- Haufe S, Boeck HT, Häckl S, et al. Impact of electrically assisted bicycles on physical activity and traffic accident risk: a prospective observational study. BMJ Open Sport & Exercise Medicine 2022;8:e001275. doi: 10.1136/bmjsem-2021-001275
Als Maßstab dienten den Forschern die WHO-Ziele von mindestens 150 min moderater oder 75 min intensiver körperlicher Aktivität pro Woche, bemessen an der Herzfrequenz. Das schafften mehr konventionelle Radfahrer als E-Biker (35% versus 22,5%). Sie verbrachten auch insgesamt mehr Zeit (etwa 25 min pro Woche) im Sattel.
Allerdings: Wenn sich die E-Biker mal aufgerafft hatten, blieben sie im Schnitt länger sitzen (pro Fahrt 6,5 min) als ihre Kollegen ohne E-Antrieb. So waren auch sie immerhin durchschnittlich 135 Minuten pro Woche unterwegs und erreichten damit zwei Drittel der Bewegungsziele der WHO.
Weiter wollte das Team um den Sportwissenschaftler Sven Haufe wissen, welche Motivation die Radler antrieb und ob das Fahrrad oder E-Bike andere Verkehrsmittel ersetzte. Für die meisten (E-Biker wie konventionelle Radfahrer) stand dabei die Fitness im Vordergrund. Fast genauso wichtig war den E-Bikern im Gegensatz zu den Radfahrern der Aspekt der Bequemlichkeit. Kosten und Umweltaspekte spielten hingegen bei beiden Gruppen eine untergeordnete Rolle. Dennoch ersetzte das E-Bike öfter mal das Auto, wohingegen das klassische Fahrrad vorrangig anstelle des Nahverkehrs auf dem Weg zur Arbeit genutzt wurde.
Und die Sicherheit? Innerhalb von 12 Monaten wurden 109 Verkehrsunfälle und 157 brenzlige Situationen mit Fahrrad bzw. E-Bike gemeldet, wobei zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied bestand. Allerdings waren bei den Frauen mehr E-Bikerinnen als Radfahrerinnen in Verkehrsunfälle verwickelt.
Auch wenn die konventionellen Radler insgesamt mehr und sportlicher unterwegs waren, sehen die Forscher dennoch ein großes Potential beim E-Biking. So könnte der E-Antrieb Menschen motivieren, die ansonsten kaum körperlich aktiv sind, es aber gerade nötig hätten und am meisten davon profitieren: Ältere, Menschen mit Übergewicht oder gesundheitlichen Einschränkungen. So hatte mehr als ein Drittel der teilnehmenden E-Biker Vorerkrankungen wie Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Arthrose. Für sie können E-Bikes die Hemmschwelle zu mehr Bewegung senken.
E-Bikes können eine wichtige Public-Health-Funktion einnehmen und dabei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: vulnerable Personen zu mehr körperlicher Aktivität motivieren und dabei helfen, durch den Ersatz von Autofahrten den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Es lohnt sich also gleich doppelt, seine Patientinnen und Patienten vom E-Bike zu überzeugen.