Candida-Ösophagitis und Krebsrisiko bei Achalasie Logo of esanum https://www.esanum.de

Candida-Befall der Speiseröhre: Erhöht er das Krebsrisiko bei Achalasie?

Personen mit Achalasie haben ein erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs. Eine aktuelle Studie identifiziert Candida-Infektionen der Speiseröhre als möglichen Risikofaktor für die Karzinomentstehung.

Die wichtigsten Erkenntnisse zur Karzinomgefahr bei Pilzbefall:

Durch die gestörte Ösophagusmotilität und den chronischen Stau von Speiseresten finden Candida-Pilze in der Speiseröhre bei Achalasie günstige Wachstumsbedingungen. Ein Team am Erasmus Medical Center in Rotterdam hat nun in einer der größten Achalasie-Kohorten untersucht, wie häufig es zu einem -Befall kommt und welchen Einfluss dies auf das Krebsrisiko hat. In die retrospektive Studie wurden 234 Achalasie-Patienten aufgenommen, die über im Median 13 Jahre nachbeobachtet wurden. Bei 29 dieser Personen (12 %) wurde im Verlauf mindestens einmal eine Candida-Ösophagitis diagnostiziert. Im selben Zeitraum entwickelten 24 Personen (10 %) ein Speiseröhrenkarzinom.

Pilzinfektion verachtfacht das Krebsrisiko

Die Auswertung ergab, dass eine Candida-Infektion der Speiseröhre mit einem drastisch erhöhten Karzinomrisiko einhergeht. Eine Candida- als unabhängiger Faktor für die Entwicklung der malignen Erkrankung war mit einer Hazard Ratio von 8,24 (95 %-Konfidenzintervall 2,97–22,89) verknüpft. Das entspricht einem über achtfach erhöhtem Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Besonders deutlich zeigte sich der Zusammenhang bei Plattenepithelkarzinomen der Speiseröhre: Hier war das Risiko bei Candida-Nachweis sogar um das 13,6-Fache erhöht. Andere Risikofaktoren wie Alter und Geschlecht hatten in der Analyse zwar ebenfalls Einfluss. Somit zeigten sich höhere Krebsraten bei älteren und männlichen Betroffenen. Allerdings war der Effekt der Candida-Infektion deutlich ausgeprägter.

Vom Pilz zur Dysplasie: mögliche Mechanismen

Doch warum könnte eine Pilzbesiedlung die Entstehung von Speiseröhrenkrebs fördern? Candida-Spezies sind Teil der natürlichen Mikroflora, können jedoch bei gestörter Barrierefunktion invasiv werden und entzündliche Prozesse verstärken. Dabei sind sie auch in der Lage, potenziell krebserregende Substanzen wie Acetaldehyd aus Alkohol und Nitrosamine aus Vorläuferverbindungen zu erzeugen. Solche Stoffe gelten als relevante Karzinogene im oberen Gastrointestinaltrakt. Es wird vermutet, dass Candida-Infektionen durch diese Effekte oder durch chronische Schleimhautirritation bzw. eine verstärkte Immunaktivierung bei Achalasie zur Karzinogenese beitragen könnten.

Daten zu klassischen Risikofaktoren wie und Tabakkonsum lagen in der vorliegenden Studie zwar nicht vor. Dennoch fällt auf, dass insbesondere Männer ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko aufwiesen – eine Patientengruppe, die auch unabhängig von einer Achalasie als besonders gefährdet für Speiseröhrenkarzinome gilt. Als Grund wird angenommen, dass Männer tendenziell mehr Alkohol und Tabak konsumieren. Ob Candida hier als zusätzlicher, möglicherweise vermittelnder Faktor wirkt oder lediglich ein Marker für ein erhöhtes Entzündungsniveau ist, bleibt offen. 

Fazit: Pilzbefall als Warnsignal in der Achalasie-Nachsorge

Für die klinische Praxis liefern die Ergebnisse wertvolle Informationen: Ein Candida-Befall der Speiseröhre bei Achalasie könnte einen möglichen Risikofaktor für die Entstehung eines Ösophaguskarzinoms darstellen. Ob tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang besteht, sollte in zukünftigen Studien weiter untersucht werden.

Quelle:
  1. Guo X, Lam SY, Janmaat VT, de Jonge PJF, Hansen BE, Leeuwenburgh I, Peppelenbosch MP, Spaander MCW, Fuhler GM. Esophageal Candida Infection and Esophageal Cancer Risk in Patients With Achalasia. JAMA Netw Open. 2025 Jan 2;8(1):e2454685. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.54685. PMID: 39808429; PMCID: PMC11733698.