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Snus in der Schwangerschaft: ähnlich gefährlich wie Zigaretten?

Snus liegt im Trend und ist in Skandinavien eine beliebte Zigaretten-Alternative. Besonders bei Frauen im gebärfähigen Alter steigt der Konsum seit Jahren – mit bedenklichen Folgen.

Was ist Snus?

Folgen einer Nikotinexposition in utero

Dass Rauchen während der Schwangerschaft nicht nur der werdenden Mutter, sondern auch dem Kind erheblichen Schaden zuführt, ist weithin bekannt. So kann man bei Neugeborenen rauchender Mütter wenige Tage nach der Geburt eine verminderte Lungenfunktion feststellen, was wiederum mit einem erhöhten Risiko für die spätere Entwicklung von Asthma und COPD einhergeht. Dabei werden die negativen Auswirkungen nach neuen Erkenntnissen weitgehend durch Nikotin vermittelt. Stellt sich also die Frage, ob andere, rauchfreie Nikotinprodukte ähnlich schädlich wirken.

Für ihre prospektive Kohortenstudie rekrutierten die Forscher 1163 Säuglinge aus einem skandinavischen Geburtsregister, bei denen Lungenfunktionsmessungen vorlagen und deren Mütter Auskunft über den Konsum nikotinhaltiger Produkte während der Schwangerschaft gemacht hatten. Die Lungenfunktion wurde, wie bei Säuglingen üblich, mittels Fluss-Volumen-Kurven bestimmt. Als Endpunkt galt das Verhältnis aus Zeit bis zum Erreichen des Spitzenflusses während der Exspiration und Gesamtlänge der Exspiration, wobei Werte unter der 25. Perzentile als erniedrigte Lungenfunktion definiert wurden.

Beeinträchtigt Snus die Lungenfunktion von Säuglingen?

Insgesamt gaben Mütter von 120 Säuglingen (10,3 %) einen Nikotinkonsum während der Schwangerschaft an, davon konsumierten 71 ausschließlich Snus, 42 nur Zigaretten und 6 beides zusammen. Ein Großteil der Frauen (85,8 %) stellte den Gebrauch nach eigenen Angaben allerdings in der 6. Schwangerschaftswoche ein.

Das Risiko einer schlechteren Lungenfunktion war bei Kindern, die im Mutterleib irgendeinem nikotinhaltigen Produkt ausgesetzt waren, mit einer Odds Ratio (OR) von 1,63 (95%-Konfidenzintervall 1,02-2,59) deutlich erhöht. Eine ähnliche Tendenz zeigte sich bei einer alleinigen Exposition gegenüber Snus (OR 1,55) und Rauchen bzw. dualem Gebrauch (OR 1,79). Allerdings waren die Ergebnisse hier nicht signifikant, was an der geringen Stichprobengröße liegen könnte. Zwischen den Geschlechtern wurden dabei keine Unterschiede festgestellt.

Mehr Aufklärung zu Oraltabak nötig!

Für die Autoren sind die Ergebnisse alarmierend. Nicht nur bestätigten sie den Trend zur Verlagerung vom Zigarettenkonsum auf Snus; sie deuteten auch auf ein ähnlich hohes Risiko beider Tabakgenussmittel hin. Und das bereits im Frühstadium der Schwangerschaft, noch bevor viele Frauen überhaupt darum wissen. Schließlich war das Risiko einer reduzierten Lungenfunktion bei den Säuglingen erhöht, obwohl die meisten Mütter den Nikotinkonsum bereits früh eingestellt hatten. Laut den Forschern deutet dies darauf hin, dass nikotininduzierte Schäden bereits in der frühen Organogenese, während der Lungenknospung im Embryonalstadium, verursacht werden.

Auch wenn unklar bleibt, ob nun das Zigarettenrauchen oder der Gebrauch von Oraltabak schädlicher ist: Auf alle Formen des Nikotinkonsums sollte verzichtet werden, vor allem in der Schwangerschaft. Daher ist es wichtig, über die schädlichen Auswirkungen des neuen Lifestyle-Trends Snus umfassend zu informieren.

Quelle:
  1. Bains KES et al. Maternal use of snus as smokeless tobacco in pregnancy and infant lung function. ERJ Open Res 2024; 10: 00958-2023. DOI: https://doi.org/10.1183/23120541.00958-2023.