Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber vor der Planung der Amputation eines diabetischen Fußes sollte eine ausführliche Diagnostik erfolgen. Doch käme es immer wieder zu Amputationen bei Menschen, die nie von einem Angiologen oder Diabetologen untersucht worden seien, so die Experten der Arbeitsgemeinschaft "Diabetischer Fuß" der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Schon allein deshalb kann es sinnvoll sein, eine Zweitmeinung einzuholen. Oftmals sehen zwei Paar Augen mehr als eines. In manchen Kliniken ist eine unabhängige Einschätzung durch andere ärztliche Kollegen schon Standard – und so können immer wieder unnötige Amputationen vermieden werden.
Doch gilt es, mit den Erkrankten offen und ehrlich zu sein. Ein Zweitmeiner kann durchaus die Empfehlung zur Entfernung des betroffenen Fußes oder Beines bestätigen. Ziel ist hier nicht, die Fachkompetenz des erstbehandelnden Arztes anzuzweifeln oder zu bestätigen, sondern die bestmöglichen Ergebnisse für Patientinnen und Patienten zu erreichen.
Nach Aufnahme des diabetischen Fußsyndroms in die Richtlinie zum Zweitmeinungsverfahren durch den G-BA, startete die Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß die Kampagne "Amputation – nein danke!": Zwar richtet sie sich vornehmlich an Patientinnen und Patienten, doch gibt es auch Informationen für ärztliche Behandler.
Ziel ist die Aufklärung über das Zweitmeinungsverfahren – sowohl für Erkrankte als auch Ärzte und Kostenträger. Fakt ist, dass alle gesetzlich Versicherten das Recht auf eine unabhängige Zweitmeinung haben, aber viele Menschen das nicht wissen. Die Kampagne will das nun ändern.
Ermutigen Sie Ihre Diabetiker, denen eine Amputation angeraten wurde, zur Zweitmeinung – auch wenn Sie derjenige sind, der den Eingriff empfiehlt. Hier geht es nicht darum, welcher Arzt schlauer ist, sondern darum, Gliedmaßen zu erhalten, wo das machbar ist. Wird die Zweitmeinung nicht als Konkurrenz gewertet, kann ein wertvoller ärztlicher Dialog entstehen, von dem die Erkrankten profitieren. Die Kampagnen-Webseite bietet hier hilfreiche Informationen für Betroffene und deren Familien.