- Sun Y, Ju P, Xue T, et al. Alteration of faecal microbiota balance related to long-term deep meditation. General Psychiatry 2023;36: e100893.
Um die beiden Gruppen vergleichen zu können und Confounder zu vermeiden, wurde darauf geachtet, dass keiner der Probanden zuvor Antibiotika, Prä- oder Probiotika eingenommen hatte. Außerdem hatten alle ähnliche Essgewohnheiten. Ihr Speiseplan bestand hauptsächlich aus Gerste, Reis, gedämpftem Brot und Nudeln, dazu Gemüse, Fleisch und Tee.
Die Stuhlproben wurden einer 16S-rRNA-Gensequenzierung unterzogen. Damit werden spezielle Genregionen des Bakterien-Ribosoms amplifiziert, die als genetischer Fingerabdruck dienen. So lassen sich die einzelnen Bakterienstämme im Darm genau differenzieren.
Das Ergebnis: Die Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms unterschied sich in beiden Gruppen signifikant. Bei den Mönchen waren Bakterienstämme vorherrschend, die mit mentaler Gesundheit in Verbindung gebracht werden, wie etwa die Familie der Prevotellaceae. In früheren Studien waren sie sowohl bei depressiven Patienten als auch bei autistischen Kindern im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe reduziert. Bei den meditierenden Mönchen machten sie über 40% der Bakterienflora aus und damit deutlich mehr als bei ihren Nachbarn, die aufs Meditieren verzichteten.
Auffallend war außerdem, dass bei den Buddhisten bestimmte biochemische Stoffwechselvorgänge aktiver waren. So war bei ihnen die Biosynthese von Glucanen in vollem Gange. Diesen Polysacchariden werden allerlei positive Wirkungen auf Verdauung, Durchblutung und Immunsystem nachgesagt.
Im Blut schließlich waren die Spiegel von Gesamtcholesterin und Apolipoprotein B bei der Kontrollgruppe höher als bei den Mönchen. Beides geht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher.
Mit 56 Studienteilnehmern bleibt die Aussagekraft der Untersuchung natürlich begrenzt. Außerdem lässt sich von den sehr spezifischen Lebensbedingungen im tibetischen Hochland nur schwer auf die Allgemeinheit schließen. Dennoch unterstreicht die kleine Studie einmal mehr die Bedeutung des Darms und seiner mikrobiellen Bewohner für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden.
Meditieren tut nicht nur subjektiv gut, es hat auch manifeste gesundheitsförderliche Wirkungen. Dazu muss man nicht gleich buddhistischer Mönch werden. Wer sich regelmäßig eine bewusste Auszeit für Geist und Körper gönnt, kann davon langfristig profitieren.