- Herz D et al. Lifestyle im Management chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen – Teil 2: Sport. Gastroenterologie 2023; 18: 270–277; https://doi.org/10.1007/s11377-023-00705-3
Vor allem beim letzten Punkt wird es für CED-Patienten interessant. Denn er betrifft das Krankheitsgeschehen selbst, das maßgeblich durch Entzündungsprozesse bestimmt wird. Bewegung induziert die Sekretion von antientzündlichen Hormonen und eine Abnahme von Fettzellen. Beides hält Entzündungen in Schach und schont somit das Immunsystem. Sport und Bewegung bekommt daher einen immer größeren Stellenwert bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Krebs, Adipositas – und eben auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
Außerdem spielt, wie man inzwischen weiß, verminderte körperliche Aktivität neben der falschen Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Pathogenese von CED. So nimmt die Prävalenz von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bei Menschen, die sich schlecht ernähren und wenig bewegen, stetig zu.
Grund genug also, um Sport als festen Bestandteil in der Therapie von CED zu verankern. Es gibt bislang keine spezifischen Leitlinien zur Bewegungstherapie bei Patienten mit CED – Publikationen zum Thema allerdings schon. So wurde in mehreren Übersichtsarbeiten bestätigt, dass kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining zu einer effektiven Abnahme der Fettmasse und proinflammatorischer Zytokine führt. Dass damit der Verlauf einer CED positiv beeinflusst wird, zeigte ein Review, bei dem körperliche Aktivität die Krankheitsaktivität verringerte.
Doch nicht nur das, Sport trägt auch zum psychischen Wohlbefinden bei. In einer Untersuchung konnte bereits ein 10-wöchiges Bewegungsprogramm sowohl die körperliche Leistungsfähigkeit als auch die Lebensqualität und die Stressbewältigung bei Patienten mit leichter bis moderater CED signifikant verbessern. Eine weitere Studie evaluierte ein 8-wöchiges Yogaprogramm (täglich 30 min) bei CED-Patienten in Remission oder leicht aktiver Phase. Das Ergebnis: Angst- und Depressionswerte waren anschließend deutlich niedriger.
Aus diesen positiven Daten lassen sich nach Ansicht der Autoren folgende Aussagen und Empfehlungen ableiten:
Obwohl die Empfehlungen noch validiert werden müssen, können sie nach Ansicht von Zopf und ihren Kollegen bereits jetzt als Orientierung für Bewegungsinterventionen bei CED dienen.
Einzige Einschränkung: intensive Sporteinheiten. Hier liegen bislang nur wenige Daten vor. Bei Patienten mit entzündlicher Aktivität oder instabilem Zustand ist daher Vorsicht geboten, da intensives Training die Darmpermeabilität beeinflussen kann.
Sport und Bewegung sind auch und gerade für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen förderlich. Wichtig dabei ist, anfangs in kleinen Schritten und unter Berücksichtigung der Krankheitsaktivität vorzugehen. Außerdem sollten individuelle Vorlieben berücksichtigt werden, denn schließlich soll das Training auch Spaß machen und zu mehr Lebensqualität beitragen.