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Stiftung Männergesundheit: Seelische Gesundheit bei Männern

Männer sterben 5-mal häufiger als Frauen, oft sind psychische Erkrankungen die Ursache. Wie lässt sich das verhindern? Die Stiftung Männergesundheit hat die richtigen Antworten.

Was ist Männergesundheit? 

Die Dimensionen von Gesundheit und Krankheit, die für Männer und Jungen relevant sind, werden unter dem Begriff Männergesundheit zusammengefasst. Zur Gesundheit tragen physische, psychische und soziale Elemente bei, die durch Risikofaktoren aus der Balance gebracht und durch Schutzfaktoren gestärkt werden können.2 Diese Balance liegt nicht nur in individueller, sondern auch in partnerschaftlicher sowie kollektiver Verantwortung. Insbesondere bei Männern wird die Verteilung dieser schützenden als auch riskanten Faktoren von Bildung, Herkunft, Einkommen und beruflicher Stellung beeinflusst. Deshalb gilt es, gesundheitliche Probleme von Männern im gesamten Lebenslauf mittels besonderer Präventions- und Versorgungsangebote zu minimieren. Diese sind weitestgehend noch zu entwickeln.2 Diese Entwicklung will die Stiftung Männergesundheit, und Vorstandsmitglied Olaf Theuerkauf, vorantreiben.

Im Gespräch mit Olaf Theuerkauf über Männer und Medizin

esanum: In letzter Zeit wurde viel über genderspezifische Medizin gesprochen, mit besonderem Fokus auf Frauen und deren Unterrepräsentation in der Medizin. Warum ist es wichtig, dass wir uns auch weiterhin intensiv mit den Männern auseinandersetzen? 

Olaf Theuerkauf: Wir müssen an dieser Stelle unterschiedliche Punkte bei der Wahrnehmung von Gesundheitsangeboten oder innerhalb der Gesundheitsversorgung beachten. Wenn Frauen beispielsweise bei klinischen Studien unterrepräsentiert sind, wissen wir nach wie vor wenig, warum Männer ihrer Gesunderhaltung nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken und überhaupt erst bei einem Arzt aufschlagen, wenn „das Kind im Brunnen liegt“. Die Entwicklung von Selbstfürsorge und Achtsamkeit wären da zwei wichtige Aspekte. Aber auch, sich über die eigenen individuellen genetischen und erworbenen Risiken klar zu werden. Das Feld hat hier verschiedene Aspekte, die nicht einfach mit dem Synonym genderspezifische Medizin gleichzusetzen sind, weil jeder etwas anderes vor Augen hat.

esanum: Wie können Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten zu Vorsorgeuntersuchungen ermutigen?

Sicher wäre die direkte Ansprache in der Sprechstunde sinnvoll, in der die Ärztinnen und Ärzte den Verlauf und den Sinn der jeweiligen Untersuchung erklären. Wir haben auch häufig positive Rückmeldungen über die Auslage von Informationsmaterial im Wartezimmer erhalten. Viele Praxen bestellen bei uns die Kurzratgeber aus der Wissensreihe Männergesundheit. Die Broschüren greifen Themen auf wie Prostatakrebs, Hodenkrebs, Bluthochdruck, Diabetes, Ernährung, Depression oder Burn Out. Wir sind der Meinung, dass Gesundheitswissen und Gesundheitskompetenz dazu führen, dass Menschen sich aktiv um ihre eigene Gesundheit kümmern.

esanum: Stichwort psychische Krankheiten: Worauf sollten behandelnde Ärzte bei männlichen Patienten achten? 

Das Feld der psychischen Krankheiten ist groß. Wenn wir jetzt von einer Depression sprechen, sollten Ärzte und Ärztinnen darauf achten, dass Männer mit schweren chronischen Erkrankungen, bei denen eine Depression als typische Komorbidität bestehen kann, eher dazu neigen, diese zu verdrängen bzw. nicht als behandlungsbedürftige Krankheit wahrzunehmen. Deshalb ist es wichtig, dass der Arzt oder die Ärztin im Patientengespräch einfühlsam vorgeht und ein besonderes Augenmerk auch auf die mentale Stabilität des Mannes eingeht. Außerdem weisen Männer mit einer Depression zum Teil andere Symptome auf als Frauen. So können, um nur ein paar Beispiele zu nennen, aggressives oder riskantes Verhalten, außergewöhnlich viel arbeiten oder exzessiv Sport treiben Anzeichen dafür sein, dass die Gefahr einer Depression besteht.

esanum: Wie sieht eine optimale nationale Männergesundheitsstrategie aus?

