Beim metastasierten Mammakarzinom liegt HER2-Positivität bei 15-20 Prozent der Patientinnen vor. Die Antikörper Trastuzumab und Pertuzumab richten sich gegen HER2 und sind zusammen mit Taxan wesentlicher Bestandteil der Erstlinientherapie. In der Zweitlinientherapie wurde bisher das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Kadcyla (Trastuzumab Emtansin) eingesetzt. Unter Kadcyla kam es jedoch häufiger zum Therapieabbruch als bei alleiniger Trastuzumab-Therapie.6-9
Nun kommt ein neues Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ins Spiel. Enhertu besteht aus Trastuzumab und Deruxtecan und wurde am 1. Februar 2022 für die Behandlung des nicht resezierbarem oder metastasierten HER2-positiven Mammakarzinoms zugelassen. Die Voraussetzung zur Monotherapie mit der Wirkstoffkombination aus Trastuzumab und Pertuzumab ist, dass bereits zwei Anti-HER2-Behandlungen mit anderen Therapeutika erfolgt sind.
Enhertu stellt aus folgenden Gründen eine verbesserte Zweitlinientherapie dar: Das Wirkstoff-Antikörper-Verhältnis liegt bei 8. Bei Trastuzumab Emtansin lag das Wirkstoff-Antikörper-Verhältnis lediglich bei 3-4. Gleichzeitig besitzt Enhertu ein gutes pharmakokinetisches Profil. Durch die Blockade der HER2-vermittelten Signalkaskade kommt es zur zellulären Toxizität der HER2-positiven Tumorzelle. Das Zellgift Deruxtecan wird erst nach Bindung des HER2-Rezeptors innerhalb der Zielzelle freigesetzt. Deruxtecan ist ein Topoisomerase-I-Hemmer der zur Schädigung der DNA der Tumorzelle und schließlich zu derer Apoptose führt. Die intravenöse Infusion mittels Enhertu ist alle 3 Wochen empfohlen. Die objektive Ansprechrate liegt laut den Ergebnissen der Phase-II-Studie DESTINY-Breast01 bei rund 60 Prozent. Das mediane progressionsfreie Überleben (12-Monats-PFS: 75,8 Prozent) lag in der Phase-III-Studie DESTINY-Breast03 deutlich über dem von Kadcyla (12-Monats-PFS: 34,1 Prozent).5
Die Zweitlinientherapie geht mit folgenden Nebenwirkungen einher: Nausea, Appetitlosigkeit, Emesis, Obstipation, Diarrhö, Fatigue, Alopezie, Anämie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Leukopenie, Husten und Kopfschmerz. Unter Enhertu kann es zu einer interstitiellen Lungenerkrankung und/oder Pneumonitis kommen. Dies war in der DESTINY-Breast03-Studie bei 10,5 Prozent der Patientinnen der Fall. In der Therapiegruppe mit Kadcyla kam es nur bei 1,9 Prozent der Patientinnen zu diesem unerwünschten Ereignis. Ein adäquates Nebenwirkungsmanagement ist bei der Behandlung mit Enhertu essentiell.5
Der Erfolg für das progressionsfreie Überleben hat zur Einleitung einer weiteren Studie (Destiny-Breast09) geführt, in der Enhertu als Erstlinientherapeutikum untersucht wird.10