Hepatitis B: Einfluss von Nukleos(t)id-Analoga auf die funktionelle Heilung? Logo of esanum https://www.esanum.de

Dauertherapie der Hepatits B mit Nukleos(t)id-Analoga: Hindernis für die funktionelle Heilung?

Die Beendigung einer Dauertherapie der HBeAg-negativen Hepatitis B mit NUC kann eine funktionelle Heilung hervorrufen – so die propagierte Theorie. Doch bisher ist die Datenlage hierzu sehr übersichtlich. Nun gibt es eine neue Studie.

Absetzen von NUC und sein Einfluss auf den Krankheitsverlauf

Nukleos(t)id-Analoga bedeuten oft lebenslange Therapie

Für Menschen mit HBeAg-negativer chronischer Hepatitis B bedeutet die Erkrankung oftmals eine lebenslange Therapie mit NUCs. Eine funktionelle Heilung, also das Verschwinden von HBsAg, wird nur sehr selten erreicht. Schon seit einiger Zeit gibt es Studien, die zeigen, dass das Absetzen der NUC-Therapie mit einer solchen funktionellen Heilung einhergehen kann. Doch bisher ist die Datenlage sehr dünn und beschränkt auf kleine oder nicht-randomisierte Studien.

Viele Betroffene sind daher verständlicherweise eher zurückhaltend, bevor sie die Behandlung mit den Analoga beenden. Zu groß ist die Sorge vor einer Exazerbation der Erkrankung. Eine aktuelle Studie liefert nun mehr Daten zum Thema. 

Führt das Absetzen von NUCs zur Heilung?

Die Forscher teilten 166 Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B und fehlendem Nachweis von HBeAg in zwei Arme auf: die eine Hälfte setzte ihre seit Jahren bestehende NUC-Therapie ab, während die andere Hälfte die Behandlung unverändert fortführte.

Nach der 96-wöchigen Follow-Up-Periode konnten die Daten von 79 Menschen pro Arm ausgewertet werden. Das Ergebnis: ein Absetzen der NUC führte bei 10 % der Patientinnen und Patienten zu einer funktionellen Heilung. Bei einer Fortführung der Therapie konnte in keinem Fall ein Abfall der HBsAg erreicht werden. Dieses Ergebnis war statistisch hochsignifikant.

Führt das Absetzen der Therapie zu Komplikationen?

Obwohl der Erfolg der Beendigung der Therapie beeindruckend ist, stellt sich doch die Frage, ob es möglicherweise zu unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen kam, welche durch das Fehlen der NUC-Behandlung verursacht wurden. Die Studienautoren beschreiben keine schweren Ereignisse. 

Bei 11 der Erkrankten, die ihre Arzneimittel im Studiensetting abgesetzt hatten, musste die Therapie wieder begonnen werden. Aus der gleichen Population konnten 32 jedoch eine Remission, wenn auch keine funktionelle Heilung, erreichen. 

Für wen eignet sich das Absetzen der NUC?

Die Autoren beschreiben, dass die funktionelle Heilung der chronischen Hepatitis B am wahrscheinlichsten war, wenn das HBsAg bei Beendigung der NUC-Therapie bei unter 1.000 IU/ml lag. 

Doch auch wenn keine funktionelle Heilung erreicht werden konnte, führte das Absetzen der Behandlung nach mehreren Jahren in den meisten Fällen nicht zu einer Verschlechterung. Viele der Erkrankten mussten die Therapie nicht wieder beginnen und einige erreichten sogar eine langfristige Remission. 

Es spricht vieles für ein Absetzen der Medikamente

Die Beendigung einer Dauertherapie mit Nukleos(t)id-Analoga kann bei manchen Patienten mit chronischer Hepatitis B zu einer funktionellen Heilung führen – und zwar deutlich häufiger als bei einer Fortführung der Behandlung. In der Regel wird das Absetzen der Medikation gut vertragen. 
 

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