Die Stiftung Männergesundheit setzt sich für die Entwicklung einer nationalen Männergesundheitsstrategie ein, hat jedoch noch kein finales Konzept parat. Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Netzwerk Jungen- und Männergesundheit sowie dem Bundesforum Männer ein Männergesundheitsmanifest veröffentlicht, das wir an die Beteiligten der Koalitionsverhandlungen geschickt haben, mit der Bitte um Berücksichtigung. Unser Ziel ist es, die Männergesundheitsstrategie der WHO von 2018 in Form einer nationalen Strategie weiterzuentwickeln. Dies sollte ein Prozess sein, an dem relevante Institutionen und zivilgesellschaftliche Akteure beteiligt sind und der von bundespolitischer Ebene aus ins Rollen gebracht wird. 

esanum: Wie können Gesundheitsbewusstsein und -kompetenz bei Männern gestärkt werden?

Während die Lebenserwartung der Männer im Durchschnitt 5 Jahre unter der von Frauen liegt, ist die Lebenserwartung der von Armut betroffenen und weniger gebildeten Männer sogar etwa 10 Jahre kürzer als die der wohlhabenden und gebildeten Männer. Wir müssen also eine Gruppe erreichen, die eigentlich nur sehr schwer zu erreichen ist. Damit dies gelingt und deren Gesundheitsbewusstsein und -kompetenz gestärkt werden, bedarf es vieler verschiedener niedrigschwelliger Angebote. Und dies auf unterschiedlichen Ebenen. Sicher ist auch das Sozialsystem bzw. die Politik gefragt, wenn es darum geht, den Menschen aus der Armut herauszuhelfen. Denn nur, wer sich nicht rund um die Uhr darum sorgen muss, wie er sich und seine Familie satt bekommt, hat überhaupt die Zeit und den Kopf dafür, sich um andere Belange wie die eigene Gesundheit zu kümmern. Nicht zuletzt muss Gesundheitsbildung in jungen Jahren erfolgen. Wir sprechen uns dafür aus, geschlechtsspezifischen Gesundheitsunterricht in den Schulen zu etablieren. Mit unserer Wissensreihe und vielen Aktionen wie der Kampagne zum Tag der ungleichen Lebenserwartung jedes Jahr im November und Dezember setzen wir uns dafür ein, das Gesundheitsbewusstsein und die Gesundheitskompetenz der Jungen und Männer zu stärken. Damit dies weiterhin und mit einer noch höheren Wirksamkeit gelingt, benötigen wir Unterstützung. Deshalb rufen wir besonders jetzt im Movembermonat dazu auf, an die Deutsche Organisation für Männergesundheit zu spenden.

Olaf Theuerkauf, Musiker und Unternehmer, ist Mitbegründer der Stiftung Männergesundheit. Außerdem ist er Geschäftsführer einer der größten deutschen Kongress-Organisationen.3 

Die Stiftung Männergesundheit und ihre Anliegen

Die Stiftung Männergesundheit hat ein großes Ziel: Sie will Männer gesünder machen. Um das zu erreichen, initiiert der Verband regelmäßig Studien, die sich näher mit Gesundheitsverhalten und -versorgung von Männern auseinandersetzen. Außerdem veröffentlicht die Stiftung Männergesundheitsberichte, um Politik und medizinischen Fachkräften Handlungsempfehlungen an die Hand zu geben, die aus aufgedeckten Versorgungs- und Forschungslücken resultieren. Zusätzlich erhalten Männer konkrete Informationen und Tipps, um ihren Alltag gesünder zu gestalten. Die Stiftung schaltet öffentliche Informationskampagnen, um ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen, und entwickelt geschlechtsspezifische betriebliche Gesundheitstage.4

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Quellen: