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Immun-Checkpoint-Blockade in der Onkologie

Zum jetzigen Zeitpunkt sind prognostische und prädiktive Biomarker bereits fester Bestandteil der personalisierten Krebstherapie. Dazu mehr im nächsten Beitrag. Heute liegt der Fokus bei Pembrolizumab und seiner Anwendung in der Tumortherapie.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind prognostische (PSA-Wert bei dem Prostatakarzinom) und prädiktive Biomarker (KRAS-Gen, ALK-Fusion, Gene aus der RAS-Familie und HER2/neu-Status) bereits fester Bestandteil der personalisierten Krebstherapie.1-3 Dazu mehr im nächsten Beitrag. Heute liegt der Fokus bei Pembrolizumab und seiner Anwendung in der Tumortherapie.

Immunonkologische Therapiekonzepte gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit. Sie geben Hoffnung, aber die Therapieziele dürfen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu hoch gesteckt werden. Insgesamt wurden über 15 verschiedene Wirkstoffe auf ihre Effektivität hin geprüft. Im klinischen Alltag ist eine Verbesserung der Stratifikationskriterien notwendig. Wir benötigen wirksame Methoden, um im klinischen Alltag die Patienten ausfindig zu machen, die von einer immunonkologischen Therapie profitieren könnten. Zu solchen Biomarken könnten zukünftig eine erhöhte Mutationslast, der Anteil von bestimmten Immunzellen (Eosinophile, Monozyten und Lymphozyten) in der Serologie, der PD-L1-Status und der LDH-Spiegel gehören. Die Suche nach weiteren Biomarker-Anwärtern und ihre mögliche Validierung ist hierfür die Grundvoraussetzung.

Antikörper in der Tumortherapie

Aktuell sind eine Menge an Antikörper in der Tumortherapie im Einsatz. Nachfolgend sind die kanzerösen Zielstrukturen und der jeweilige therapeutische Antikörper aufgeführt.

Tumorassoziierte Zielstruktur

Tumor

Antikörper

CD3 und CD19

Akute lymphatische Leukämie

Blinatumomab

CD20

Non-Hodgkin-Lymphom

Rituximab, Tiuxeta, Ibritumomab

CD20

Chronisch lymphatische Leukämie

Ofatumumab,

Obinutuzumab

CD30

Anaplastisches

T-Zell-/Hodgkin-Lymphom

Brentuximab,

Vedotin

CD38

multiples Myelom

Daratumumab

CD52

Chronisch myeloische Leukämie

Alemtuzumab

CTLA-4

Metastasiertes Melanom

Ipilimumab

EGFR

Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom

Necitumumab

EGFR

Kolorektales Karzinom

Panitumumab

EGFR

Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom

Necitumumab

EGFR0

Kolorektales Karzinom

Cetuximab

EpCAM und CD3

Maligner Aszites

Catumaxomab

GD2

Neuroblastom

Dinutuximab

HER2

Mammakarzinom

Trastuzumab, Emtansin Pertuzumab

PD1

Melanom, Nichtkleinzelliges Lungenkarzinom

Nivolumab (Melanom und NKLK) Pembrolizumab (Melanom)

PDGFRÄ

Weichteilsarkome

Olaratumab

SLAMF7

multiples Myelom

Elotuzumab

VEGF

Kolorektales Karzinom

Bevacizumab

VEGFR2

Magenkarzinom

Ramucirumab

Tabelle 1: kanzeröse Zielstrukturen der therapeutischen Antikörper. Quelle4-29

Pembrolizumab

Pembrolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper (Antikörper- Isotyp IgG4), der bereits bei verschiedenen Krebserkrankungen seine Anwendung findet. Sein Angriffsziel ist der PD-1 (programmed cell death 1)-Rezeptor von Lymphozyten. Er blockiert einen bestimmten Schutzmechanismus von Tumorzellen und ermöglicht so den Angriff durch das Immunsystem.

