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Wie hoch ist das Hypoglykämie-Risiko unter Insulinbehandlung?

C-Peptid als Maß für das endogene Insulindefizit wird bisher bei Patienten mit Typ-1-Diabetes genutzt, um das Risiko für schwere Hypoglykämien abzuschätzen. Eine Studie untersucht nun, ob ein erniedrigtes C-Peptid auch bei insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes zur Einschätzung des Hypoglykämierisikos dienen kann.

Niedriges C-Peptid weist auch bei Typ-2-Diabetes auf Unterzuckerungsgefahr

C-Peptid als Maß für das endogene Insulindefizit wird bisher bei Patienten mit Typ-1-Diabetes genutzt, um das Risiko für schwere Hypoglykämien abzuschätzen. Suzy V. Hope und ihre Arbeitsgruppe aus Exeter, Großbritiannien, haben jetzt untersucht, ob ein erniedrigtes C-Peptid möglicherweise auch bei insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes zur Einschätzung des Hypoglykämierisikos dienen kann.

Patienten mit Typ-1-Diabetes entwickeln in der Regel eine schwere endogene Insulindefizienz, die mit einer hohen Glukosevariabilität und einem hohen Hypoglykämie-Risiko einhergeht. Ein nicht im Nüchternzustand abgenommener C-Peptid-Wert (rCP für random non-fasting C-Peptide) gilt als Maß für die Insulindefizienz. Liegen die Werte hier unter 200 pmol/l, muss von einem absoluten Insulinmangel ausgegangen werden und das Risiko für schwere Hypoglykämien bei Typ-1-Diabetes ist unabhängig vom HbA1C-Wert dreimal höher als bei anderen Patienten.

Endogener Insulinmangel auch bei Typ-2-Diabetes

Eine schwere endogene Insulindefizienz kann auch bei insulinbehandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes vorliegen, was hier oft nicht erkannt wird. Bei diesen Patienten könnte der endogene Insulinmangel möglicherweise ebenfalls zu einer hohen Glukosevariabilität und einem erhöhten Hypoglykämierisiko führen, so die Hypothese der Autoren. Mit ihrer Studie konnten sie jetzt nachweisen, dass der rCP-Wert auch bei diesen Patienten dazu beitragen kann, das Risiko für schwere Hypoglykämien abzuschätzen.

An der Studie nahmen 34 Patienten mit insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes teil, von denen 17 eine schwere endogene Insulindefizienz (rCP< 200 pmol/l) und 17 eine weitgehend erhaltene endogene Insulinproduktion (rCP > 600 pmol/l) aufwiesen. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Diabetesdiagnose über 35 Jahre alt und hatten danach für mindestens zwei Jahre eine antidiabetische Therapie ohne Insulin erhalten. Der mittlere HbA1C-Wert betrug in beiden Gruppen 8,7 %. Bei allen Teilnehmern erfolgte über mindestens drei konsekutive Tage eine kontinuierliche 24-h-Glukosemessung mit Erfassung der Hypoglykämiedauer und -schwere.

Zusätzlich wurde bei 256 insulinbehandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes der Zusammenhang zwischen dem rCP-Wert und den in Fragebögen erfassten Hypoglykämien untersucht und mit 209 Patienten mit Typ-1-Diabetes verglichen.

Glukosevariabilität mit niedrigen rCP-Werten assoziiert

Bei vergleichbaren mittleren Blutglukose-Werten zeigten Patienten mit einem rCP-Wert < 200 pmol/l eine deutlich höhere Glukosevariabilität. So betrug die Standardabweichung der Blutglukose-Werte 4,2 mmol/l (76 mg/dl) im Vergleich zu 3,0 mmol/l (54 mg/dl) in der Gruppe mit rCP-Werten > 600 pmol/l (p<0,001).

Deutlich mehr Hypoglykämien bei endogener Insulindefizienz

Der Anteil von Patienten mit über mindestens 20 Minuten anhaltenden Hypoglykämien ≤ 4 mmol/l (72 mg/dl) lag in der Gruppe mit niedrigen rCP-Werten bei 94% – im Vergleich zu 41 % in der Gruppe mit erhaltener endogener Insulinproduktion (p<0,001). Außerdem war die mittlere Rate an Hypoglykämien pro Woche deutlich höher (5,5 vs. 2,1) und die hypoglykämischen Zustände hielten länger an (630 vs. 223 Minuten/Person/Woche). Schwere Hypoglykämien (≤ 3 mmol/l bzw. 54 mg/dl) wurden bei Teilnehmern mit erhaltenen rCP-Werten nur sehr selten beobachtet (0,4 pro Person pro Woche) und traten nur nachts auf. Bei rCP-Werten < 200 pmol/l lag die Rate bei 1,8 pro Person pro Woche.

Bei rCP < 200 pmol/l fünfmal mehr Hypoglykämien mit Bewusstseinsverlust

Von den 256 Patienten mit insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes gaben diejenigen mit rCP-Werten < 200 pmol/l doppelt so häufig Hypoglykämien an wie Typ-2-Diabetiker mit rCP > 600 pmol/l (OR 2,0, p<0,001). Die Rate an Hypoglykämien mit Bewusstseinsverlust war sogar um den Faktor 5 höher (OR 5,0, p<0,001). Damit unterschied sich der Zusammenhang zwischen r-CP-Werten und der Rate an selbstberichteten Hypoglykämien nicht wesentlich zwischen Patienten mit Typ-2-Diabetes und solchen mit Typ-1-Diabetes.

Fazit

Auch bei Patienten mit insulinbehandeltem Typ-2-Diabetes sind niedrige rCP-Werte (< 200 pmol/l) mit einer erhöhten Glukosevariabilität und einem deutlich erhöhten Risiko für Hypoglykämien insgesamt sowie für schwere Hypoglykämien assoziiert. Somit steht auch bei diesen Patienten mit rCP ein leicht zu bestimmender, stabiler und preiswerter Biomarker zur Abschätzung des Hypoglykämierisikos zur Verfügung, schreiben die Autoren. Dies könnte in Zukunft auch praktische Folgen für das Management dieser Patienten haben.

Referenz:
Suzy V. Hope et al; Random non-fasting C-peptide testing can identify patients with insulin-treated type 2 diabetes at high risk of hypoglycaemia; Diabetologia 2018; 61:66-74; DOI 10.1007/s00125-017-4449-2.