COVID-19: Anhaltende Lungenschäden durch strukturierte Nachsorge erkennen Logo of esanum https://www.esanum.de

COVID-19: Anhaltende Lungenschäden durch strukturierte Nachsorge erkennen

COVID-19-Infizierte leiden häufig an einer langfristigen Beeinträchtigung der Lungenfunktion, aber in den vorläufigen Ergebnissen der CovILD-Studie wurde bei vielen Erkrankten im Laufe der Zeit eine Verbesserung festgestellt.

Symptome und Lungenschäden frühzeitig behandeln

COVID-19-Infizierte leiden häufig an einer langfristigen Beeinträchtigung der Lungenfunktion, aber in den vorläufigen Ergebnissen der CovILD-Studie wurde bei vielen Erkrankten im Laufe der Zeit eine Verbesserung festgestellt. 1

Ziel der CovILD-Studie war es, Häufigkeit und Muster von Lungenanomalien bei mittel- bis kritischen COVID-19-Erkrankten nach der Genesung zu erkennen. Alle Testpersonen lebten in einem "Hot Spot"-Gebiet in Tirol. Sie wurden an der Universitätsklinik für Innere Medizin in Innsbruck, im St. Vincent Hospital in Zams oder im kardio-pulmonalen Rehabilitationszentrum in Münster, Österreich, behandelt. Auf der virtuellen ERS-Tagung präsentierte Dr. Sabina Sahanic (Medizinische Universität Innsbruck, Österreich) die Daten der ersten 86 Testpersonen, die zwischen dem 29. April und dem 9. Juni 2020 aufgenommen wurden. 

Folgeuntersuchungen nach 6, 12 und 24 Wochen

Folgeuntersuchungen waren für 6, 12 und 24 Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus vorgesehen. Während dieser Patientenbesuche wurden klinische Untersuchungen, Labortests, Lungenfunktionstests, Computertomographien und Echokardiogramme durchgeführt. Das Durchschnittsalter der 86 PatientInnen, die in diese Präsentation eingeschlossen waren, betrug 61 Jahre, und 65% von ihnen waren männlich. Fast die Hälfte der Testpersonen waren aktuelle oder ehemalige RaucherInnen und 65% waren übergewichtig oder adipös. Achtzehn (21%) wurden auf einer Intensivstation behandelt, 16 (19%) hatten eine invasive mechanische Beatmung erhalten und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus betrug 13 Tage.

56 PatientInnen (65%) zeigten zum Zeitpunkt ihrer Untersuchung nach 6 Wochen anhaltende Symptome; das häufigste Symptom war bei 40 Testpersonen (47%) Dyspnoe, gefolgt von Husten (13 PatientInnen, 15%). Bis zum Besuch nach 12 Wochen hatte sich die Atemnot gebessert, war aber immer noch bei 31 Testpersonen (39%) zu beobachten; der Prozentsatz der PatientInnen mit Husten änderte sich jedoch nicht.

Lungenfunktionsparameter verbesserten sich zwischen Patientenbesuchen nach 6 und 12 Wochen

Die Lungenfunktionsparameter (FEV1, FVC und DLCO) verbesserten sich zwischen den Besuchen nach 6 und 12 Wochen. Nach 6 Wochen zeigten 20 Testpersonen (23%) FEV1 <80% des Normwerts. Nach 12 Wochen verbesserte sich dies bei 18 PatientInnen (21%). Nach 6 Wochen wiesen 24 Testpersonen (28%) eine FVC <80% des Normwerts auf, die sich nach 12 Wochen auf 16 PatientInnen (19%) verbesserte. Und nach 6 Wochen zeigten 28 Teilnehmende (33%) DLCO <80% des Normwerts, was sich nach 12 Wochen auf 19 PatientInnen (22%) verbesserte. 

Pathologische CT-Befunde lagen bei 74 Testpersonen (88%) nach 6 Wochen und bei 48 Teilnehmenden (56%) nach 12 Wochen vor. Schwere pathologische CT-Befunde traten häufiger bei PatientInnen auf, die auf der Intensivstation behandelt wurden. Die wichtigsten Schädigungsmuster bei der Nachuntersuchung waren Milchglastrübung und Retikulationen. "Glücklicherweise konnten wir in unserer Testgruppe keine Anzeichen für eine fortschreitende Lungenfibrose finden", sagte Dr. Sahanic. 

CT konnte auf Lungenschaden hinweisen, der durch Lungenfunktionstests nicht erkannt wurde

Nach 6 Wochen zeigten die Echokardiogramme, dass 48 Testpersonen (58,5%) eine linksventrikuläre diastolische Dysfunktion hatten. Nach 6 Wochen hatte mehr als die Hälfte der PatientInnen mindestens ein persistierendes Symptom, vorwiegend Atemnot und Husten, und die CT-Scans zeigten bei 88% der Teilnehmenden immer noch eine Lungenschädigung. Bis zum nächsten Besuch 12 Wochen nach der Entlassung hatten sich die Symptome jedoch gebessert, und der Lungenschaden war auf 56% reduziert. Zum Zeitpunkt der Präsentation werden die Ergebnisse nach 24 Wochen noch ausgewertet.

"Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie wichtig es ist, eine strukturierte Nachsorge für Patienten mit schwerer COVID-19-Infektion einzuführen. Wichtig ist, dass das CT bei dieser Patientengruppe einen Lungenschaden aufzeigte, der durch Lungenfunktionstests nicht erkannt wurde. Wenn man weiß, wie die PatientInnen langfristig vom Coronavirus betroffen sind, könnten Symptome und Lungenschäden viel früher behandelt werden, was einen bedeutenden Einfluss auf weitere medizinische Empfehlungen und Ratschläge haben könnte", schloss Dr. Sahanic.

Quelle:
1. Sahanic S et al. Persisting pulmonary impairment following severe SARS-CoV-2 infection, preliminary results from the CovILD study. Abstract OA4143, ERS International Virtual Congress 2020, 7-9 Sept.