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Inflammatorische Ernährung mit Hirnalterung assoziiert

In der großen Nachkommenkohorte der 'Framingham Heart Study' gingen proentzündliche Nahrungsmittel mit einem verringerten Hirnvolumen einher.

Kernaussagen:

Die Framingham Heart Study (FHS): 74 Jahre Forschung

Die 'Framingham Heart Study' ist (auch hier auf der Seite) wohl eine der meist zitierten Längsschnittstudien. Sie wurde 1948 initiiert, um zu untersuchen, wie sich Lebensstil und psychosoziale Faktoren auf die kardiovaskuläre Gesundheit auswirken. Denn trotz des epidemischen Ausmaßes von Herzkrankheiten und Schlaganfällen und der seit 1900 stetig steigenden Raten war deren Ätiologie zu dieser Zeit noch nicht gut verstanden. Die FHS hat dazu beigetragen, den Begriff "Risikofaktoren" zu prägen, indem sie eine Reihe von Variablen wie schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und negative psychische Faktoren identifiziert hat, die zu chronischen Erkrankungen beitragen.2 1971 folgte eine Nachkommenkohorte und 2002 wiederum eine Kohorte von deren Nachkommen (3. Generation). Risikofaktoren für andere Erkrankungen wie Demenz wurden und werden ebenfalls weiter erforscht.3
Eine kürzlich veröffentlichte Auswertung von Daten der Nachkommenkohorte hat gezeigt, dass bestimmte Ernährungsgewohnheiten mit einem geringeren Hirnvolumen im MRT einhergehen.4

Essgewohnheiten mit MRT-Markern der Hirnalterung verknüpft

Der Dietary Inflammatory Index (DII®) wurde als literaturbasierter Ernährungsscore entwickelt, um die Auswirkungen der Ernährung auf den Entzündungsstatus einer Person abzuschätzen. Höhere DII-Werte reflektieren ein entzündungsförderndes Potenzial der Ernährung, niedrige DII-Werte ein entzündungshemmendes. Studien haben gezeigt, dass der DII mit einem erhöhten Risiko für viele chronische Krankheiten, einschließlich Krebs, verbunden ist.5 Beispiele für Komponenten mit schlechten Werten sind hoch verarbeitete Lebensmittel, zugesetzte Zucker, raffinierte Getreide und stärkehaltiges Gemüse. Die niedrigsten Entzündungsscores haben, wenig überraschend, frische Früchte, Gemüse, Nüsse und Fisch.6

Laut der aktuell in der Zeitschrift 'Alzheimer's & Dementia' publizierten Auswertung der FHS waren höhere Werte auf dem Dietary Inflammatory Index, gemittelt über bis zu drei Erhebungszeitpunkte, auch mit einem hochsignifikant kleineren Gesamthirnvolumen assoziiert (nach Korrektur für demographische, klinische und Lebensstilfaktoren). Darüber hinaus gingen höhere DII-Scores mit einem kleineren Volumen der grauen Substanz und größerem Volumen der Seitenventrikel einher, beides Zeichen der Hirnalterung. 

Antiinflammatorische Ernährung könnte protektiv gegenüber Demenz wirken

Diese Ergebnisse passen zu einer Ende 2021 in der Zeitschrift 'Neurology' erschienenen großen Arbeit, aus der hervorging, dass ein erhöhter Verzehr entzündungsfördernder Lebensmittel (ebenfalls gemessen am DII) mit einem erhöhten Risiko für Demenz und kognitiven Abbau verbunden ist.7 Anfang dieses Jahres wurde zudem noch eine andere Analyse aus der FHS veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen den Lipid- und Glukosespiegeln in der Lebensmitte mit dem Alzheimer-Risiko Dekaden später berichtet.8 Die Aufrechterhaltung gesunder HDL-, Triglyzerid- und Glukosespiegel kann demnach die kognitiven Fähigkeiten verbessern und das Alzheimer-Risiko senken (zusätzlich zu den Vorteilen der Förderung der vaskulären und metabolischen Gesundheit), heißt es im Fazit der Studie.

"Unser Essen ist unsere Medizin. Zugang zu gesunden Lebensmitteln ist ein entscheidender sozialer Faktor für die Gesundheit", schreibt Dr. Justin Rousseau, Assistenzprofessor für Neurologie und öffentliche Gesundheit an der Medizinuniversität Austin, Texas, in einem Kommentar zu der Studie.9

Eine gute zusammenfassende Publikation, die genauer darlegt, wie eine antiinflammatorische Ernährungsweise aussehen kann (nur ein Beispiel von vielen), ist das 2018 bei Thieme erschienene Buch "Perfect Health Diet: Die sicherste Art sich zu ernähren. Wissenschaft trifft Genuss - Buch trifft Blog" von Paul und Shou-Ching Jaminet.

Quellen: 

  1. Calder, P. C. et al. Health relevance of the modification of low grade inflammation in ageing (inflammageing) and the role of nutrition. Ageing Res Rev 40, 95–119 (2017).
  2. Wawrzyniak, A. J. Framingham Heart Study. in Encyclopedia of Behavioral Medicine (eds. Gellman, M. D. & Turner, J. R.) 811–814 (Springer, 2013). doi:10.1007/978-1-4419-1005-9_802.
  3. About FHS | Framingham Heart Study. https://www.framinghamheartstudy.org/fhs-about/.
  4. Melo Van Lent, D. et al. Higher Dietary Inflammatory Index scores are associated with brain MRI markers of brain aging: Results from the Framingham Heart Study Offspring cohort*. Alzheimer’s & Dementia https://doi.org/10.1002/alz.12685,.
  5. Kotemori, A. et al. Dietary Inflammatory Index Is Associated With Inflammation in Japanese Men. Frontiers in Nutrition 8, (2021).
  6. Want to know how much inflammation something causes? There’s a scale for that. Well+Good https://www.wellandgood.com/inflammation-index-of-foods/ (2021).
  7. Charisis, S. et al. Diet Inflammatory Index and Dementia Incidence: A Population-Based Study. Neurology 97, e2381–e2391 (2021).
  8. Zhang, X. et al. Midlife lipid and glucose levels are associated with Alzheimer’s disease. Alzheimer’s & Dementia n/a,.
  9. Justin Rousseau MD MMSc (@JFRousseau_MD) / Twitter. Twitter https://twitter.com/JFRousseau_MD.

    letzter Zugriff auf Websites: 15.08.22