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HIV-Übertragungswege und Prävention

Diesen Sommer setzen wir uns ausführlich mit neuen Therapieregimen in der HIV-Behandlung auseinander. Mit dem heutigen Blog-Beitrag kommen wir der eigentlich besten Methode näher – und zwar der Prävention.

Diesen Sommer setzen wir uns ausführlich mit neuen Therapieregimen in der HIV-Behandlung auseinander. Im Beitrag vom 15.06.2018 haben wir das in den USA seit November 2017 zugelassene Zwei-Substanzen-Regime Juluca® (Dolutegravir/Rilpivirine) kennengelernt. Diesen Mai wurde Juluca® auch in Europa zur HIV-Therapie zugelassen. Mit dem heutigen Blog-Beitrag kommen wir der eigentlich besten Methode näher – und zwar der Prävention.

Doch um eine richtige Infektionsprophylaxe zu betreiben, ist fundiertes Wissen über die pathogenetischen Grundlagen der HIV-Transmission notwendig. Mit diesem und den kommenden Blog-Beiträgen soll ein Großteil der vielleicht für Sie noch offenen, relevanten Fragen zur HIV-Transmission geklärt werden.

Mehr als ein Lichtblick: Jahrelange Forschung wird belohnt

Zur Entwicklung effektiver Präventionsstrategien bzw. eines geeigneten Impfstoffes, müssen zuerst die epidemiologischen und molekularen Grundlagen der HIV-Transmission dargelegt werden. Mithilfe von Ex-vivo-Modellen (Explantate von humanem, vaginalen und kolorektalen Gewebe) und Tiermodellen (SIV/SHIV/HIV-1 Transmission) hofft die Forschungswelt jeden Tag, Licht ins Dunkel zu bringen. Dieser Sommer bleibt spannend, denn ein neuer HIV-Impfstoff soll eine robuste Immunantwort mit sich führen. Ein erst kürzlich in The Lancet publizierter Artikel berichtet von diesen bahnbrechenden Erfolgen des Mosaik-Impfstoffes "Ad26/Ad26 plus gp140 HIV-1 vaccine".1 In den folgenden Blog-Beiträgen wird auf die erste klinische Studie im Detail eingegangen.

Blut, Sperma und Muttermilch

Bei der Transmission des HI-Virus 1 spielen die Oberflächen der unterschiedlichen humanen Schleimhäute die größte Rolle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine infektiöse Körperflüssigkeit über die jeweilige Mukosa zu einer HIV-Infektion führen kann. Akte des Geschlechtsverkehrs sind hieran entscheidend beteiligt. Doch auch der natürliche Geburtsvorgang kann für den Neuankömmling fatale Folgen haben. Zu den infektiösen Flüssigkeiten gehören Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit, der Flüssigkeitsfilm auf der Mukosa des Enddarms sowie Muttermilch. Hat eine dieser Flüssigkeiten Kontakt mit einer Schleimhautoberfläche oder einer Wunde, so kann zu einer Infektion mit dem HI-Virus kommen.2

HIV-1 wandelt auf vielen verschiedenen Übertragungswegen

Im Jahr 2017 lag die Zahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion leben, bei 36,9 Millionen (1,8 Millionen im Alter unter 15 Jahren). Von diesen erhielten 2017 21,7 Millionen Menschen eine antiretrovirale Therapie. Jede Woche infizieren sich weltweit 7.000 junge Frauen (im Alter von 15-24 Jahren) neu mit HIV. Rund 35% der mit HIV infizierten Frauen weltweit haben sexuelle Gewalt erfahren müssen. Die Zahl der an HIV neu infizierten Menschen lag 2017 bei 1,8 Millionen.3 Das Ziel von UNAIDS ist, dass sich bis 2020 weniger als 500.000 Menschen mit HIV-1 neu infizieren. Ein Blick auf die letzten Jahrzehnte verrät, dass hierzu das Erkennen der Übertragungswege und des Risikoverhaltens bestimmter Bevölkerungsgruppen essenziell ist. So hat sich in Osteuropa und Zentralasien die HIV-1-Inzidenz im Zeitraum von 2001-2009 verdreifacht. Zurückzuführen war dies auf Sexarbeit, homosexuelle Akte zwischen Männern sowie dem Drogenabusus.4 Wichtig zu wissen ist, dass rund 70% der HIV-Infektionen weltweit aus heterosexuellen Akten resultieren. Das Risiko ist bei Analverkehr (1 von 3 Kontakten) um einiges höher als bei Vaginalverkehr (1 von 10 Kontakten).5 Das Risiko für eine HIV-Infektion beim ungeschützten Geschlechtsverkehr korreliert natürlich positiv mit einer hohen Viruslast sowie dem Vorhandensein von Genitalulcera oder anderen Wunden. Der Forschungsgruppe um El-Sadr W. M. zufolge besitzt der soziökonomische Status großen Einfluss auf die Übertragung des HI-Virus, wenn auch nur indirekt.6

Im nächsten Beitrag gehen wir die molekularen Grundlagen der HIV-Übertragung genauer ein. Anhand verschiedener Modelle wird die Transmission des HI-Virus veranschaulicht. Natürlich wird die erste klinische Studie zum neuen HIV-Impfstoff "Ad26/Ad26 plus gp140 HIV-1 vaccine" Mittelpunkt der weiteren Diskussionen sein. 

Referenzen:
1. Barouch D. H. et al. (2018). Evaluation of a mosaic HIV-1 vaccine in a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 1/2a clinical trial (APPROACH) and in rhesus monkeys (NHP 13-19). Volume 392, No. 10143, p232–243, 21 July 2018.
2. Shaw G. M. et al. (2012). HIV Transmission.Cold Spring Harb Perspect Med. 2012 Nov; 2(11): a006965.
3. http://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet
4. http://www.unaids.org/globalreport/documents/20101123_GlobalReport_full_en.pdf
5. Power K. A. et al. (2008). Rethinking the heterosexual infectivity of HIV-1: A systematic review and meta-analysis. Lancet Infect Dis 8: 553–563.
6. El-Sadr W.M. et al. (2010) AIDS in America–forgotten but not gone. N Engl J Med 362: 967–970.