Patient:innen mit Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, Krebs zu entwickeln – das gilt insbesondere für den Typ-2 Diabetes. Hinzu kommt eine insgesamt schlechtere Prognose, wenn es bereits zu einer Krebserkrankung gekommen ist.
Sowohl Diabetes als auch Krebs gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen und die Zahl betroffener Patient;innen wird in Zukunft noch steigen. Man beobachtet eine starke Korrelation zwischenTyp-2-Diabetes und der Karzinogenese, in geringerem Maße auch bei Typ-1-Diabetes, wie in einem Übersichtsartikel von Wamidh H. Talib et al. dargestellt wird. Nachgewiesen ist eine vermehrte Proliferation, Metastasenbildung und Chemoresistenz unter einer diabetischen Stoffwechsellage. Offensichtlich können Krebszellen von dem veränderten Stoffwechsel bei Diabetes mit Hyperglykämien, Hyperinsulinämie und Dyslipidämie profitieren. Mögliche Mediatoren des erhöhten Risikos sind Insulin und Insulin-like-Growth factor (IGF-1), die Sekretion von Leptin und Adiponectin, inflammatorische Reaktionen, oxidativer Stress und Veränderungen des Immunsystems.
Menschen mit Typ-2-Diabetes haben im Vergleich zu Personen mit normalem Glukosestoffwechsel ein besonders erhöhtes Risiko für Leberkrebs (231%), Pankreaskarzinome (119%), Uteruskarzinom (78%), Nierenzellkrebs (45%, Magenkrebs (21%), Krebs der Gallenblase und des Gallengangs (32%) und Peniskarzinome (56%). Das Risiko für kolorektale Karzinom und Blasenkrebs ist um 20% erhöht, das Risiko für Brustkrebs um 5%. Ein erniedrigtes Risiko haben Diabetiker dagegen offensichtlich für ein Prostatakarzinom, was möglicherweise durch verminderte Testosteronspiegel bei Diabetes bedingt ist.
In mehreren Beobachtungsstudien wurde bei onkologischen Patient:innen mit Diabetes eine deutlich schlechtere Prognose mit vermehrten Infektionen, kürzeren Remissionsphasen und deutlich erhöhter Mortalität gezeigt. Zahlreiche Faktoren wie proliferationsfördernde Effekte von Hyperglykämie und Hyperinsulinämie, ein schlechterer Gesundheitszustand bedingt durch Diabeteskomplikationen und die Wahl weniger aggressiver Therapien bei Patient:innen mit Diabetes könnten hier eine Rolle spielen. Viele häufig eingesetzte Chemotherapeutika haben Nebenwirkungen in Organsystemen, die ohnehin bei Patient:innen mit Diabetes schon vorgeschädigt sind. Hier nennen die Autoren z. B. die Kardiotoxizität von Antrazyklinien, das Problem der Niereninsuffizienz unter Cisplatin und die Polyneuropathien unter Cisplatin, Vincristin und Paclitaxel. Die bei vielen Chemotherapien erforderliche Begleittherapie mit hochdosierten Glukokortikosteroiden kann ebenfalls bei einem bestehenden Diabetes zum Problem werden.
Die Autoren empfehlen ein besonders engmaschiges und gründliches Monitoring des Blutzuckers bei Diabetespatient:innen mit Krebs, um auch unter der onkologischen Therapie eine effektive Blutzuckerkontrolle mit Vermeidung von Hyper- und Hypoglykämien sicherzustellen. Wegen der zyklischen Natur von Chemotherapien muss das Diabetesmanagement zudem besonders flexibel sein und immer wieder an die veränderten Bedingungen unter den jeweiligen Chemotheraputika angepasst werden.
Quelle:
Talib, W.H.et al; Diabetes and Cancer: Metabolic Association, Therapeutic Challenges, and the Role of Natural Products. Molecules (2021), 26, 2179.