 30 Länder identifiziert, die ein hohes Risiko für die Tuberkulose-Durchseuchung der Bevölkerung, für multiresistente Tuberkulosebakterien sowie die Kombination HIV/Tuberkuloseinfektion aufweisen.10

Millionen Menschen weltweit in Gefahr

Nach Schätzungen der WHO sind 2015 10,4 Millionen Menschen an der Tuberkulose erkrankt. Bei 1,8 Millionen Patienten verlief die Erkrankung letal. Die Tuberkuloseerkrankung stellt damit die führende Todesursache im Hinblick auf Infektionskrankheiten weltweit dar.11

Die Epidemiologie im Wandel

In Ländern mit zuvor niedriger Tuberkulose-Prävalenz kann die Migration zu epidemiologischen Veränderungen führen. Die Migranten können sich aufgrund der schlechten Lebensbedingungen während ihrer Reise leichter mit den Tuberkelbakterien infizieren. Weitere Faktoren wie Antibiotikaresistenz, niedriger Lebensstandard, schlechte Arbeitsbedingungen, Diskriminierung, Geschlecht, Alter und der legale Status haben Einfluss auf den Krankheitsverlauf.12-14

Die "Top 5" der Tuberkulose-Hochrisikoländer

Die Migranten stammen oft aus einem der 30 Tuberkulose-Hochrisikoländer. Die "Top 5" dieser Länder sind Bangladesch, China, Indien, Mexiko und Russland. 51 % der Migranten wandern nach Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Russland, Saudi-Arabien, Spanien, die Arabischen Emirate, Großbritannien und Amerika ein.15,16 In Nordamerika und Europa stellen Migranten rund die Hälfte der Tuberkulosepatienten dar. Auch die Rate an Antibiotikaresistenzen ist unter den Migranten deutlich erhöht. Vor allem die Kinder leiden oft an einer aktiven Tuberkuloseerkrankung.1,17-25

Krieg und Transit

Die steigende Tuberkuloseprävalenz im Libanon konnte mit dem Syrien-Krieg in Zusammenhang gebracht werden . Eine Studie aus Jordanien konnte zeigen, dass obwohl die syrischen Flüchtlinge aus Gebieten mit einer niedrigen Tuberkuloseprävalenz stammen, sie bei ihrer Ankunft in Jordanien häufig mit Tuberkulose diagnostiziert werden.26,27

Die Art zu Reisen während des Migrationsvorgangs hat Einfluss auf die Tuberkuloseprävalenz unter den Migranten. Ein organisierter Migrationsvorgang mit vorhergehendem Gesundheits-Screening ist gesundheitlich weniger riskant als eine Reise auf überfüllten Booten und zu Fuß. Eine Studie aus der Schweiz konnte zeigen dass die beiden zuletzt genannten Reisearten mit einem erhöhten Risiko für eine latente Tuberkuloseinfektion einhergehen.28

Xenophobie: Stigmatisierung der Tuberkulose-Patienten

Migranten, die in Länder mit sonst niedriger Tuberkuloseprävalenz einreisen werden oft mit Vorurteilen konfrontiert. Dies liegt daran, dass die Gesellschaft davon ausgeht, dass von Migranten ein erhöhtes gesundheitliches Risiko ausgeht. Diese Annahmen entsprechen jedoch nicht der Realität.29-32

Eine Studie konnte zeigen, dass die Einstellung des medizinischen Personals gegenüber den Migranten Einfluss auf die Therapiequalität und den Therapieerfolg haben kann.33 Xenophobie, schlecht geschultes Personal, der Mangel an medizinischen Sozialarbeitern und der Mangel an Dolmetschern kann ebenfalls den Therapieerfolg negativ beeinflussen.34 Migranten leben weltweit oft zusammengepfercht unter sehr schlechten Bedingungen in überfüllten Camps. Der geringe räumliche Abstand, Unter-/Mangelernährung sowie schlechte Lüftungsmöglichkeiten sind an der Übertragung der Tuberkelbakterien entscheidend beteiligt.35,36

Billige Arbeitskräfte

In Südafrika werden häufig Migranten im Bergbau beschäftigt. Die Arbeitsbedingungen sind miserabel. Von Krankheitsurlaub können die Migranten in Südafrika nur träumen. Sie arbeiten krank weiter und haben nicht die Möglichkeit, ihre Krankheit ausreichend therapieren zu lassen und sich von ihr zu erholen. Es verwundert kaum, dass hier weltweit die höchste Tuberkulose-Inzidenz mit 3.000-7.000 von 100.000 Minenarbeitern anzutreffen ist. Das Immunsystem der Minenarbeiter ist oft durch eine HIV-Infektion zuvor geschwächt worden.37

WHO: "End TB Strategy"

Was ist zu tun, um dieses immer weiter wachsende, globale Gesundheitsproblem zu lösen? Wie können Migranten geschützt und Migration besser organisiert werden? Die "End TB Strategy" setzt sich zum Ziel dieses Problem zu lösen. Sie soll angewendet werden, um weltweit die Tuberkulose-Inzidenz um 80 % und die Tuberkulose-Todesfälle um 90 % zu reduzieren. Die Tuberkulose ist ein globales Problem, das uns alle betrifft.

Referenzen:
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2. Schoorl J. et al. (2000). Push and pull factors of international migration: a comparative report. Luxembourg City, Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities.
3. Sheik-Mohamed A. et al. (1999).Where health care has no access: the nomadic populations of sub-Saharan Africa. Trop Med Int Health; 4: 695–707. 
4. Luthra R. et al. (2014). Migrant diversity, migration motivations and early integration: the case of Poles in Germany, the Netherlands, London and Dublin. London, UK: London School of Economics and Political Science.
5. Van Hear N. et al.(2009). Managing mobility for human development: the growing salience for mixed migration. New York, NY, USA: United Nations Development Programme
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