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Lebensstiländerung bei Metabolischem Syndrom

Patienten mit Metabolischem Syndrom wird dringend eine Lebensstiländerung mit mehr Bewegung, gesünderer Ernährung und Gewichtsabnahme ans Herz gelegt – oft ohne Erfolg. Eine Minimalvariante könnte ein guter Einstieg zur Verbesserung der Stoffwechselsituation sein.

Intervallfasten könnte für viele Patienten ein gangbarer Weg sein

Patienten mit Metabolischem Syndrom wird dringend eine Lebensstiländerung mit mehr Bewegung, gesünderer Ernährung und Gewichtsabnahme ans Herz gelegt – oft ohne Erfolg. Eine Minimalvariante des Intervallfastens, bei dem die Nahrungsaufnahme auf zehn Stunden pro Tag beschränkt wird, könnte nach einer Pilotstudie aus den USA ein guter Einstieg zur Verbesserung der Stoffwechselsituation sein.

Nach Schätzungen leidet in Deutschland jeder fünfte Erwachsene unter einem Metabolischen Syndrom mit Übergewicht, viszeraler Adipositas, gestörter Glukosetoleranz, Hypertonie und erhöhten Blutfetten. Damit einher geht ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. 

Therapie der Wahl ist eine radikale Lebensstiländerung mit vermehrter Bewegung, Ernährungsumstellung und Gewichtsabnahme. Im Alltag werden diese Empfehlungen aber oft nur unzureichend umgesetzt, da die Betroffenen sich oft damit überfordert fühlen.

Nahrungsaufnahme nur an 10 Stunden pro Tag

Ein niederschwelliges, leichter umzusetzendes Angebot könnte eine Minimalvariante des Intervallfastens sein, bei dem die Nahrungsaufnahme auf zehn Stunden pro Tag beschränkt (TRE für Time restricted Eating) wird, schreiben Michael J. Wilkinson und seine Kollegen vom SALK Institute in La Jolla, San Diego, USA. In Tierversuchen hat diese Ernährungsweise bereits positive Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Metabolischen Syndroms gezeigt. In ersten Pilotstudien mit gesunden Menschen wurde zudem eine vorbeugende Wirkung nachgewiesen. Unklar war bisher aber, welche Auswirkungen die Diätform bei Betroffenen hat, die bereits medikamentös mit Statinen und/oder Blutdrucksenkern behandelt werden. 

12-wöchige Pilotstudie zeigt gute Erfolge

In einer offenen Pilotstudie sollte dies jetzt überprüft werden. Eingeschlossen wurden 19 Probanden (13 Männer und 6 Frauen), bei denen die Ärzte ein Metabolisches Syndrom diagnostiziert hatten. 16 der 19 Patienten wurden bereits mit Statinen und/oder Antihypertensiva behandelt. Alle Teilnehmer hatten angegeben, dass sich die tägliche Zeit der Nahrungsaufnahme bei ihnen über mehr als 14 Stunden pro Tag erstreckte. Für die Studie verpflichteten sie sich, die Nahrungsaufnahme über 12 Wochen auf zehn Stunden am Tag zu beschränken. Das Intervall durften sie dabei selbst auswählen – die meisten entschieden sich, das Frühstück später einzunehmen und auf abendliche Snacks zu verzichten. Zu vermehrter körperlicher Aktivität im Studienzeitraum wurden sie nicht explizit aufgefordert und die Zusammensetzung und Menge der Nahrung blieb ihnen selbst überlassen. Das Essverhalten wurde über eine spezielle Smartphone-App erfasst.

Die Probanden schienen mit der Diätform gut zurechtzukommen. Innerhalb der 12-wöchigen Intervention, wurde das tägliche “Ess-Fenster” signifikant um im Mittel 28.75 % (−4.35 Stunden) reduziert. Auch die Ernährungsprotokolle in der Smartphone-App bestätigten, dass es den Teilnehmern überwiegend gelang, die eingeschränkten Essenszeiten tatsächlich einzuhalten.

Stoffwechselverbesserungen und Gewichtsabnahme

Dies zeigte positive Auswirkungen. Nach 12 Wochen hatten sich die Stoffwechselparameter des Metabolischen Syndroms deutlich verbessert: Das Gesamtcholesterin ging um 13,1 mg/dl (-7 %) und das Non-HDL Cholesterin um 11,9  g/dl (-9 %) zurück. Der systolische Blutdruck sank um 5,1 mmHg (-4 %) und der diastolische Blutdruck um 6,4 mmHg (-8 %). Auch der HbA1c-Wert verminderte sich um 0,22 Prozentpunkte (-2 %) und die mit CGM gemessene Blutglucose nahm um 5 % ab. Ebenfalls positive Veränderungen zeigten sich bei Hüftumfang (-4 %), Körperfettgehalt (-3 %) und Nüchterninsulinspiegel (-21 %). Aufgrund der kleinen Fallzahl waren nicht alle diese Veränderungen signifikant.

Die tägliche Kalorienaufnahme war trotz unbeschränkter Nahrungsaufnahme in den zehn Stunden um im Mittel 8,62 % gesunken. Im Durchschnitt hatten die Probanden in dieser Zeit dadurch 3,3 kg an Gewicht abgenommen – obwohl die tägliche körperlicher Aktivität sich nicht signifikant geändert hatte. Offen muss dabei bleiben, ob die metabolischen Veränderungen wirklich direkt durch das Intervallfasten oder allein durch die Gewichtsabnahme bedingt sind, schreiben die Autoren. 

Viele Patienten bleiben dauerhaft dabei

Nebenwirkungen wie man sie von einer Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf sechs Stunden kennt (wie Erbrechen, Diarrhö, Hunger und Durst) berichteten die Probanden nicht. Offensichtlich fühlten sich die Patienten durch das Intervallfasten nicht wesentlich beeinträchtigt. Obwohl sie nicht dazu aufgefordert wurden, gaben fünf Patienten bei einer Umfrage nach im Schnitt 16 Monaten an, TRE wie in der Studie weiter fortzuführen, weitere sieben zum Teil oder in anderer Form (Restriktion 8–12 Stunden).

FAZIT: Die Beschränkung der Nahrungsaufnahme auf zehn Stunden pro Tag könnte für Patienten mit Metabolischem Syndrom,eine akzeptable und leicht durchzuführende Möglichkeit sein, ihre Stoffwechselsituation dauerhaft zu verbessern. Die positiven Auswirkungen sollten jetzt nach Meinung der Autoren in größeren, randomisierten Studien weiter untersucht werden.

Quelle:
Michael J. Wilkinson et al:; Ten-Hour Time-Restricted Eating Reduces Weight, Blood Pressure, and Atherogenic Lipids in Patients with Metabolic Syndrome; Cell Metabolism (2019); DOI:https://doi.org/10.1016/j.cmet.2019.11.004