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Erhöhtes Krebsrisiko bei Frauen schon Jahre vor Diabetes-Diagnose

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen wie Mamma- oder Kolorektalkarzinom. Bei Frauen scheint das Risiko anders als bei Männern hier schon Jahre vor der Diabetesdiagnose höher als in der Normalbevölkerung zu sein.

Assoziation von Typ-2-Diabetes und Krebserkrankungen

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen wie Mamma- oder Kolorektalkarzinom. Bei Frauen scheint das Risiko anders als bei Männern hier schon Jahre vor der Diabetesdiagnose höher als in der Normalbevölkerung zu sein.

Für zahlreiche Krebsarten ist eine erhöhte Inzidenz bei Patienten mit Typ-2-Diabetes gezeigt worden. Dazu gehören Karzinome von Leber, Pankreas, Endometrium, Kolon, Rektum, Brust und Blase. Auch bei Adipositas ist das Krebsrisiko deutlich erhöht – dies gilt für Karzinome von Leber, Nieren, Kolon/Rektum, Gallenblase, Pankreas, Ovar und Endometrium, sowie für fortgeschrittene Prostatakarzinome, postmenopausale Mammakarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus. Da ein großer Teil der Patienten mit Typ-2-Diabetes auch übergewichtig oder adipös ist, gibt es hier Überlappungen mit den Adipositas-assoziierten Krebserkrankungen.

Diabetes hebt Schutzfaktor "weibliches Geschlecht" auf

In der Allgemeinbevölkerung scheinen adipöse Frauen gegenüber ebensolchen Männern im Vorteil: Bei ihnen ist das Adipositas-assoziierte Krebsrisiko deutlich geringer. Dieser "Schutz" geht aber verloren, wenn die Frauen an einem Typ-2-Diabetes erkranken, wie eine niederländische Kohortenstudie jetzt gezeigt hat. Ähnliches wurde bereits für das kardiovaskuläre Risiko von Frauen gezeigt – auch hier scheint ein Typ-2-Diabetes den Schutzfaktor "weibliches Geschlecht" aufzuheben.

Große Registerstudie aus den Niederlanden

Für die Studie wurden die Daten von 69.583 in Registern geführten niederländischen Hausarzt-Patienten mit Typ-2-Diabetes mit dem nationalen Krebsregister (Dutch National Cancer Registry) abgeglichen. Als Adipositas-assoziierte Krebserkrankungen wurden Karzinome von Leber, Nieren, Kolon/Rektum, Gallenblase, Pankreas, Ovar und Endometrium, sowie fortgeschrittene Prostatakarzinome, postmenopausale Mammakarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus gewertet. Das Risiko für diese Krebsarten wurde nach Geschlechtern getrennt für die fünf Jahre vor der Diabetes-Diagnose sowie ein Jahr und zwei bis vier Jahre danach bestimmt. Als Referenzgruppe diente die niederländische Allgemeinbevölkerung.

Bei Frauen vor allem erhöhtes Risiko für hormonabhängige Karzinome

Bei Frauen war schon in den fünf Jahren vor der Diabetes-Diagnose ein deutlich erhöhtes Risiko für Adipositas-assoziierte Krebserkrankungen im Vergleich zur Normalbevölkerung nachweisbar (standardisierte Inzidenz-Ratio SIR 1,77). Am höchsten war die Inzidenz im ersten Jahr nach der Diabetes-Diagnose (SIR 2,21) – aber auch in den Jahren danach blieb sie deutlich erhöht (SIR 2,12). Die erhöhte Inzidenz in den Jahren vor der Diabetesdiagnose war vor allem auf erhöhte Raten hormonabhängiger Tumoren wie Mamma-, Endometrium- und Ovarialkarzinome zurückzuführen.

Bei Männern mit Diabetes steigt Krebsrisiko weniger stark an

Anders dagegen bei Männern: Bei ihnen war keine erhöhte Krebs-Inzidenz in den Jahren  vor der Diabetes-Diagnose nachweisbar. Eine deutlich erhöhte Inzidenz Adipositas-assoziierter Krebserkranken im Verglich zur Allgemeinbevölkerung zeigte sich ein Jahr vor und ein Jahr nach der Diabetes-Diagnose (SIR 1,32 bzw. 1,38).

Wurden bei Männern nur die hormonabhängigen Tumoren – in diesem Fall das fortgeschrittene Prostatakarzinom – berücksichtigt, fand sich im Vergleich zur Normalbevölkerung eine geringere Inzidenz in den fünf Jahren vor der Diabetes-Diagnose und danach kein Unterschied. Dies könnte darauf hinweisen, dass ein Typ-2-Diabetes eher einen gewissen Schutz vor Prostatakarzinomen bietet und fortgeschrittene Prostatakarzinome möglicherweise gar nicht zu den Adipositas-assoziierten Krebserkrankungen zu zählen sind, schreiben die Autoren.

Das Risiko für Adipositas-assoziierte Krebserkrankungen war zu allen Zeitpunkten bei Frauen mit Typ-2-Diabetes signifikant höher als bei Männern. Dies ist ein deutlicher Unterschied zur Allgemeinbevölkerung, in der Frauen deutlich weniger gefährdet sind.  Einzige Ausnahme war das Jahr vor der Diabetes-Diagnose, wo das Risiko vergleichbar war (SIR 1,44 bei Frauen, 1,32 bei Männern). Ob die Patienten einen BMI > oder < 30 kg/m2 hatten, machte bei beiden Geschlechtern keinen wesentlichen Unterschied.

Die Untersuchung zeigt, dass Frauen anders als Männer schon Jahre vor der Diagnose eines Typ-2-Diabetes ein erhöhtes Risiko für Adipositas-assoziierte Krebserkrankungen aufweisen – unabhängig davon ob eine Adipositas vorliegt oder nicht. Dieser Zusammenhang sollte weiter untersucht werden, fordern die Autoren.

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Quelle:
1. Dennis Schrijnders et al; Sex differences in obesity related cancer incidence in relation to type 2 diabetes diagnosis (ZODIAC-49); PLoS ONE 13(1): e0190870. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0190870