Die erste Zulassung durch die FDA erfolgt für das metastasierte Melanom. Es folgte eine Zulassung für nicht resezierbare oder metastasierte solide Tumoren. Die Voraussetzung für eine effiziente Therapie ist eine Mikrosatelliteninstabilität oder Mismatch-Reperatur-Defizienz der Tumoren. Die Wirksamkeit der Therapie mit Pembrolizumab ist somit vom genetischen Profil des Tumors abhängig.4

Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) informiert über Pembrolizumab

Pembrolizumab wird nur als 30-minütige intravenöse Infusion verabreicht. Die Infusionszeit darf nicht unterschritten werden, d.h. Druck- oder Bolusinjektionen sind nicht erlaubt. Vor der Therapie sollte natürlich der PD-L1-Status bestimmt werden. Der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) zufolge findet Pembrolizumab Anwendung als Monotherapie bei "fortgeschrittenem (nicht resezierbaren oder metastasierenden) Melanom bei Erwachsenen", als First-Line-Therapie "bei metastasierendem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) mit PD-L1 exprimierenden Tumoren (Tumor Proportion Score
[TPS] ≥ 50 %) ohne EGFR- oder ALK-positive Tumormutationen beim Erwachsenen" und bei "lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem NSCLC mit PD-L1 exprimierenden Tumoren (TPS≥ 1 %) nach vorheriger Chemotherapie beim Erwachsenen". Der Antikörper kann auch bei eine Rezidiv oder therapierefaktärem Hodgkin-Lymphom beim Erwachsenen eingesetzt werden, wenn zuvor die autologe Stammzelltransplantation und eine Brentuximab Vedotin-Therapie nicht erfolgreich war. Im Falle, dass eine autologe Stammzelltransplantation nicht möglich ist und die Therapie mit Brentuximab Vedotin versagt hat kann Pembrolizumab ebenfalls zum Einsatz kommen.

Einer Platin-basierten Therapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Urothelkarzinom kann die Pembrolizumab-Monotherapie folgen.30

Kontraindikationen und Nebenwirkungen

Die Daten zu Kontraindikationen und Nebenwirkungen des Antikörpers können Sie im Detail auf der EMA-Webseite nachlesen. Zu Kindern und Jugendlichen liegen bisher keine Informationen vor. Bei Auftreten immunvermittelter Nebenwirkungen wird empfohlen die Therapie zu pausieren und Kortikosteroide einzunehmen. Solche immunvermittelten Nebenwirkungen können die Lunge, den Darm, die Leber, die Nieren, die Haut, die Uvea, die Gelenke, das Herz, das Pankreas oder das endokrine System betreffen.30

Immunvermittelte Endokrinopathien mit lebenslangen Folgen

Immunvermittelte Endokrinopathien würden sich bemerkbar machen als "Hypophysitis, Typ-I-Diabetes mellitus, diabetische Ketoazidose, Hypothyreose und Hyperthyreose". Das Resultat hieraus kann eine lebenslange Hormonsubstitutionstherapie sein.30

Guillain-Barré-Syndrom bis Enzephalitis

Weitere immunvermittelte Nebenwirkungen sind das "Guillain-Barré-Syndrom, das Myasthenie-Syndrom, die hämolytische Anämie, die Sarkoidose und die Enzephalitis". Auch kann es nach Infusion im schlimmsten Fall zu einer Anaphylaxie kommen.30

Adjuvante Pembrolizumabtherapie beim resezierten Melanom

In einer randomisierten doppelblinden Phase-III-Studie wurde die Effektivität von Pembrolizumab in der Therapie des resezierten Hochrisiko-Melanoms getestet. Insgesamt nahmen Patienten an der Studie teil. Eine Gruppe (514 Patienten) erhielt für bis zu einem Jahr Pembrolizumab (200mg im 3-wöchigen Rhytmus) und die andere lediglich ein Placebo (505 Patienten). Ziel der Studie war das rezidivfreie Überleben zu verlängern. Nach Datenauswertung konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Therapiegruppen festgestellt werden. Die 1-Jahresrate für das rezidivfreie Überleben lag in der Pembrolizumab-Therapiegruppe bei 75,4%. Die 1-Jahresrate für das rezidivfreie Überleben für die Placebo-Gruppe schnitt mit 61% auch nicht schlecht ab. In 14,7% der Fälle kam während der Pembrolizumab-Therapie zum Auftreten von Nebenwirkungen vom Grad 3-5.4

Die Forschungsgruppe kam zu dem Schluss, dass sich Pembrolizumab zur adjuvanten Therapie des Hochrisiko-Melanoms (Dosierung von 200mg alle 3 Wochen für 1 Jahr) eignet.4

Im nächsten Beitrag lernen wir für die Tumortherapie relevante prognostische, prädiktive Biomarker näher kennen.

Referenzen:
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