Am zweiten Septemberwochenende fand der Kongress der Gastroenterologen und Viszeralmediziner wieder als Hybridveranstaltung in Hamburg statt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Thomas Frieling, Krefeld (DGVS), Prof. Dr. Ulrike Denzer, Gießen/ Marburg (Sektion Endoskopie der DGVS) und Prof. Dr. Jens Werner, München (DGAV), wurden verschiedene Aspekte des Kongressmottos "Viszeralmedizin im Wandel" in zahlreichen onsite- und online-Sessions beleuchtet.
Dazu gehörten Erweiterungen der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, unter anderem durch Robotik und künstliche Intelligenz, ebenso wie eine immer intensiver werdende Zusammenarbeit zwischen interventioneller Endoskopie und minimal invasiver Chirurgie sowie strukturelle Veränderungen durch politisch bedingte Weichenstellungen, wie zum Beispiel Mindestmengenregelungen und Digitalisierung zahlreicher Bereiche der Patientenversorgung.
Esanum hat sich beim DGVS-Kongress bei den Ärztinnen und Ärzten umgehört: Welche Themen interessierten sie besonders? Welche Sitzung hat sie beeindruckt?
Prof. Dr. Gerald Klose (Bremen): "Die diesjährige DGVS ist ein Forum der erfolgreichen Kommunikation des wissenschaftlichen Fortschritts und seiner praktischen Implikationen in allen Gebieten der Gastroenterologie."
PD Dr. Viola Andresen (Hamburg): "In der Behandlung gastrointestinaler Erkrankungen nimmt die Rolle der integrativen Therapie, also eines ganzheitlichen Ansatzes, spürbar zu – das ist ein Aspekt hier auf der DGVS, den ich sehr ermutigend finde."
Prof. Dr. Dr. Manfred Gross (München): "Bei den gastrointestinalen Malignomen hat sich unglaublich viel getan, vor allem beim Magen- und beim Ösophagus-Karzinom – hier sind wir auf einem guten Weg zu einer Patienten-individuellen Therapie."
PD Dr. Anton Gillessen (Münster): "Mich beeindruckt die rasche Weiterentwicklung der therapeutischen Optionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, und ich bin gespannt, welcher Ansatz die Therapie wirklich revolutionieren wird."
PD Dr. Irina Blumenstein (Frankfurt): "Durch die zahlreichen neuen Therapieoptionen bei CED können wir auch ehrgeizigere Therapieziele anstreben, denn Remission bedeutet viel mehr als Stuhl-Zähl-Remission – das dringt auch hier langsam durch."
Prof. Dr. Markus Lerch (München): "Die klinischen Studien zur Pankreatitis nehmen gerade sehr stark an Fahrt auf, und lange von mir geglaubte Dogmen werden durch neue Ergebnisse über Bord geworfen."
Prof. Dr. Dr. Andreas Teufel (Mannheim): "Die Versorgung der riesigen Anzahl von Patienten mit NASH stellt uns vor große Herausforderungen, und die DGVS ist das ideale Meeting, um mit den Kollegen der anderen hepatologischen Schwerpunktkliniken Versorgungsstrategien, Behandlungsmöglichkeiten und die Verbesserung interdisziplinärer Netzwerke zu besprechen."
Prof. Dr. Ahmed Madisch (Frankfurt): "In der aktuell vorliegenden Konsultationsfassung der aktualisierten Leitlinie zur Refluxkrankheit ist die wichtigste Botschaft, dass Protonenpumpenblocker an Wichtigkeit verlieren und dafür Allgemeinmaßnahmen und andere Therapieoptionen wie zum Beispiel Alginate oder Antazida in den Vordergrund treten."