HPV-Impfung: Diese Hindernisse blockieren höhere Impfquoten Logo of esanum https://www.esanum.de

HPV-Impfhindernisse: Woran hapert es?

Das erklärte Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Eliminierung des Zervixkarzinoms bis zum Jahr 2030. Mit den derzeitigen Impfquoten ist dies allerdings kaum zu schaffen.

STIKO-Empfehlungen zur HPV-Impfung:

  • Seit 2007 wird die Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen.
  • Wenn die Impfung bis dahin nicht erfolgt ist, soll bis zum 18. Geburtstag nachgeimpft werden.
  • Bis zum Alter von 14 Jahren sind für einen vollständigen Impfschutz zwei Impfdosen im Abstand von fünf bis 13 Monaten notwendig. Ab dem Alter von 15 Jahren werden drei Impfdosen empfohlen.
  • In Deutschland stehen zwei HPV-Impfstoffe zur Verfügung, die gegen unterschiedliche HPV-Typen gerichtet sind.
  • Die Krankenkassen übernehmen die Kosten im Rahmen der Empfehlung. Einige Krankenkassen erstatten die Impfung auch noch nach dem 18. Geburtstag.

HPV-Impfquoten in Deutschland noch zu niedrig 

Um das ambitionierte Ziel der WHO zu erreichen und die Inzidenz bis zum Jahr 2030 auf unter vier pro 100.000 Frauen zu senken, wäre eine HPV-Impfquote von 90 % nötig. Europaweit liegt sie aktuell zwischen ca. 5 und 96 %, Deutschland belegt mit 55 % bei den 15-jährigen Mädchen und 34 % bei den 15-jährigen Jungen im Jahr 2023 einen der hinteren Ränge.

Um zu verstehen, woran das liegt und wie die erhöht werden kann, hat das BIÖG eine repräsentative Querschnittsbefragung von Eltern bzw. Sorgeberechtigten von Kindern im Alter von neun bis 15 Jahren durchgeführt. Im Fokus standen dabei Eltern, die ihr Kind (noch) nicht gegen HPV haben impfen lassen. Insgesamt 1.439 Elternteile wurden telefonisch und online befragt, davon 1.000 Elternteile ungeimpfter Kinder.

Impfhindernisse: fehlendes Wissen und Angst vor Nebenwirkungen

Die HPV-Impfquote lag in der Gesamtstichprobe bei 29 %, wobei mehr 13- bis 15-Jährige als neun- bis 12-Jährige geimpft waren, und mehr Mädchen als Jungen. Die meisten Eltern (77 Prozent) standen dem Impfen allgemein (eher) befürwortend gegenüber; lediglich fünf Prozent lehnten die Impfung kategorisch ab.

Die am häufigsten genannten Gründe gegen eine HPV-Impfung waren:

  • mangelnde öffentliche Aufklärung (59 %)
  • keine empfundene Notwendigkeit für die Impfung zum jetzigen Zeitpunkt (46 %)
  • Angst vor möglichen (40 %) 
  • Wunsch, dass das Kind später selbst über die Impfung entscheiden soll (39 %)

Sehr gut oder eher gut informiert über die HPV-Impfung fühlten sich nur 54 % der Befragten: Vor allem Eltern mit niedriger Bildung und Nichtmuttersprachler gaben eine geringe Informiertheit an. Auch impfskeptische und unentschlossene Eltern fühlten sich schlechter informiert. Als wichtigste und vertrauenswürdigste Informationsquelle wurden Ärzte angesehen.

Entscheidende Rolle von Gynäkologen bei der HPV-Impfung

Die Autoren empfehlen, aktiv und transparent zu kommunizieren sowie evidenzbasiert über Sicherheit und Effektivität und mögliche Nebenwirkungen der Impfung aufzuklären. Grundsätzlich wird die HPV-Impfung im Vergleich zu anderen Schutzimpfungen im Kindes- und Jugendalter von Eltern als weniger wichtig angesehen. Außerdem kann der Zeitpunkt im Impfkalender ein Hindernis sein: Beim Übergang von der Kindheit zur Jugend werden häufig bereits Hausärzte und aufgesucht, die aber als Informationsquelle gegenüber Pädiatern bislang noch keine große Rolle spielen. Auch sie sollten die HPV-Impfung daher im Blick haben.

Quelle:
  1. Kerst A et al., Impfhindernisse – Einstellungen von Eltern zur HPV-Impfung. Bundesgesundheitsbl 2025; 68: 378–387.