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Aus unfruchtbar wird fruchtbar: der Weg zum ersten Baby mittels transplantierten Uterus

Ein Baby konnte nach künstlicher Befruchtung mittels transplantierten Uterus einer hirntoten Spenderin das Licht der Welt erblicken. Bisher war dies nur durch eine Uterustransplantation einer lebendigen Spenderin möglich.

Weihnachten kommt immer näher. Die meisten von uns haben hoffentlich schon ihre Grippeschutzimpfungen für diese Saison hinter sich und bereiten sich auf das Fest vor. Die Geburt eines besonderen Kindes initiierte vor über 2.000 Jahren das Weihnachtsfest. Ein anderes kleines Wunder ereignete sich vor fast einem Jahr im aktuell sommerlich warmen Brasilien. Ein Baby konnte nach künstlicher Befruchtung mittels transplantierten Uterus einer hirntoten Spenderin das Licht der Welt erblicken. Bisher war dies nur durch eine Uterustransplantation einer lebendigen Spenderin möglich. Die erste erfolgreiche Lebendgeburt gelang 2014 nach Uterustransplantation einer lebendigen postmenopausalen Spenderin.1,2

Etwa 3-5% der Frauen leiden an einer absoluten uterinen Infertilität. Verschiedene Erkrankungen wie die kongenitale uterine Agenesie (Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom), die kongenitale uterine Malformation mit hypoplastischem Uterus, Uterus unicornis oder bicornis, intrauterine Adhäsionen oder ein Leiomyom. Die erste bisher durchgeführte Uterustransplantation erfolgte im Jahr 2000. Leider musste aufgrund nekrotischer Veränderungen im transplantierten Uterus dieser chirurgisch wieder entfernt werden. Im Jahr 2011 erfolgte eine weitere Uterustransplantation. Eine Lebendgeburt konnte jedoch durch diese nicht erreicht werden.1,3

Uterustransplantation mit Komplikationen

Die bisherigen Uterustransplantationen von lebendigen Spenderinnen sind nicht immer von Erfolg geprägt gewesen. Zudem gab es postoperativ Komplikationen bei den Spenderinnen. Dokumentierte Komplikationen für die Spenderinnen sind die urethrale Lazeration sowie die ureterovaginale Fistel. Zudem ist die lange Operationsdauer mit einem anästhesiologischen Risiko behaftet. Auch ist der psychische Zustand der Spenderinnen oft abhängig vom Transplantationserfolg.1

Transplantatüberleben abhängig von der Dauer der kalten Ischämiezeit

Bei der Transplantation einer Gebärmutter einer verstorbenen Spenderin ist die Gewebsischämie des Uterus mit einem erhöhten Risiko für ein Transplantatversagen vergesellschaftet. Histologische Veränderungen können im Transplantat bereits nach 12 Stunden kalter Ischämiezeit detektiert werden. Bei einer hirntoten Spenderin wird nach Eintritt des Todes eine systemische Inflammation in Gang gesetzt, die auch die spätere Uterusfunktion und das Transplantatüberleben negativ beeinflussen kann.

Transplantatschutz durch Immunsuppression

Die immunsuppressive Therapie erfordert meist nur anfänglich eine hohe Dosierung und kann dann im Verlauf langsam auf das Level mit den geringsten Nebenwirkungen und einem noch gewährleisteten Transplantatschutz reduziert werden. Im ersten postoperativen Monat wird die immunsuppressive Induktionstherapie zur Vermeidung einer akuten Abstoßungsreaktion durchgeführt. Im Anschluss an die Induktionstherapie erfolgt die Erhaltungstherapie. Zum Einsatz kommen Kortikosteroide, Thymoglobulin, Azathioprin, Cyclosporin und Mycophenolat-Mofetil. Um eine subklinische Abstoßungsreaktion rechtzeitig zu erkennen werden regelmäßige Biopsien empfohlen.1,3

Immunsuppressiva erhöhen pränatale Risiken

Der Zweck der Uterustransplantation ist die Erschaffung eines neuen Lebens. Welchen Einfluss hat die Schwangerschaft auf eine Transplantatabstoßung? Und welchen Effekt hat die immunsuppressive Therapie auf die Fertilität und den Embryo? Das sind wichtige Fragen, deren Lösung den Therapieerfolg bestimmt. Wir wissen von Patientinnen, die eine immunsuppressive Therapie aufgrund einer Organtransplantationen erhalten, dass diese zu verschiedenen Problemen während der Schwangerschaft führen kann. Diese sind eine ektope Schwangerschaft, Bluthochdruck, Präeklampsie, Fehlgeburt, Frühgeburt, Totgeburt, Malformationen sowie neurokognitive Defekte des Kindes.1

Gesundes Kind trotz Immunsuppressiva

Im Jahr 2014 gelang die erste Lebendgeburt eines gesunden Kindes nach Uterustransplantation einer lebendigen Spenderin. Die werdende Mutter erhielt während der Schwangerschaft Tacrolimus, Azathioprin und Kortikosteroide. Eine milde Abstoßungsreaktion konnte mittels intravenöser Gabe von Kortikosteroiden in den Griff bekommen werden. Die Patientin litt an einer Präeklampsie und brachte das gesunde Kind per Kaiserschnitt zur Welt.2

Ein kleines Weihnachtswunder in Brasilien

In Brasilien kam vor einem Jahr das erste Baby nach künstlicher Befruchtung mittels transplantierten Uterus einer hirntoten Spenderin zur Welt. Die 32-jährige Mutter (Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom) hatte 2016 die Uterustranplantation erhalten. Die 45-jährige Spenderin war Mutter dreier Kinder gewesen. Die Induktionstherapie nach erfolgreicher Transplantation erfolgte mit Prednisolon und Thymoglobulin, die Erhaltungstherapie mit Tacrolimus und Mycophenolat-Mofetil. Nach 5 Monaten wurde Mycophenolat-Mofetil durch Azathioprin ersetzt. Nach 37 Tagen trat die erste Periode nach Transplantation ein. Diese setzte sich alle 26-32 Tage regelmäßig fort. Die künstliche Befruchtung erfolgte 7 Monate nach Transplantation. Es zeigten sich keine Abstoßungsepisoden während der Schwangerschaft. Das gesunde Kind konnte am 15.12.2017 per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit gelang eine Lebendgeburt nach Uterustransplantation einer verstorbenen Spenderin. Das ist phänomenal.1

Nächste Woche erfahren wir, welchen Einfluss das viszerale Fettgewebe bei der Bekämpfung von Infektionen hat.

Referenzen:
1. Ejzenberg D. et al. (2018). Livebirth after uterus transplantation from a deceased donor in a recipient with uterine infertility. The Lancet. Dezember 04, 2018.
2. Brannstrom M. et al. (2015). Livebirth after uterus transplantation. Lancet. 2015;385(9968):607–616. 
3. Johannesson L. et al. (2016). Uterus transplantation: current progress and future prospects. Int J Womens Health. 2016; 8: 43–51.