- Davis SP, McInerney R, Fisher S, Davis BL. Therapeutic needs of older adults with inflammatory bowel disease (IBD): A systematic review. Gastroenterol Insights. 2024;15(3):835–864. doi:10.3390/gastroent15030059
Mehrere Studien belegen eine eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität älterer Menschen mit CED. Allerdings sind die Befunde nicht einheitlich: Beispielsweise berichtet eine amerikanische Forschungsgruppe von einer vergleichsweise guten mentalen und krankheitsbezogenen Lebensqualität, mit einer reduzierten körperlichen Komponente. Eine kanadische Studie hingegen fand keinen direkten Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Alter.
Die Symptomatik unterscheidet sich teils deutlich von der jüngerer Personen mit CED:
Zudem berichten mehrere Studien über eine hohe Komorbiditätslast – unabhängig vom CED-Subtyp. In einer niederländischen Kohorte zeigten beispielsweise 40 % der über 65-Jährigen mit aktiver Erkrankung ausgeprägte Defizite im somatischen, funktionellen, sozialen und kognitiven Bereich.
Biologika wie Anti-TNF, Vedolizumab oder Ustekinumab werden bei älteren CED-Patienten zunehmend eingesetzt. Die Übersicht zeigt jedoch: Ansprechrate und Adhärenz sind häufig reduziert, Therapieabbrüche und Infektionen häufiger. Für Vedolizumab und Ustekinumab sind die Ergebnisse uneinheitlich – Unterschiede zwischen den Wirkstoffgruppen sind nicht konsistent.
Auch die Daten zur Operation im Alter sind heterogen. Bei älteren Patienten mit Colitis ulcerosa zeigte sich teils ein erhöhtes Kolektomierisiko. Für Personen mit Morbus Crohn waren die Befunde uneinheitlich. In einzelnen Studien wurden postoperative Komplikationen bei älteren Patienten häufiger beobachtet – darunter Infektionen, kardiovaskuläre Ereignisse oder erhöhte Mortalitätsraten.
Laut einer Studie haben ältere Menschen mit CED ein höheres Hospitalisierungsrisiko – insbesondere in den ersten Jahren nach Diagnosestellung. Eine weitere interessante Erkenntnis einer anderen Arbeit: Ältere Menschen mit CED werden weniger häufig gastroenterologisch betreut – besonders in ländlichen Regionen. Dabei belegten Studien den Benefit einer solchen Versorgung: Unter fachärztlicher Begleitung sinkt die Hospitalisierungsrate, es wird häufiger mit Biologika therapiert und chirurgische Eingriffe sind seltener.
Psychische Beeinträchtigungen wurden in den analysierten Studien nur selten erfasst. In einer niederländischen Analyse zeigten 17 % der älteren Patienten kognitive Defizite oder depressive Symptome – besonders bei spätem Erkrankungsbeginn. Eine US-Studie fand, dass eine hohe Krankheitsaktivität gehäuft mit Depressionen einhergeht, welche wiederum mit geringerer Adhärenz verbunden ist. Eine qualitative Untersuchung betonte den Einfluss sozialer Isolation als Folge der Krankheit auf das emotionale Wohlbefinden.
Die systematische Übersicht zeigt: Ältere Menschen mit CED haben spezifische Versorgungsansprüche, die sich teils von denen jüngerer Personen unterscheiden. Wichtige Aspekte sind etwa die Therapie, die psychosoziale Betreuung oder die Einbindung geriatrischer Aspekte. Um die Betreuung dieser wachsenden Patientengruppe zu verbessern, sind individualisierte Strategien erforderlich.