Post-COVID: Herausforderung für Haus- und Fachärzte Logo of esanum https://www.esanum.de

Post-COVID: AU-Dauer im Schnitt 105 Tage

Mindestens 1 Prozent der erwerbstätigen und an Corona erkrankten TK-Versicherten haben Long-COVID. Die noch junge Krankheit stellt Haus- und Fachärzte vor erhebliche Herausforderungen.

Anteile Corona-bedingter Krankenstände hat sich jedes Jahr vervielfacht

Für die jeweils ersten Quartale der Jahre 2020, 2021 und 2022 registrierte die TK unter ihren erwerbstätigen Versicherten Krankenstände von 5,14, 3,84 und 5,27 Prozent. Die Anteile der Corona-bedingten Krankenstände haben sich dabei jedes Jahr vervielfacht: von 0,006 Prozent auf 0,042 Prozent und 0,185 Prozent in den ersten drei Monaten dieses Jahres.

In der Studie wurden auch die Häufigkeit und Arbeitsunfähigkeitsdauer von Long-COVID ermittelt. Gefragt wurde danach, wer im Jahr 2020 eine COVID-19-Diagnose und im Folgejahr eine Diagnose "Post-COVID-19-Zustand" hatte und deshalb arbeitsunfähig geschrieben war.

Krankheitsdauer von Post-COVID siebenmal höher als im Durchschnitt aller Erkrankungsfälle

Das Ergebnis: Von den Patienten, bei denen eine Corona-Erkrankung mit Virusnachweis in 2020 bestätigt war, war ein Prozent in der Folgezeit von einem "Post-COVID-19-Zustand" betroffen. Allerdings geht man bei der Techniker Krankenkasse von einer erheblichen Dunkelziffer aus, so dass der Anteil der Betroffenen bis zu viermal zu hoch liegen könnte. 

Dies wiegt umso schwerer, als die Arbeitsunfähigkeit extrem lang dauert: im Durchschnitt 105 Tage. Die Krankheitsdauer von Post-COVID liegt damit siebenmal höher als im Durchschnitt aller Erkrankungsfälle. Die AU-Dauer von Post-COVID hängt dabei offenbar von der Schwere und dem Krankheitsverlauf der Akuterkrankung ab: Sie beträgt bei Patienten, die beatmet werden mussten, 190 Tage.

Hausarztpraxis: Erste Anlaufstelle für Patienten mit Post-COVID

Nach Auffassung des Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse, Dr. Jens Baas, muss die Datenlage deutlich verbessert werden. Derzeit liegen den Kassen beispielsweise Diagnosedaten erst mit neun Monaten Verzögerung vor, und auch diese seien von Unschärfen geprägt. Vor dem Hintergrund rasant gestiegener Infektionszahlen in diesem Jahr sowie neuen noch schwer einzuschätzenden Mutationen seien die Auswirkungen für den Versorgungsbedarf schwer zu beurteilen.

Erster Ansprechpartner für von Post-COVID betroffene Patienten müsse der Hausarzt sein, um die Diagnose zu klären und die weitere Behandlung zu koordinieren, so der Lungenfacharzt Dr. Christian Gogoll von der Evangelischen Lungenklinik Berlin, der selbst von einem Post-COVID-19-Zustand betroffen war. Das sei eine Herausforderung vor allem in ländlichen Strukturen, in denen Fachärzte nicht wohnortnah zur Verfügung stehen. Versorgungsengpässe seien aber auch in der Psychiatrie, Neurologie und der Psychotherapie zu erwarten, weil Post-COVID häufig mit Fatigue-Symptomen verbunden sei.