Angehörige von Menschen mit Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 sind ebenfalls von der Krankheit mitbetroffen und spielen auch eine Rolle beim Selbst-Management der Patienten. Während bei Diabetikern selbst Schulungen zum Management der Krankheit inzwischen üblich sind, fehlen bislang derartige Programme für Familienangehörige. Aus diesem Grund hat der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) das strukturierte Programm "DiaLife" entwickelt, mit dem Familienangehörige das Grundwissen zur Krankheit, ihren Folgen und Begleiterkrankungen und über Bewältigungsstrategien systematisch erwerben können. Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundesgesundheitsministeriums gefördert.
Inhalt von DiaLife, so erläuterte die VDBD-Geschäftsführerin Dr. Gottlobe Fabisch vor Journalisten, ist ein Curriculum, bestehend aus fünf Basismodulen, die differenziertes Wissen zu Diabetes Typ 1 und 2 vermitteln. Die Schulung je Modul dauert jeweils 90 bis 120 Minuten. Darauf aufbauend gibt es Ergänzungsmodule zur Verbesserung der Kommunikations- und Sozialkompetenz im Umgang mit Patienten sowie zu Komorbiditäten wie Depression und Demenz oder Schwangerschaft.
Das Schulungsprogramm wurde unter der Leitung von Professor Claudia Luck-Sikorski von der SRH Hochschule für Gesundheit in Gera im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie mit 197 Teilnehmern evaluiert. Als wichtigster Endpunkt wurde primär das Gesundheitswissen vor, unmittelbar sowie sechs und zwölf Monate nach der Schulung gemessen und mit der Kontrollgruppe verglichen. Dabei schnitt die Gruppe derer, die an der Schulung teilgenommen hatte, signifikant besser ab. Für Familienangehörige von Typ2-Diabetikern konnte auch eine Verbesserung der mentalen Gesundheit nachgewiesen werden, für Angehörige von Typ-1-Diabetikern ließen sich – insbesondere wegen der relativ kleinen Probandenzahl – in Bezug auf die mentale Gesundheit keine signifikanten Effekte messen.
Die spezifische Schulung für Angehörige sei auch deshalb sinnvoll, weil die Diabetes und vor allem auch Komplikationen wie hypoglykämische Schocks anders erlebt und gesehen werden als von den Patienten selbst, erläuterte die Vorsitzende des VDBD, Dr. Nicola Haller. Die Reaktion von Ärzten, insbesondere Diabetologen, sei positiv; sie erwarteten eine Adhärenz-Verbesserung durch die Teilnahme an DiaLife. Gegenwärtig ist DiaLife nur als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) verfügbar und muss von den Interessenten selbst gezahlt werden. Der VDBD strebe nun auf der Basis der positiven Evaluation eine Zertifizierung durch das Bundesamt für Soziale Sicherung an, um schließlich in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen zu werden.