Vaginale Candidose: Laktobazillen oder Antimykotikum? Logo of esanum https://www.esanum.de

Laktobazillen versus Antimykotikum bei vaginaler Candidose

Sie gehören zur gesunden Vaginalflora, tragen zur Infektionsabwehr bei, und das Beste: Es besteht kein Risiko einer Resistenzbildung. Milchsäurebakterien sind fester Bestandteil der Behandlung von Vulvovaginalcandidosen. Können sie mit Antimykotika mithalten?

Welche Rolle spielt das lokale Mikrobiom bei der vaginalen Candidose?

Welchen Vorteil haben Laktobazillen gegenüber Azolen?

Vulvovaginalcandidosen sind weit verbreitet; 70–75 % aller Frauen sind im Lauf ihres Lebens davon betroffen. Umso wichtiger sind wirksame und verträgliche Mittel gegen dieses unangenehme Krankheitsbild. Doch obwohl mit Antimykotika wie Azolen gute Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, wird ihr Einsatz zunehmend problematisch. Grund sind Resistenzen, die wiederum die Gefahr für Rezidive erhöhen.

Der Lactobacillus-plantarum-Stamm P17630 hat die besondere Fähigkeit, sich an das Vaginalepithel anzuheften und pathogene Candida-Arten zu verdrängen. Er kann in einem breiten Temperatur- und pH-Bereich überleben und lässt sich auch von Antimykotika nicht beeinträchtigen. Ihn haben die italienischen Forscher um Chiara Bertarello zum Vergleich mit Miconazol ausgewählt.

Wie wurde die Wirksamkeit der Behandlung erfasst?

Für ihre randomisiert-kontrollierte, multizentrische Studie rekrutierten sie 200 erwachsene Frauen zwischen 18 und 45 Jahren, die an vulvovaginaler Candidose litten. Sie wurden 1:1 randomisiert und erhielten vaginale Weichkapseln mit: 

Die Behandlung erfolgte zunächst für 3 Tage und wurde fortgeführt, wenn die Beschwerden bis dahin noch nicht vollständig abgeklungen waren. Der Erfolg der Behandlung wurde an den Vaginitis-Symptomen vaginaler Juckreiz, Ausfluss, Schmerzen und Scheidentrockenheit bemessen, die in Form einer visuellen Analogskala (VAS) täglich erfasst wurden. Daneben wurde die Interleukin-6 (IL6)-Konzentration in der Vaginalflüssigkeit als Marker für Entzündungen und Infektionen bestimmt.

Keine signifikanten Unterschiede zwischen Miconazol und Laktobazillen

In beiden Behandlungsgruppen gingen die Beschwerden von Tag 3 über Tag 6 bis zur Nachuntersuchung an Tag 21 kontinuierlich zurück. Mit P17630 waren 20 Frauen bereits nach drei Tagen komplett beschwerdefrei, mit Miconazol 26. Bei den mittleren VAS-Scores waren die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen jedoch zu keinem Erhebungszeitpunkt statistisch signifikant. Die mittlere Konzentration von Il-6 sank ebenfalls in beiden Gruppen, ohne dass signifikante Differenzen festgestellt wurden. 

Unerwünschte Ereignisse traten bei keiner der teilnehmenden Frauen auf.

Milchsäurebakterien: keine Resistenzen, weniger Rezidive

L. plantarum scheint Miconazol als alleinige Behandlung in puncto Wirksamkeit und Sicherheit in nichts nachzustehen. Gleichzeitig entfällt das Risiko einer antimikrobiellen Resistenzbildung. Ein weiterer Vorteil der Behandlung mit lebenden Mikroorganismen ist, dass sie die natürliche lokale Kolonisierung der Vagina wiederherstellen. Langfristig könnten sie so auch dazu beitragen, Reinfektionen vorzubeugen – ganz ohne Nebenwirkungen.
 

Weitere Informationen zur Therapie von Pilzinfektionen

Quelle:

Bertarello C et al. Efficacy and safety of Lactobacillus plantarum P 17630 strain soft vaginal capsule in vaginal candidiasis: a randomized non-inferiority clinical trial. Eur Rev Med Pharmcol Sci 2024; 28:384–391.