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Hyposensibilisierung bei Erdnussallergie: Mehr Schaden als Nutzen?

AR101 ist das weltweit erste Medikament zur Behandlung einer Erdnussallergie bei Kindern. Wie ist die Wirkung der oralen Immuntherapie mit Erdnuss-Protein?

Desensibilisierung durch AR101 in Kürze

Neues Präparat zur Behandlung der Erdnussallergie

Die Erdnussallergie gehört zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien bei Kindern und ist für die Patienten äußerst belastend. Bereits geringe Mengen des Nahrungsmittels können schwere allergische Reaktionen auslösen, die im Extremfall lebensgefährlich sind. Eine wirksame Therapie, die das Risiko für schwere Verläufe senkt und die allergischen Symptome abschwächt, wäre ein medizinischer Meilenstein.

Lange war die einzige Option eine erdnussvermeidende Diät und für Notfälle einen Adrenalin-Pen griffbereit zu haben. Seit 2020 gibt es aber eine Alternative. Die aus Erdnuss-Protein hergestellte Substanz AR101 (Medikament Palforzia®) kann Kindern und Jugendlichen ab dem vierten Lebensjahr oral zur spezifischen Immuntherapie verabreicht werden und soll bei versehentlicher Erdnussexposition im Alltag die Überempfindlichkeitsreaktion mindern und es den Patienten ermöglichen kleinere Mengen Erdnuss zu konsumieren. Allerdings muss trotz der Hyposensibilisierung weiterhin strikt auf eine erdnussfreie Ernährung geachtet werden.

Inwieweit dieses Behandlungskonzept einen Vorteil für Kinder mit dieser Allergie gegenüber dem Standardprozedere bietet, wurde vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht.

Orale Immuntherapie mit AR101: Nebenwirkungen, Lebensqualität und Co.

Die frühe Nutzenbewertung beruht auf einer Metaanalyse zweier Zulassungsstudien des Herstellers. In den PALISADE-Studien wurde AR101 unter ärztlicher Aufsicht mit einem Placebo verglichen. Jede an den Studien teilnehmende Person (Kinder und Jugendliche) musste sich an eine erdnussvermeidende Diät halten, unabhängig davon, ob sie der AR101-Kohorte oder der Kontrollgruppe zugeteilt war. Im Falle einer allergischen Reaktion kamen Antihistaminika oder Adrenalin zum Einsatz.

Folgende Ergebnisse der Studien wurden vom IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung kritisch beurteilt:

Fazit zur Desensibilisierung mit Erdnusspulver

Gemäß der Beurteilung des IQWiG überwiegen die Nachteile der Behandlung mit AR101 (Handelsname: Palforzia®). Aufgrund der aktuellen Evidenz profitieren Personen, die an einer Erdnuss-Allergie leiden, nicht von der Hyposensibilisierung. Die Betroffenen müssen trotz der Therapie weiterhin das Allergen meiden und die Dosis eines Stand-by-Arzneimittels für den Fall einer Exposition bei sich tragen. Darüber hinaus ist derzeit unklar, wie lange genau die Immuntherapie fortgeführt werden muss; eventuell ist sogar eine dauerhafte Einnahme notwendig. Des Weiteren sind in den Zulassungsstudien keine Nachbeobachtungsdaten erfasst worden. Doch diese weiteren Informationen könnten helfen, mehr über den langfristigen Nutzen der Therapie zu erfahren und offene Fragen, wie etwa die nach der optimalen Behandlungsdauer, zu beantworten.

Referenzen: 

>1. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). AR101 (Erdnussallergie) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A21-135. 13.01.2022. (IQWiG-Berichte; Band 1272). [abgerufen am 18.05.2022].
2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2022). A R101 (Palforzia) bei Erdnussallergie. [abgerufen am 18.05.2022].
3. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2022). Hyposensibilisierung mit AR101 bei Erdnussallergie: Beleg für einen geringeren Nutzen. [abgerufen am 18.05.2022].